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Noch 3 Tage: Packen, Wiegen, Ausrüstungscheck



Auf meinem Lieblings-T-Shirt vom letzten Jahr prangt ein rost-roter Fleck, der sich über den ganzen Rücken zieht. Ein fieses Stechmücken-Teil hatte sich auf unserem spätabendlichen Weg nach Ponte della Priula ZWISCHEN meinen Rucksack und meinen Rücken gequetscht,  mich gestochen und ist dann dort jämmerlich (so hoffe ich zumindest!!) gestorben. Seit dem ist das T-Shirt ruiniert, ich weiß gar nicht wie in einen so kleinen Viech so viel „Farbstoff“ drin sein kann. Dasselbe T-Shirt gibt es nicht mehr, immer nur so ähnliche, ich will aber genau das. Pech. Ich kaufe neue. Der Rest der Ausrüstung ist aber noch gut.


Mein Rucksack sieht etwas mitgenommen aus,  aber der darf natürlich wieder mit. Auch dieses Jahr muss man wegen Corona warmen Schlafsack und Bettwäsche dabei haben, ein extra-Kilo an Gepäck. Die Hüttewirte dürfen keine Decken ausgeben. Und: Eine Reservierung ist nach wie vor auch für Alpenvereinsmitglieder Pflicht. Es ist also alles vorgebucht, wie immer eine kleine Herausforderung.  Ich laufe Mittwoch alleine in Salzburg los, hoch auf den Untersberg zum Zeppezauer Haus.


Der Mann, der übrigens immer noch derselbe ist, will auch dieses Jahr anonym und namentlich ungenannt Teile des Weges mitlaufen. Ich hoffe, die Klassifizierung „der Mann“ bietet ihm auch dieses Jahr genug Anonymität, teilt er diese Einstufung doch mit über 3 Mrd. Menschen auf dieser Welt…


Er stößt am Freitag für 4 Tage in Berchtesgaden dazu, das ist schließlich seine Heimat und fährt von Maria Alm dann wieder heim. Ich lauf dann  2 Wochen alleine weiter bis Hermagor. Hier werde ich planmäßig 3 km von der Hauptroute abweichen zu einer Alm. Auf der kam gerade ein kleines Ziegen-Baby zur Welt, das will ich unbedingt besuchen. Und den dortigen Ziegen-Hirten auch.  Mehr dazu später… Von da geht es gemeinsam mit dem Mann durch Slovenien und – sollte auch dieses Jahr alles klappen – durchs Weinanbaugebiet bis Triest. Man kommt an einer Stadt vorbei, die „Prosecco“ heißt. Das klingt extrem vielversprechend…


Die letzten Tage verbringe ich mit Abwiegen von Kleidung um die jeweils leichtesten Exemplare zu ermitteln. Gepackt wird erstmal in einem Excel-Sheet… Nach alter Tradition werden die Etiketten herausgeschnitten und die Zahnbürste von ihrem Stil getrennt, weitere 10 Gramm die gespart sind… Man weiß innerlich dass es wirklich los geht: Wenn die Zahnbürste durchtrennt ist. Es reist sich leichter ohne Stil…





Meine Packliste:


Eine Übersicht meiner Packliste findet ihr hier: Meine dringende Empfehlung zur eigenen Orientierung wäre: GUCK WO ANDERS IM INTERNET!! Ich bin ALLES aber keine Pack-Queen. Die Sache mit dem leichten Gepäck ist immer wieder eine Challenge für mich. Ich weiß: Jedes Pfund über 10 kg tut so extra weh. Man sollte wirklich darunter bleiben. Wasser und ggf. mal Brotzeit kommen ja auch noch dazu. Und die Stecken wenn man sie an den Rucksack hängt. Aber da so viele fragen: Büddeschön:


FINAL DABEI 2021

Rucksack

1600

Regenjacke Arcertyx

332

Regenhose

240

warme Jacke gelb

280

Weste blau

225

Midlayer orange warm

365

Langarm Shirt Ortovox

124

T-Shirt pink

126

T-shirt icebreaker gelb

116

kurze Hose CMT

224

lange Hose grau

270

Bergkleid rot oder blau??

105

Bikini

162

FlipFlops Wandelei weiß (oder dochbraun?)

255

Barfussschuhe

420

Unterwäsche 3 Sets, 3 Socken

400

Leggins

155

Schlafsachen

150

Kosmetik

300

Medizin

100

Outdoorhandtuch

100

Schlafsack

450

Hüttenschlafsack als Bettuch

150

Biwaksack

144

Ipad mit Tastatur

700

Kabel, Stecker, Powerbank

300

Mütze

20

Buff 2 x

60

Handschuhe leicht

20

Kletterhandschuhe

40

AdelholzenerFlasche leicht 2mal

84

Gesamtgewicht

8017

Dazu dann noch ein bisschen Krusch wie


  • Lesebrille (ja jetzt isses also soweit…)

  • Impfpass

  • Ausweis

  • ec-karte

  • Kreditkarte

  • Bargeld

  • DAV Ausweis

  • Handy

  • Rother Wander-Führer


Nicht mehr mit dürfen dieses Jahr die Trinkblase und das Kindle. Stattdessen ist die Kindle-App auf dem iPad, das kommt ja zum Schreiben eh wieder mit. Die Trinkblase ist mir mit 300 g zu schwer, zwei leichte Plastikflaschen haben 80g. Und es ist soviel einfacher schnell mal Wasser aus einem Bach aufzufüllen. Außerdem setzen sie nicht den Rucksack unter Wasser, wenn der Schlauch nicht richtig drangeschraubt ist oder abreißt. Und man sieht bei einer Flasche wieviel noch drin ist. Der Sack und ich sind irgendwie keine Freunde geworden. Aber die meisten haben einen, sieht auch viel sportlicher aus! Auch eine neue kurze Hose brauche ich – mein Bruder wollte seine irgendwann zurück. Die ist mir eh inzwischen viel zu groß!


Der rote Punkt und andere Technik-Unterstützer


Der wichtigste Begleiter – die Rother-App wo ICH als roter Punkt erscheine und der zu gehende Weg als roter STRICH – ist natürlich installiert. Es gilt:  Solange Punkt auf Strich ist alles gut!! Wenn nicht: Verlaufen. Das ist immer blöd. Daneben sind die GPS Daten in die Komoot-App importiert, doppelt hält besser. Letztes Jahr sind ja die zwei Geige-Studenten ein paar Tage vor mir hergelaufen (bis ich sie dann doch wieder eingeholt hatte – hehe) und haben Weg-Warnungen, Schlucht-Sperrungen etc. per Sprachnachricht durchgegeben. Dieses Jahr bin ich in einer Threema Gruppe von Christof Herrmann, dem Autor des Salzburg-Triest Wanderführers. Das Buch ist natürlich auch analog mit dabei. Dort findet sich auch ein Code zum Laden der GPS – Tracks.



Threema ist so ein Öko-Messenger für Menschen die Mark Zuckerberg nicht mögen. Christof,  der den Weg 2016 erstmals gegangen ist und seitdem promoted, antwortet mir sofort und fügt mich hinzu. Das mit der Gruppe ist schon super-praktisch weil es jetzt Leute gibt, die schon losgelaufen sind und tägliche Schnee-Berichte und Wegsperrungen posten. Der Dopplersteig am ersten Tag ist z.B. gesperrt, steile 1300 hm fast nur Treppen. Ich hab eh nach einer Ausrede gesucht, den nicht zu gehen, jetzt sperrt ihn der Alpenverein extra ab morgen. Das ist sehr nett. DANKE! Der Mann macht sich schon wieder seit Januar Sorgen. Der wusste das mit dem gesperrten Dopplersteig auch schon VOR allen anderen. Im Gegensatz zu München – Venedig gibt es für diese Tour nicht Hunderte YouTube Videos, von Leuten die das schon gemacht haben, so dass er den Weg noch nicht komplett medial durchlaufen konnte. Christof schreibt ne nette Mail, das würde ich schon schaffen. Na also. Und wenn nicht fahr ich halt Bus.


Das rote Band


Eine zusätzliches Utensil muss auf einer Salzburg – Triest Tour dabei sein: Ein rotes Band, befestigt außen am Rucksack. So erkennt man andere Salzburg – Triest Wanderer. Rot als gemeinsame Farbe der Flaggen aller Länder, die man auf dieser Tour durchwandert. Sollte man in Triest ankommen, bindet man das Band ans Ortsschild von Triest. Eine sehr analoge Methode der „Volkszählung“, wieviele Wanderer es dieses Jahr geschafft haben. Auch gibt es täglich in Salzburg um 10 Uhr einen Treffpunkt und auch dann in Triest. Aber ich laufe immer alleine los, so will es die Tradition… Und nach Triest muss man erstmal kommen. Ein Tag nach dem anderen. Nicht zu weit vordenken…



Der Kampf gegen Blasen…


Meine Bergschuhe sind durch, aber: Globetrotter schenkt mir neue. Ob sie ein schlechtes Gewissen haben, weil ihr Bergschuhverkäufer mich letztes Jahr als zu dick für Schuhe bezeichnet hatte (Siehe Tag 27 ) oder ob sie auch der Meinung sind, hochalpine Bergschuhe für fast 300 Euro sollten mal mindestens ZWEI Alpenüberquerungen lang halten, weiß ich nicht genau.. Auf jeden Fall habe ich jetzt neue!  Sie sind jetzt wieder TIEF- BLAU und nicht matsch-grau. Die Sohle hat wieder Profil und befindet sich AM Schuh.  Dazu hab ich mir Zehensocken gekauft, ein weiteres Kapitel im Kampf gegen Blasen, die ich ja gerne zwischen und untern den Zehen bekomme. Sie sind gelb und wunderschön. Meine Meinung. Ich stehe damit alleine da.



Mama findet, ich sehe darin aus wie Homer Simpson (sie sagte tatsächlich HOMER und nicht etwa Lisa oder Marge…) Mein Bruder findet es einfach lächerlich. Seine Freundin schweigt betreten. Der Mann – anspielend auf meine schwäbische Exil-Vergangenheit – nennt mich fortan Gelbfüßler. Sie haben alle eins gemeinsam: KEINE AHNUNG. ICH hingegen werden diesen Sommer etwas nicht haben: Blasen!


Naja, bis ich sie dann auf einer Testtour bei 35 Grad Hochsommer in Garmisch doch welche bekomme… Das Problem ist einfach, wenn es zu heiß ist in den komplett dichten Schuhen, das packen meine Füße nicht.  Das war ja auch auf den letzten Hitzeetappen nach Venedig schon das Problem. Ich lass mich nochmal beraten und werde auf dieser Tour die Trekkingsandalen gehen Barfuss-Schuhe als zweites Paar für heiße Tage und leichte Etappen austauschen. Die sind sogar nochmal 20 Gramm leichter. Und ich probiere kühlende Mesh-Socken die doppellagig sind und extra für bzw. gegen Blasen. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und fürs durch Flüsse laufen habe ich ja meine neuen FlipFlops, die mir ein sehr fürsorglicher und aufmerksamer Leser „besorgt“ hat… Und in Kombination mit ZEHENSOCKEN kann man jetzt auch Abends mit FlipFlops auf der Hütte warme Füsse haben. Ich bin ein Genie. Und fast ready. Fast…


Die wichtigste Frage zum Schluss: Rot oder blau??


Es bleibt nur eine wichtige Frage offen: Welches Bergkleid darf dieses Jahr mit?? Das überhaupt wichtigste Kleidungsstück einer Alpenüberquerung, das weiß nur niemand. 105 knitterfreie Gramm, die einem ermöglichen Abends beim Italiener oder am Strand (sollte man da je ankommen) nicht sofort wie ein heruntergekommener Alpinist auszusehen. Das eine Kleidungsstück das man auch nicht aus Versehen tagsüber zum wandern anziehen kann, das immer unverschwitzt ist und sowohl am Strand als auch auf der Hütte mit Leggins und Jacke geht! Die vollkommenste Erfindung.  Aber ich habe zwei. In rot und blau. Und kann mich einfach nicht entscheiden.


Wieder das Rote? Wo rot ja die eine gemeinsame Farbe der Flaggen aller Länder ist, die man durchwandert? Das mich schon mal so gut begleitet und bekleidet hat? Das bereits über Alpenüberquerungskompetenzen verfügt. Oder das Blaue? Wo ich blau eigentlich viel lieber mag? Und wenn man schon den ganzen Sommer im selben Kleid rumläuft, dann doch bitte nicht zwei Sommer lang dasselbe? Das ist so schwierig. Ich brauche eure Hilfe. Was tun?

















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