Mittwoch, 24.07.24
GTA Süd Von Rifugio Alpetto - Rif. Grongios Martre (eigentliches Endziel Rif. Bagnour, aber dieses hier war noch toller) - R-Etappe 43
Hm rauf 530, Hm runter 1050, 10,5 km
Unterwegs von 8:40 - 14 Uhr, reine Gehzeit ca 4h
Kosten Rifugio Alpetto 52 € p.P. im 4-Bett Zimmer mit HP und Extras
Ihr wisst nicht was Arvenwälder sind? Wusste ich auch nicht. Aber wir sind heute durch den größten der Alpen gelaufen auf dem Weg zu unserer alternativen Unterkunft, ein Stück ab des Weges. Die mir der Mann vor ein paar Tagen vorgeschlagen hatte mit einem bedauernden „Wir verpassen dann zwar den Branchipus Blanchardi, aber sonst klingt diese Unterkunft doch genau nach uns, lies mal…“
Und dann stand da was von Luxus-Rifugio mit nur 4 DZ, großem Garten mit Liegestühlen und phantastischer Küche, das meiste aus dem heimischen Garten. „Das machen wir! Und wen verpassen wir jetzt?“ „Den Branchipus Blanchardi, eine Garnelenart, die im bei der Bagnour-Hütte (das eigentliche Etappen-Endziel) liegenden Moortümpel Lago Bagnour ihr Zuhause hat. Und wohl nur dort vorkommt und Biologen aus aller Welt anzieht.“ Ich glaub, das kann ich verschmerzen.
Nachdem wir hier angekommen sind, unser traumhaftes Zimmer mit Balkon und eigenem (!) Bad bezogen haben, scheint mir das tatsächlich ein sehr passabler Tausch. Garnele gegen Gartenchalet...
Aber erstmal hinkommen. Um 7:23 Uhr sitzen wir beim Frühstück! Ich hätte dafür eigentlich auf ein Lob, zumindest ein anerkennendes Nicken seitens des Piraten gehofft, aber das bleibt aus. Er kocht uns stattdessen Kaffee. Der hier ja wirklich immer, auf jeder noch so abgelegenen Hütte, großartig ist. Und echtes Nutella gibt es heute, nicht diese Fake-Marken der Vortage.
Wir zahlen die inzwischen üblichen 104 Euro für uns beide, das hat sich jetzt all die Hüttentage so eingependelt, es ist immer irgendwas zwischen 102 und 107 Euro auf Hütten inkl. Aller Getränke oder mal nen Kuchen am Nachmittag. Wobei wir grad nur wenig (Alkohol) trinken. Extremsportler und so 😊
Das war sie also, die erste Hütte der italienischen Alpen, die 1866 vom italienischen Alpenverein gebaut wurde als Basislager für Monvisobesteiger. 200 Lire wurden zu dessen Bau eingebracht. Es schläft sich sehr gut dort, inzwischen ist die alte Hütte ein Museum und es gibt natürlich eine neue, größere, die aber immer noch eher klein ist. 4 oder 5 Zimmer mit je 4 Betten. Den Wasserfall hörte man aus unserem gemütlichen 4-Bett-Zimmern rauschen.
Die Hütte war fast ausgebucht, die meisten sind hier auf einer 3-4 tägigen Tour rund um den Monviso. Was ich sagen will, vorbuchen macht grad schon Sinn. Es sind viele z.T. Sehr große italienische und französische Gruppen unterwegs. Der DAV Summit ist vor kurzem auch hier durch. Wenn dann so ne 12-er Gruppe in eine 20-Betten Hütten kommt ists halt schnell voll.
Der Monviso zeigt sich heute Morgen erstmals gänzlich unverhüllt. Heute wäre ein perfekter Tag zur Besteigung. Aber ich glaub, da muss ich noch ein bisschen hintrainieren.
Wir verabschieden uns von den beiden Italienerinnen - „wir sehen uns dann nächstes Jahr am Mont Blanc?“ ruft Francesca. Den Namen der zweiten habe ich vergessen, da sie uns beide aber so sehr an meine italienische Freundin Elisa erinnert, heißt sie fortan Elisa II. Wir werden noch viele ihrer Tips befolgen, so mein Eindruck…
Wir tauschen noch Nummern aus, ein letztes Foto, jetzt sind wir wirklich die letzten. „Wir sind echt IMMER die letzten, ich versteh das gar nicht.“ meint Francesca. „Ne WIR sind immer die letzten.“ korrigiere ich sie. Ein Wettstreit der Giganten. Wir gewinnen natürlich, sind dann aber gegen 8:40 für unsere Verhältnisse ungewöhnlich früh auf dem Weg.
Heute gibt es viel alpinen Lohn für relativ wenig Aufwand. Das Wetter ist schon wieder perfekt, die Ausblicke fast unbeschreiblich schön, man muss sehr oft einfach auf einem Stein sitzen und in die Gegend schauen. Auf diese Kulisse läuft man lange zu und es fallen einem fast die Augen raus. Ich hab das Gefühl meine Seele ist viel zu klein um all diese Schönheit aufnehmen zu können.
Es geht am Wasserfall zurück hoch, an Seen vorbei, noch mehr Blumenwiesen und immer das gigantische Massiv des Monviso, auf das wir lange zugehen. Ein Murmeltier-Pfeiff-Konzert begleitet uns lange - wir sehen nur eins und sind uns nicht sicher ob es nur eins war, das sich am Echo seiner Piffe freute („endlich mal ein gutes Gespräch.“) oder ob es, ähnlich dem Bläser vom Königssee, genau dafür abgestellt war, den vorbeilaufenden Touristen das Echo der Bergwände vorzuführen. Und vorbeilaufende Touristen gibt es heute eine Menge.
„Gehts hier heut zu!“ schimpft der Mann hin und wieder. Waren wir die Vortage quasi alleine unterwegs (von unseren auf dem Weg sitzenden Lieblings-Holländern mal abgesehen) ist hier ein bisschen mehr los, italienische Gruppen, französische Gruppen, Familien und einzelschnaufende Wanderer, junge Menschen, Rentner, viele davon Italiener. Die Gegend ist beliebt. Sehr zurecht.
Vom höchsten Punkt, dem Passo San Chiaffredo mit 2.764m, könnte man wohl das Monte Rossa Massiv sehen, dass mich im letzten Jahr viele Tage begleitet hatte, aber heute zeigt es sich nicht nicht.
Und da sind auch heute viele Blumen, die sich selbst weit oben durch die Steinplatten ihren Weg suchen. Später laufen wir durch eine Steinwüste und durch ein Meer von Steinmännchen, die von weitem wie neugierige aufgerichtete Erdmännchen wirken, die fröhlich winken.
Nochmal ein See - der GTA-Architekt hat sich auch mit dieser Etappe selbst übertroffen.
Und dann biegen wir in den Arvenwald - den ich so als Besonderheit nicht erkannt hätte, würde der Rother nicht hartnäckig drauf hinweisen. Ich zitiere: „Der Bosco dell‘Alevè, der auf einer Fläche von 825 Hektar die Ostseite des Varaita Tals bedeckt, gilt als der größte Arvenwald der Alpen. Dank des abschüssigen Geländes und als Lawinenbarriere für die Talschaft blieb der Wald vor Rodungen geschützt und die knorrigen, jahrhundertealte Bäume konnten sich erhalten.“
Und dann stehen wir plötzlich vor dem entzückenden Steinhaus, das für heute unser Zuhause sein wird, ein freundlicher Hund begrüßt uns. Er heißt „Schnee“ und der Mann wird jedesmal sagen „Winter is coming.“ wenn er auf uns zuläuft.
Das Ehepaar des Hauses ist sooo nett, Leila und Lucca. Es ist 14 Uhr, ein riesiger Garten und Liegestühle laden zum Beine hochladen, lesen, schreiben und die nächsten Tage organisieren ein. Ab morgen haben wir keine Unterkunft mehr, das sollten wir langsam mal ändern. Der Mann ist noch 5 Nächte hier, langsam muss man „von hinten“ rechnen und planen. Dienstag, 6:57 Uhr morgens den Bus aus Sambuco erwischen ist das Ziel, dann wäre er 22 Uhr in München. Mit noch ggf. einem Puffertag Urlaub, falls man doch in Turin oder Mailand strandet. Das Wetter verspricht auch die nächste Woche so schön zu bleiben, also wettertechnisch sollten wir gut durchkommen. Und der Rest ist ja immer auch Glück.
Dass wir meistens haben.
So - gleich gibts Essen!
Einen schönen Abend,
Eure Katharina
Jajaja, ich schreib ja schon ☺️☺️
Deinen Blog zu lesen ist ja fast wie selber gehen, nur nicht so anstrengend 😅. Ich freue mich jeden Tag aufs Lesen. Weiter so. Liebe Grüße, Petra
Da wir, oder bins nur ich? Ok, also ibims, wissen, dass er den Bus erreichen wird, können wir uns anderen Dingen zuwenden.
Nutella??? Wegen Nutella musstest du eine halbe Stunde früher frühstücken als gewünscht?
Der Pirat muss noch viel dazu lernen!
Ansonsten sind deine Berichterstattung und deine Bilder wieder spannend, wunderschön und Neid erregend.
Klar könnt ich das selber laufen, sehen, erleben…..könnte ich……ich? Ne! Niemals!!
Deshalb freue ich mich immer, wie ein Schnitzel, wenn die nächste Email Benachrichtigung (es kommt übrigens nur noch eine) kommt, dass ich endlich lesen darf, wie es weitergeht!!
Äääähm…..wann kommt die nächste???
Frau G aus N