Montag, 29.07.24
GTA Süd Pontebernando - Sambuco (Etappe 47)
Unterkunft Osteria della Pace
Hm rauf 350, Hm runter 460, km 10
Unterwegs von 9:40 - 13:00, reine Gehzeit ca. 2:45h
Kosten Pontebenardo 80 € p.P. Im DZ/ HP und Inkl aller Getränke
Jetzt hab ich dem Wirt vorgestern oder wann das war echt unrecht getan. HIER war das kleinste Bad meines Lebens! Ich hab es verwechselt. Da seht ihr es wieder, man darf nicht alles glauben was im Internet steht. Davor warnte ja bekanntermaßen schon Leonardo da Vinci.
Bitte - sagt mir wo man stehen soll, wenn man Zähne putzen wollen würde?
Als der Mann - der noch schlechter italienisch spricht als ich - morgens zahlen will, ist es dem Wirt - der noch schlechter Englisch spricht wie wir beide zusammen italienisch - zu doof unsere ganzen Weine, Aperol Spritze, Kaffees, Lemon Sodas und Minaralwasser einzeln aufzuaddieren und mit dem Mann zu diskutieren. Er schlägt auf den Zimmer-mit-Halbpension Preis von 75 Euro p.P. einfach 5 Euro drauf. Passt so.
Beim Frühstück sitzen wir mit den Schweizern zusammen. Die Kinder essen den ihnen zugedachten Apfel-Kuchen nicht auf, der Wirt wird uns später fragen, ob wir ihn mitnehmen wollen. Kuchen ist der perfekte Wander-Snack. Leicht, süß, lecker. Schnelle Energie. Obwohl - viel Energie brauchen wir heute nicht - ein sehr kurzer Höhenmeter-arme Spaziergang nach Sambuco steht an. Unsere letzte gemeinsame Wanderetappe, ab morgen bin ich auf mich allein gestellt. Wir starten spät und werden trotzdem früh ankommen - in der Osterie della Pace - Traditionshaus seit 1865!! Osteria della Pace! Wie das schon klingt! Stellt euch mal kurz vor den Spiegel, und sprecht das mit tragender Stimme laut aus! Dann wisst ihr, wie wir uns heute fühlen. Es ist ein Ort, in dem viele bedeutsame Alpinisten schon Rast gemacht haben.
Reinhold Messner zum Beispiel, wie ein Bild in der Eingangshalle beweisen wird. Hier noch mit dem Seniorchef, es scheint inzwischen an die jüngere Generation übergeben worden zu sein.
Die Neue Züricher Zeitung berichtete schon über diesen Ort:
Und heute Nachmittag dann also die Vereinigung von Qualitäts-Journalismus und Extrem-Alpinismus: Das Eintreffen der Alpenbloggerin! Hoffentlich wollen nicht ALLE gleich ein Selfie mit mir.
Wir starten spät, laufen im Ort nochmal meiner Lieblingsfamilie über den Weg. Wir verabschieden uns zum dritten Mal. Das ist das praktische auf dem GTA, man muss nix ausmachen, man läuft sich immer automatisch über den Weg, sofern man im selben Dorf ist. Das lässt sich überhaupt gar nicht vermeiden. Was in diesem Falle eine gute Nachricht ist.
Ihr werdet euch in der Konstellation auf dem GTA nicht mehr sehen. Sie laufen in einer Variante zum Rifugio Migliorero (V48a und V48b) und sind dann einen Tag hinter mir. Aber ich überlege eh da oben einen Pausentag zu machen, da soll es schön sein, dann holen sie mich wieder ein. Aber den Mann werden sie nicht mehr sehen.
So, jetzt nochmal alle recht freundlich!
Sie laden uns (inkl. Mann) nochmal zu sich in die Schweiz ein und wir (ich ohne Mann) verabreden uns für den Strand in Menton!
Dann schauen wir noch kurz in die Kirche.
Und dann schlendern wir auf einem wirklich schönen Höhenweg von Pontebernardo nach Sambuco.
Am Anfang unter einem schönen Schattendach.
Und dann bleibt man lange dem schwäbischen Stuttgart 21 - Gegner-Demonstrations-Motto „Oben bleiben!“ treu und flaniert auf leichten Wegen entlang, die beiden Dörfer fast immer im Blick.
Wir kommen an blühendem Lavendel vorbei, der hier ja nicht nur seinen Weg ins Panna Cotta findet sondern wohl auch hier in der Region in die Fleischzubereitung. Die Meinungen hierüber, ob man das tun sollte, sind vielfältig.
An diesem Bachlauf findet der Mann, könne man doch nochmal ein Päuschen machen, an diesem anstrengenden Tag. Nicht dass wir zu früh ankommen, und noch gar nicht einchecken können. Es ist sehr romantischer Ort, plätscherndes Wasser, liebliches grün und eine großartige Liebesgeschichte wird hier gleich ihren Anfang nehmen….
Das meine Füße ein so romantischer Ort sind, das wusste ich bis heute nicht.
Aber irgendwie haben diese beiden sich genau hier verabredet. Und wie auf zwei Barhockern sitzt der eine auf meinem linken Zeh, der andere auf meinem Rechten. Sie flirten ein bisschen, unterhalten sich über dies und das, bemerken, dass sie gemeinsame Hobbys haben. Oder dass beide gerade in der Phase ihres Lebens angekommen sind, in der sie gerne eine Familie gründen wollen…? Mein schmetterlingisch ist fast so gut wie mein italienisch.
„Zu mir oder zu dir?“
Der linke Fuß soll es also sein…Schmetterling 2 nähert sich Schmetterling 1 an…
Tja und dann?
Guckt genau hin!
Wer mich kennt weiß, dass ich dieses Bild natürlich liebe. Aus zwei (ein bisschen) unscheinbaren Schmetterlingen, wird jetzt ein richtig schöner, der viel größer wirkt!
Eine perfekte Tarnung einerseits für das Schäferstündchen am Nachmittag, beim schnellen Hingucken sieht es doch wirklich nur wie einer aus. Und eine so schöne Metapher, dass man ja gemeinsam oft noch viel besser aussieht und besser wirken kann!
Kurz überlege ich, sie zu verjagen, ein bisschen unerhört ist das ja schon. Dann aber glaube ich, dass Schmetterlings-Sex jetzt vermutlich nicht so lange dauern wird. Und genau so ist es dann auch. Munter flattern sie kurz drauf weiter.
Ich hoffe, sie benennen ihr erstes Kind nach mir. Ich heiße ALPENBLOGGERIN! Soll ich euch das buchstabieren?
Kurz vor Sambuco wird die Heuernte eingefahren. Das ist jetzt wirklich Sommer.
Und dann - aus der Kategorie Katharinas Lieblingsschilder: Noch 5 Minuten.
Das erste, was ich in diesem Ort bewusst wahrnehme ist dieser unter der Sonnenuhr schlafende Herr. Wie eine Prophezeihung, die ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu deuten vermag, überstrahlt er unseren Zieleinlauf.
Und dann ist es irgendwie das Zimmer, in das ich mich spontan verliebe.
Alles ist neu, schön, riecht zirbenholzig, es gibt Bügel und ein eigenes Bad und einen Balkon.
Und eine lustige Mini-Sitzecke. Und wlan!
„Wenn ich genau in diesem Zimmer bleiben kann, dann mache ich hier einen Pausentag.“ ruft es aus mir heraus! Und obwohl ich morgen mitbekommen werde, das viele abgewiesen werden, komplett alles ausgebucht ist, nichtmal mehr im Posto Tappa, das sie hier auch betreiben etwas frei sein wird, klappt aber genau das. Ja ICH kann noch einen Tag in GENAU DIESEM Zimmer gerne bleiben. Wie großartig ist das denn!
Und dann ist der ganze Nachmittag frei. Der Mann packt sich zusammen - wir packen um, ich werfe noch fast ein Kilo Zeug ab, dass ich dem Mann mitgeben werde. Was ich jetzt wenig / gar nicht anhatte werde ich auch die nächsten 3 Wochen nicht brauchen. Katharina light fährt nach Hause, ein T-Shirt, die Barfuß-Schuhe, bisschen sonstiger Kram. Die Regenhose liegt lange auf dem „geht vielleicht-zurück“ Stapel, bleibt dann aber. Als Versicherung. Wenn ich sie dabei habe, werde ich sie nicht brauchen. Das ist mir die 243 Gramm dann doch wert. Und wenn doch ein Wintereinbruch käme, dann hab ich es damit warm und trocken.
Wir schlendern durch den Ort, essen Eis, das köstlich ist.
Ich habe ab morgen keine Reservierungen mehr, das kann ich ja jetzt von der Terrasse mit einem Glas Wein mal machen. Dieses nächste Rifugio, Migliorero, das ja wie ein schottisches Schloss in der Landschaft thront und so zauberhaft sein soll. Da ruf ich jetzt mal an! Eigentlich völlig unnötig, weil ich bin ja jetzt allein, allein kriegt man immer was. Das sagen alle. Und das ist schließlich ein Rifugio mit 100 Betten.
Aber es ist meine Angstetappe mit 1.720 hm rauf. Da will man abends beim Ankommen nicht erfahren, dass grad geschlossene Gesellschaft ist oder die Hütte wegen Wassermangel geschlossen. Also nur der Vollständigkeit halber rufe ich an. Weil ich halt doch auch ein bisschen deutsch bin. „Hallo, ich würde dann übermorgen kommen, passt das, bin nur eine Person.“ „ne wir sind voll.“ „hä? Wie voll? Ihr habt doch 100 Betten???“ „ja aber die sind halt alle belegt. Die meisten reservieren schon im Februar“ Spinn ich? Ok, dann streiche ich den Pausentag morgen hier wohl. „Ja gut, dann komme ich halt morgen schon, geht das?“ „No, completo.“ Ich bin fassungslos. „Wann ist denn wieder was frei?“ „in 4 Tagen.“ während ich gerade rechne ob das nicht auch ginge, ruft jemand was im Hintergrund und dann sagt die Dame „Ach ne, das geht auch nicht.“ Es scheint sowas wie die Wasseralm auf Salzburg -Triest zu sein. Die machen mitte Februar ihr Buchungsportal auf, innerhalb von 2 Tagen ist der ganze Sommer ausgebucht. Ich hab damals geschaut, wo ich da einen Slot bekommen habe, und von da aus nach vorne und nach hinten die gesamte Tour geplant. Aber hier???
Der Mann nimmt mir die Worte aus dem Mund, die ich in so Situationen normalerweise zu sagen pflege: „Die wissen wohl nicht wer du bist!“ sagt er verständnisvoll.
Was will ich überhaupt auf einem schottischen Schloss! Das liegt eh gar nicht auf dem Weg nach Strepeis. Da kann man auch direkt hin laufen und sich diesen schottischen Umweg sparen! Ich werde erst in ein paar Tagen verstehen, WIE gut das war!
Der Rest der Buchungen klappt HERVORRAGEND! Nur das Hotel mit Pool in Strepeis wollte mich auch nicht, aber da gabs genug andere Sachen. Und ich bin jetzt wieder ein paar Tage gut untergebracht.
Jetzt noch schnell Sachen waschen, solange die Sonne so doll auf unseren Balkon scheint.
Und dann ist auch bald Abendessen.
Die Chefin bringt alles in großen Schüsseln herein. Sie werden nach dem ersten Auflegen fragen, ob man noch was haben will. Und es scheint völlig ok zu sein, wenn man sagt „ja unbedingt!“
Ja und dann bin ich doch ein bisschen traurig. Das waren zwei so schöne und intensive Wochen. Irgendwie weiß ich gar nicht so genau, was jetzt noch groß kommen soll. Dem Mann fällt auf, dass ich IMMER einen Pausentag mache, nachdem er wegfährt. Damals auf der Proseccofarm auf München-Venedig, letztes Jahr in dem schönen Agriturismo Belvedere. Und immer entscheide ich das ganz spontan. Jetzt morgen zum ersten Mal seit Start in Susa mal kurz inne zuhalten und das Erlebte zu sortieren, das fühlt sich schon sehr gut an. Dass der Mann einfach heim fährt, weniger.
Wo war denn jetzt hier bitte ein cliffhänger😂??
Ach Katharina, ich bin auch etwas traurig mit dir, dass der Mann nun nicht mehr mitgehen kann (rückwirkend für dich). Ich denke, er hat nun alles ausprobiert (mitten rein? am Ende dazu (das fand ich persönlich die schönste Variante)? am Anfang dabei?). Nächstes Mal klappt es ja vielleicht mit Wir-gehen-alles-zu-Zweit. Oder kann er sein Café in München nicht so lange alleine lassen? (Frau G und K24, das ist doch auch ein nie endender Spannungsbogen mit diesem gut besuchten, hervorragend geführten, für viele Touren als Startpunkt gewählten Café!)
Tja, jedenfalls verneig ich mich gerade wieder mal vor deiner unglaublichen Leistung Katharina!! Diese Touren sind ja für sich schon extrem Working, aber duuu gehst die einfach mal tagelang (wochenlang😶). Ausgeruht wird dann…
…..ach ja, und noch was…vielen war das winz Bad ja nicht für euch, sondern für die Schmetterlinge 🦋….
Andeuten, antäuschen, Spannungsbögen aufbauen……und dann am ausgestreckten Arm verhungern lassen……da sind sie wieder, die berühmt, berüchtigten Cliffhanger, mit denen und die Alpenbloggerin schon in den letzten Jahren hat zappeln lassen……..es wird sich noch als gut erweisen…..da komm ich die Tage drauf zurück….
Schreib!!!
Die unfassbar gespannte Frau G Aus N