Donnerstag, 01.08.24
GTA Süd Strepeis - Kloster Sant Anna di Vinario
Hm rauf 1.110, Hm runter 365, km 11
Draußenzeit von 9:30 (!) - 17:00, reine Gehzeit ca 5:30 h
Kosten Albergo Strapeis: 78 € im EZ mit HP
„Also wir sind ja schon viel gewandert, überall auf der Welt, aber wann hatten wir denn je einen SO perfekten Tag?? Also da war doch heute ALLES dabei: Gleich mal ein krasser Wasserfall zu Beginn, ein Fluss zum Baden, schöne Waldwege, Hochebenen, irre Panorama, dann ein See zum Baden und überall ist es einfach nur ganz doll schön!“ schwärmt David beim Abendessen. Paula nickt. Und ergänzt: „Ein Zauberwald, ein Hochmoor, der Wahnsinn.“
Ich bin sehr froh - die beiden sind ja nicht in Strepeis gestartet, weil sie genau DIESEN Teil der Seealpen schon immer sehen wollten und sich das genau so akribisch zusammengeplant hatten, sondern weil ich hier zufällig grad an ihrem Urlaubsbeginn hingewandert war.
Aber es war wirklich eine unglaublich schöne Highlight-Etappe. Da war einfach alles drin. Begonnen mit einem späten Frühstück ☺️ - das ist ja eh immer ein Garant für gute Tage…
Beim Auschecken entdecke ich noch eine Lese-Ecke unter der Treppe! Man könnte hier auch einen Regentag gut aushalten.
Kurzer Blick zurück, dann geht es ein bisschen die Straße entlang rauf. Die „Original-GTA“ geht in 3,5h zum Kloster, die Tour startet unten an der Therme bei den Hotpools, wir haben den Abzweig gestern noch gesehen.
Der Rother empfiehlt die „nur ein wenig anspruchsvollere, doch landschaftlich weitaus reizvoller Route durch das Tesina-Tal, wo sich wilde Gebirgszacken um Höhenterassen bäumen, und in die sich knallblaue Seen schmiegen.“ Na klar machen wir das.
Die knallblauen Seen allein hätten uns ja schon überzeugt!
Und nach einem kurzen Spaziergang an der Strasse geht es in einen von Sonne durchfluteten Zauberwald.
Und dann kommt nach einer knappen Stunde schon ein so beindruckender Wasserfall, an den man ganz nah hinkommt.
Die Cascata Marina.
Du hast grad einen stressigen Tag im Büro? Hier 10 Sekunden Wasserfall-gucken zur Entspannung. Ich hab ihn euch sogar auf Slow-Motion gestellt, damit er euch wirklich entspannen kann…
David würde in dem Pool gerne baden, aber da führt jetzt mal - ganz wörtlich genommen - kein Weg hin.
Richtig gut markiert ist nicht und das Kloster auch nirgends ausgeschrieben, aber wir sind ja auch nicht auf dem „offiziellen“ Weg. „Mehrere Pfadspuren lösen sich im Nichts auf“ warnt auch der Rother. Wir tappen uns einen Waldweg hoch, diskutieren mal kurz ob hier lang oder dort lang, aber das wir über Baumwurzeln stolpern und durch unmarkierte Wälder irren, das haben wir letztes Jahr auf dem Abstieg von der Alpe Colma schon geübt. Das können wir. Diesmal vertrete ich mir nichtmal das Knie.
Wir kommen wieder in die Sonne und laufen an einem Fluss entlang - na da wird sich doch eine Badestelle finden lassen? Und da ist sie!
David lässt sich kopfüber ins Wasser fallen. Das darf man eigentlich nicht, hab ich zumindest beim Absolvieren des bayrischen Seepferdchens gelernt. „Nicht in unbekannte Gewässer springen!“
Nicht nur das bayrische Abitur scheint anspruchsvoller 😉
Aber er taucht wieder auf. Und schreit: „ALTER!“
Für meine Nicht-Berliner Leser: Das ist berlinerisch und kann viele situationsabhängig verschiedenste Bedeutungen haben. Wenn Menschen gerade aus unbekannten Gewässern auftauchen, heißt es meist sowas wie: „Oh, das ist jetzt aber überraschend kalt!“
Also wir hinterher. Es ist herrlich!
(Als ich David abends nach dem Foto frage, ob er das diesmal besser hinbekommen hat meinte er: „Ja das ist super, man sieht fast nix von euch, ihr seid ganz unter Wasser…“ Komplimente machen kann er…)
Trocknen lassen in der Sonne. Und weiter am Bachufer entlang, bis sich das enge Tal in ein traumhaftes Hochtal verwandelt.
Weiter durch ein Hochmoorartige Landschaft.
Und kurz vor dem letzten Anstieg zum Passo Tesina, heute wird bei 2.400 hm der höchste Punkt erreicht sein, wäre ja nochmal Zeit für ein bisschen Sonnenbaden auf einem Felsen.
Ein kurzer Blick zurück - hier sieht man weit in das Tesina Tal.
Und dann ist man doch mit ein bisschen Schnaufen schon oben. Das letzte Stück war sehr steil… Aber es lohnt sich sehr! Das ist mein heutiges Lieblingsbild! Der Blick war unglaublich!
Die zwei sind schon lange oben…
Und ich irgendwann auch!
Kurzer Abstieg, und dann stellt sich uns noch ein in Sonne getauchter See in den Weg. Eine große Gruppe Pfadfinder campiert dort, weiter hinten ein sehr ungleiches Paar, das unentschlossen im Wasser steht. Der Heiligen St. Anna ist hier vieles gewidmet und nach ihr benannt, sie ist Schutzpatronin für allerlei Anliegen, wohl auch die der Schwangeren. Oder derer, die es gerne werden möchten. „Vielleicht will sie schwanger werden?“ versuchen Paula und ich das zögerliche Bade-verhalten zu deuten. „Bei ihm scheint es schon funktioniert zu haben.“ meint David mit Blick auf den Körperumfang des Mannes. Er wird später noch sehr entsetzt sein, weil sie eine Tomatenscheibe ins Wasser werfen, bevor sie gehen. „Ey die haben einfach Müll ins Wasser geworfen! Das geht doch nicht!“ „Naja eine Tomate. Vielleicht ein Fruchbarkeits-Ritual?“ wir haben uns irgendwie auf das Thema eingeschossen. Ich vermute eher ein Sandwich vom Hotel, und jemand mag einfach keine Tomaten auf diesem.
Egal, jetzt gehen wir erstmal ins Wasser. Und das ist jetzt wirklich HERRLICH!!! Der reinste Sommer-Badesee, locker 16, 17 Grad. Man kann ewig schwimmen.
Einmal ganz durch und wieder zurück - kein Problem.
Und nach einem kleinen Abstieg kommt auch schon das Kloster in Sicht. Das (angeblich) Europas höchstgelegenen Kloster ist. Es liegt sehr idyllisch umrahmt von Bergen.
Es ist genau 17:02 Uhr als ich in meine Dusche steige. David hatte völlig recht: Und wenn man da um 5 Uhr ankommt, reicht es doch auch! Abendessen gibt es um halb 8, mehr als genug Zeit für Duschen, Sachen durchwaschen, ein bisschen am Bett liegen und ausruhen, lesen, schreiben, durch die Klosteranlage spazieren und im Biergarten ein kleines Bier trinken.
Der Tag war so voll mit schönen Dingen und trotzdem so entspannt.
Die Klosterkirche ist tapeziert mit Bildern, von Dingen, wo die Hl. Anna gut gewirkt hat, Schlimmes verhinderte, eine schützende Hand über jemanden gehalten hat.
Ich zünde ein paar Kerzen an, für Menschen, die mir gerade in den Sinn kommen. Von denen ich weiß, dass sie sich so dringend ein Kind wünschen. Oder grad eines verloren haben. Ein Schmerz, den ich nicht im Ansatz nachempfinden, nur erahnen kann.
Zum Essen wird selbstverständlich St. Anna Wasser gereicht. Und nun erlebt ihr nach bald 3 Wochen etwas Neues hier: Zum ersten Mal seit Beginn muss ich für die Beschreibung des Abendessens keine Superlative verpulvern.
Es war sehr…. Normal Punkt. Pasta mit Dosenthunfisch und Dosenerbsen. Und dann das hier als Hauptgang:
„Was war das“ fragt der Mann später anhand des Fotos. „Gepresster Kuhfladen?“
Na irgendso ein Burger-Patty. Mit ekligem Spinat. Wobei Spinat ja immer eklig ist. „Ich esse keinen Spinat!“ Schimpfe ich. Paula meint „Du musst wenigstens probieren, man muss immer alles erst probieren!“
Ich würge mir eine Gabel rein, es schmeckt nach Spinat. Scheußlich also. Paula und David teilen sich meine Portion. Zum Nachtisch gibt es Bonet. „Ne das esse ich jetzt nicht!“ sagt Paula. „warum muss hier immer alles SO süß sein?“ David und ich sagen im Chor „Du musst wenigstens probieren!“ bevor wir uns ihren Nachtisch aufteilen.
Wir sind schon eine sehr gutes Team…
Die abendliche Atmosphäre im Kloster ist friedlich und macht das Herz sehr leicht. Das nach diesem Tag gleichzeitig so voll ist. Ich sitze noch eine Weile draußen, staunend und dankbar, wie schön das Leben grad ist.
…….all die Liebe (und auch Glück) die wir geben, kehrt ins eigne Herz zurück….
Somit ist es doch gar nicht verwunderlich, dass du es so schön empfindest, dein Leben, deine Umgebung, deine Begleitung…….eben alles! Weil das Alles genau dich ausmacht!
Es freut sich ganz doll mit dir, Frau G aus N
Ich finde es so schön, Dich und Deine Liebsten virtuell begleiten zu können! 💗Und diese Bilder....ich dachte immer ich bin die Dschungelqueen aber vielleicht werde ich doch irgendwann ein Bergmädel. 😍 Danke für die tollen Eindrücke. Das Rauschen vom Wasserfall nehme ich jetzt mit unter die Dusche und stelle mir vor, dass meine Dusche der Wasserfall ist. Fühl Euch alle beglitzert und umarmt.
Berg Heil!
Ines