Donnerstag, 25.07.24
GTA Süd Rif. Grongios Martre - Chiasale, Etappe 44
Unterkunft Agriturismo Lou Saret
Hm rauf 880 (700 davon SOOO steil), Hm runter 888, km 15
Unterwegs von 9:50 - 15:30, reine Gehzeit ca 5h (und damit erstmals 0,5 h unter Rother-Zeit - bääähm!)
Kosten Grongios Martre: 85 € p.P. im DZ mit sensationeller HP
„Das war aber auch ein voll schöner Tag!“ meint der Mann beim Ankommen in Chiasale. Ich fands einen Normalo-Tag, mit sooooo steilem Aufstieg (ja spinn ich!) der meiner mit Schönheit fast schon reizüberfluteten Seele nach den grandiosen Vortagen ein bisschen Erholung gönnt.
Lucca und Leila waren ja gestern Abend nach dem phänomenalen Abendessen schon ewig beschäftigt, aus allen Schränken tausende kleine Schüsselchen, Dosen und sonstige Behälter rauszuräumen und auf einem Tisch zu drapieren. Bevor wir gucken konnten kam eine große Decke drüber, aha - da drunter ist wohl unser Frühstück versteckt. Bis wir heute morgen dort auftauchen, kamen noch mehr Leckereien dazu und die Decke war gelüftet. Darunter sah es aus wie im Superfood-Regal eines Bio-Supermarktes. Alle möglichen Beeren, Nüsse, Trockenobst, Körner, Müslis, aber auch Keksdosen in allen Varianten, fast alles selbst gebacken, viel davon mit Vollkornmehl. „Was ist das grüne Pulver?“ frage ich. Es sieht aus wie Ostereier-Färbe-Farbe. Also die für die grünen Eier. „Spirulina Algen!“ sagt Leila. Und ergänzt: „molto gesund!“
´
Inzwischen haben wir rausgefunden, dass nicht nur er deutsch spricht sondern sie auch. Und zwar flließend. „Hab mal ein paar Jahre in Berlin gearbeitet“ erzählt sie. Und war davor in London und Málaga. Deswegen spricht sie auch Englisch und Spanisch. Sie hat sich die ganze Welt angesehen, bevor sie dann in ihre Heimat zurück kam. Und hier mit ihrem Mann vor 15 Jahren diesen Traum geschaffen hat, aus einer alten Ruine. Seitdem leben sie hier und verwöhnen Gäste.
Das ist sie. Er ist meinem Fotoshooting mit einem morgendlichen Ausflug auf seinem Traktor entkommen.
Ja und dann gibt es da noch einen zweiten Tisch, da steht Obst - frische Melone und Heidelbeeren, Eier von den eigenen Hühnern, (es sind glaub die ersten Frühstückseier, seit wir hier sind) frisch gebackenes Brot, soooo feinen Bergkäse, Schinken, Joghurt. Auf unserem Tisch stehen noch mehr Schüsselchen.
Die ganze Stube strahlt Gemütlichkeit aus. Und Entschleunigung.
„Was ist das?“ fragt der Mann.
„Ich tippe auf Weißwurst-Senf?“ so sieht es aus. Der Mann probiert: „Hmmm…. Kiwi-Marmelade!“ Ein früher Start ist ausgeschlossen, wir werden hier lange sitzen…Dieser Ort ist Entschleunigung pur.
Es wird dann auch fast 10 bis wir auf dem Weg stehen und dann die freudige Überraschung: Die Unterkunft war ja gar nicht abseits des Weges! Wir stehen mitten auf dem Weg und ohne einen Schritt getan zu haben sind wir schon vorwärts gekommen. Sowas liebe ich ja!
Die 100 HM rauf zum Banjour - der Garnelen-Unterkunft - die haben wir uns nicht nur gestern gespart, und müssen sie dafür heute gehen - nein, sie sind weggezaubert! Sehr gut. Der Garnelen-Palast ist ein UMWEG! Das sollte der Rother viel deutlicher klarstellen!
Jetzt steigen wir erstmal durch den Wald ab nach Castello, zu einem großen Stausee, laufen dort über die Staumauer zu anderen Seite und folgen einem Panorama-Spazierweg, auf dem sehr viele ältere italienischen Paare und Freundinnen unterwegs sind. Alle grüßen freundlich, bitten um Fotos. Es sind leichte Flanier-Wege.
Auf der anderen Seite des Sees ist ein Campingplatz, es gibt dort auch Holz-Cabins, von da aus scheinen einige ihren Morgenspaziergang zu machen.
Und dann biegt es irgendwann links in den Wald weg, vorbei an Kühen und Pferden.
Und dann wird es so so so so steil!
Hier ist das schlimmste Stück vorbei - jetzt nur noch einmal da rüber queren, aber ich lese lieber nochmal nach. Es war gar nicht heiß trotzdem waren wir beide durchgeschwitzt, es war total schwül.
Und dann zweistündiger leichter Abstieg. Irgendwann muss man sich entscheiden, ob man nach Chiesa oder nach Chiazale absteigt, sprich ob man eine 4-tägige Variante über Klöster geht oder auf der „Normalroute“ bleibt. Der Mann steht am Abzweig und sagt „No, no, no!“ und wedelt dabei mit seinem Finger in der Luft. Er macht sehr treffend die bezaubernde Elisa II von der Alpetto Hütte danach, die genau davon abgeraten hatte! Weil einfach die Hauptroute so zauberhaft schön sei, das müssten wir unbedingt genau so gehen! (Mit einer kleinen Abweichung)
Wir biegen also nach Chiazale und kommen gegen halb 4 im Agriturismo Lou Saret an. Die Tochter des Hauses spricht deutsch und englisch, sie war mal als AuPair in München. Sie ist supernett, alles ist liebevoll eingerichtet, aber klein.
Und es gibt irgendwie nix zum gemütlich hinsetzen. Der Wirt wird mich abends aus der Stube scheuchen. Aber vorher serviert er uns Essen, das ist - mal wieder - sehr gut. Es gibt zum ersten Mal Risotto als Primi.
Und zu Köstlichkeiten wir Dinkelsalat als Antipasti. Und mal wieder Fleisch als Hauptgang, mit Mangold aus dem Garten.
Die 4 Holländer von der Alpetto sind auch da. Als der Nachtisch - Bonet - kommt und sie das offensichtlich nicht kennen obwohl sie auch schon einige Tage auf dem GTA sind, fällt mir wieder auf, dass das Essen dieses Jahr wirklich so vielseitig ist. Als hätten sich alle Orte abgesprochen, jeder kocht was anderes, wir hatten bislang kaum Polenta oder Pasta Bolognese, letztes Jahr das Standardgericht fast überall. Das ist echt schön. Und es gibt weiterhin so viel mehr Obst und Gemüse zu allem dazu.
Nun müssen wir aber die wichtigste Frage klären, die Holländer waren auf der Garnelen-Hütte. „Habt ihr denn diese fabelhaft seltene endemische Garnele gesehen? Wie war sie??“ Alle schütteln den Kopf! Das habe ich mir doch gedacht! Ne Garnele ist ja auch kein Delphin, der freudig ein paar Saltos im Wasser schlägt und das wiederholt, wenn Menschen am Ufer stehen und klatschen. Ein Holländer meint, er hätte schon auch Shrimpscocktail zum Aperitif erwartet, gabs dann aber gar nicht. Es ist der Mann von der (wegen mir) im dunkeln-duschenden Holländerin. Es hätte stattdessen wohl sehr viele Stechmücken gehabt. Wir haben also nichts verpasst.
Das war heute irgendwie so ein Normalo-Tag. Alles schon ok. Der Mann fand es gut, dass die Wege so leicht waren und man die Füße auslaufen lassen konnte.
In diesem Sinne:
Normalotag, jawollll, auch mal wichtig. Auch wenn es dummerweise sooooo steil war…..Frechheit eigentlich! Steil in den Alpen…..schreibe eine Beschwerde an den Rother!
Liebe Grüße von Frau G aus N