Tag 2 GTA Süd - Almblumenwiesentag

Dienstag, 16.07.24

GTA Süd Alpe Toglie - Lago del Laux (Rother-Etappe 36 - Originaletappe bis Usseaux, wir sind ne halbe Stunde weitergelaufen in das schöne See-Hotel Lago del Laux)

Hm rauf 1334, Hm runter 1550, Km 20

Unterwegs von 8:30 - 18:30, reine Gehzeit ca. 9h

Kosten Alpe Toglie p.P.: 8 € Übernachtung im MBZ, 5 € Frühstück, 20 € 3 Gänge-Abendessen

Wir sind sooo platt. Gemeinsam tut uns alles weh. Mir der Nacken und die Füße, dem Mann der Rücken und die Knie. Aber das war es so wert, was für ein Traumtag. Hier ist der Frühling ausgebrochen! Wir sind den ganzen Tag durch ein Bergblumenmeer in allen Farben gelaufen. Da der Schnee hier noch nicht lange weg ist und es ja auch hier so viel geregnet hatte, ist jetzt gerade alles unfassbar grün, voller Blumen in allen Farben, die Hänge voll mit Alpenrosen und alles einfach zauberhaft schön! Aber der Tag war irre lang und irre steil im Anstieg…

Zum Frühstück gibt es Nutella und Käse, danach heißt es Rucksack zusammenpacken. Es hat noch nicht alles seinen Platz gefunden im Rucksack, das muss sich erst wieder eingewöhnen. Auch der Rücken darf sich noch dran gewöhnen, ich werde immer wieder hin und her ruckeln in der Hoffnung, dass es bequemer wird, aber das wird wohl erst in ein paar Tagen leichter gehen. Es ein langer warmer Tag mit wenig / keiner Gelegenheit Wasser aufzufüllen, 3 Liter kommen also noch mit drauf ins Gepäck. Um halb 9 ist aber alles eingepackt, Wasser aufgefüllt und wir kommen los, die Holländer voran, ich mache noch Fotos und ein Video, der Mann sucht irgendwas. Die Wirtin ruft uns bald nach, dass der Holländer falsch läuft. Die Hunde laufen bellend hinterher, sie scheinen uns auch sagen zu wollen, „ist Käse, wo der Holländer da läuft!“ Die sind schon sehr aufmerksam.

Und nach ein paar kleinen Abwärtskurven und einem Weg, der recht entspannt aussieht, wird es plötzlich so steil. Und bleibt es auch die nächsten 1000 hm. Beim Blick zurück winkt nochmals der Rocciamelone.

Zu Beginn ist alles gottseidank im Wald, aber ohne Stecken wäre ich da glaub gar nicht hochgekommen. Der Mann nimmt mir irgendwann 1,5 l Wasser ab, das macht es etwas besser, aber es bleibt hart.

Ein paar Kühe fragen sich, was wir da auf ihren Wegen zu suchen haben, lassen uns dann aber freundlich vorbei.

Nach einem kurzen flachen Stück wird es wieder steil. Die Alpe Toglie liegt auf 1500 m, unser höchster Punkt heute, die „chinesische Mauer der Alpen“, der Colle dell Orsiera auf fast 2.600.

An einer Lichtung mit kleinem Wasserfall und einem großen Stein machen wir Rast.

 5 Minuten später kommt ein Bivak, dort sitzen die Holländer auf einer Bank, es ist aber verschlossen, man kann da aktuell wohl nicht übernachten.

Und dann wird’s wieder steil. Der Rucksack beißt so in den Rücken, heute Abend werde ich wieder schauen, ob ich Dellen in den Schultern habe - es fühlt sich so an.

Aber irgendwann kommt „die chinesische Mauer“ in Sicht, die ursprünglich mal gegen die Franzosen errichtet wurde.

Heute steht da allerdings nur ein freundlicher Holländer, der uns auf den letzten Metern anfeuert. Die beiden machen ungefähr so oft Pausen wie wir, das ist sehr sympathisch .

Geschafft! Höchster Punkt für heute.

Wir gönnen uns eine lange Pause und den grandiosen Blick zurück:

Nach der Rast starten wir die 1500 hm Abstieg, die auch sehr lang sein werden, aber Abstiege machen mir ja meist wenig aus. Die Wege sind einfach und blumenreich, man kommt an sehr ausgestorbenen Dörfern vorbei. Die Luft ist erstaunlich kühl, auch das hat den (für mich) schwierigen Aufstieg erträglich(er) gemacht.

Der Mann erteilt mir irgendwann ein Blumen-Fotografier-Verbot und macht dann kurz drauf Tausende Fotos von einer ollen Wehranlage. Fenestrelle, größte Festungsanlage der Alpen die wohl nachts beleuchtet sehr eindrucksvoll aussieht. Ein extra Tag zur Besichtigung würde sich anbieten, von unserem Zielort Lago del Laux könne man schön hinspazieren. Aber es ist noch zu früh für einen Pausentag. Und wir kommen auf dem Weg noch an genug Militärwegen und -bunkern vorbei.

Der kleine Ort Usseaux zählt zu den Bilderbuchorten Italiens. Es ist das offizielle Etappenendziel und der Wirt des dortigen Posto Tappa hat hier viele Holzbilder erstellt und den Ort damit geschmückt. Alles ist herausgeputzt, viele Blumenkästen, ein kleiner Platz mit Brunnen, hier kann man es schon mal einen Abend aushalten.

Aber uns zieht es noch eine halbe Stunde weiter, an das Seehotel Lago del Laux. Hauptsächlich, weil es die morgige irre lange Etappe verkürzt, wir werden sie von beiden Seiten „anknabbern“, diese halbe Stunde jetzt also von der linken.

Und das geht dann auch ganz schnell. Zwar sieht der See doch nicht ganz so badefreundlich aus, aber es ist eh schon so spät, dass es gleich Abendessen gibt. Wir bekommen ein entzückendes Zimmer mit großem Balkon, unter dem Badfenster bimmeln Schafe und Ziegen und gleich gibt es Abendessen. Ich hab den Verdacht, das wird fein sein… und dass wir heute SEHR früh ins Bett fallen werden…

Was für ein grandioser Tag.

P.s. Abendessen war sooo gut. Hier mal nur der Nachtisch - eine Vereinigung von Bonet und PannaCotta