Tag 21 GTA Süd - Schimmelpilz-Spass

Sonntag, 04.08.24

GTA Süd PAUSENTAG in Terme di Valdieri

(Paula und David flanierend von Hotel zu Terme)

Ausschlafen!! Und dann kurz vor 10 zum Frühstück huschen…

Dabei diskutieren wir, ob wir jetzt Liegen am Pool reservieren müssen. Ich meine, nein. „Die Leute werden doch tagsüber eh beim Wandern sein, oder?“ David deutet mit einer ausladenden Handbewegung in den Raum: „Guck dich doch mal BITTE um! Von denen WANDERT hier doch keiner!!“

An unserem Tisch quietscht eine entzückende alte Omi mit ihrem Rollator vorbei…

Wir buchen diverse Massage und Fango-Packungen-Termine, ich stelle fest, der Dachterrassenpool ist tatsächlich fast leer, auch ohne Wanderer, es sind scheins am heutigen Sonntag alle abgereist. Aber ich brauche noch einen BADEMANTEL. Irgendwie hatten alle einen auf ihrem Zimmer, bei mir war keiner. Am Gang sehe ich ein Zimmermädchen, mit großem Wagen. Ob ich einen Bademantel haben kann, frage ich. Sie versteht mich nicht, hält mir ihr Handy hin, ich soll reinsprechen, was ich brauche. Ich sage auf deutsch „Bademantel“ Ihr Übersetzungsprogramm meldet einen Fehler. Was das für eine Sprache sei, fragt sie. Ich sage deutsch. Ah, sie stellt die Sprache um, jetzt klappt es. Sie nickt kurz drauf, saust los und holt mir einen Bademantel. Wir dachten beide voneinander, wir sind Italienerinnen. Was sie denn für eine Sprache spricht, frage ich. Ukrainisch, sagt sie. Kann meine Übersetzungs-App (Deepl) ukrainisch?

Kann es. Jetzt staune ich wirklich und unsere beiden Übersetzungs-Apps unterhalten sich ein wenig miteinander. Ist das genial? Vor 3 Jahren hab ich noch einen Schimpf-Artikel geschrieben, wie sehr mich das nervt, dass man sich nicht mit jedem Menschen auf der Welt in jeder Sprache unterhalten kann. 3 Jahre später stehe ich in Therme di Valdieri und „unterhalte“ mich mit einer Ukrainerin…(Technologischer) Fortschritt wird immer so schnell selbstverständlich und normal, dass wir manchmal vergessen uns auch dran zu freuen. Sie erzählt, dass sie seit ein paar Monaten hier ist und sich wohlfühlt. Sie wirkt sehr dankbar. Ob ich noch Shampoo oder Bodylotion brauche? Bodylotion???? Das Gold der Weitwanderin, vor allem wenn es in so Mini-kleinen Verpackungen dargereicht wird wie hier, da kann man ja tatsächlich 2 davon mitnehmen…Sie greift in ihre Kittel-Taschen und steckt mir einen Vorrat zu. Als ich ihr später ein Trinkgeld zustecke, fängt sie an zu weinen.

Die Begegnung beschäftigt mich eine ganze Weile.

Ich glaube, es gibt schlimmere Schicksale für eine geflüchtete Frau, als in einem italienischen Rentner-Wellness-Hotel Bademäntel und Shampoo zu verteilen. Und gleichzeitig denke ich, hätte man es sich wohl auch nicht so ausgesucht. Vermutlich hatte sie auch andere Pläne mit ihrem Leben. Und hockt jetzt in diesem Kaff fest. Aber irgendwie werden wir ja alle irgendwo „abgeworfen“ und dürfen von da aus versuchen, das Beste draus zu machen. Und ganz oft dürfen / müssen wir vom Plan den wir hatten, abweichen. Manchmal drastisch.

Und es zeigt auch, dass es für viele Herausforderungen vielleicht doch auch Lösungen gibt, die eine win-win-Situation für alle herstellen. Vermutlich stehen die Bewerber nicht Schlange vorm Hotel, um hier als Zimmermädchen arbeiten zu dürfen. Es ist doch für beide Seiten ein Gewinn, ein „besser als vorher“? Ich hoffe nur, sie zahlen sie fair.

Um 13 Uhr ist Massage (aaaahhh!!!) - ab 14 Uhr haben wir den Nachmittags-Slot in der„offiziellen“ Terme, wir liegen jetzt dort am Pool - lesen, schauen, Teile von uns baden.

Um 16 Uhr geht es zur Schimmelpilz-Fango-Behandlung in der heißen Grotte mit Paula - danach - Spazieren gehen durch den Ort - Weißwein-trinken in einer Bar - Abendessen.

Das war mein Tag. Herrlich. Aus der heißen Schwefelgrotte, in der Paula und ich als grüne Männchen verkleidet saßen mit einer Ganzkörper-Packung aus grünem Glibber-Schimmelpilz-Schlamm, den sie HIER auf den Terrassen anbauen

und der soooo gut für die Haut sein soll, davon gibt es keine Bilder! Aber es war sehr sehr lustig! Und - naja - ein bisschen italienisch. Paula wird sagen, dass sie es wohl hübscher gestalten würde, wenn aus ihrem Wohnzimmer plötzlich heißes Heilwasser aus der Wand sprudeln würde. Die Grotte, in der wir sitzen ähnelt eher eine Garage. Davor eine Stahltür.

Wenigstens eine Marmorstatue von einem (nackten) griechischen Gott oder sowas hätten sie uns ja dazu stellen können. So ein bisschen fürs Ambiente. Aber die Dame die uns einweist ist sehr nett und schrubbt uns den Rücken ab, bevor erst das Peeling, dann der Glibberschlamm aufgetragen wird.

David wird uns später nicht glauben, dass um sich von Peeling und Glibber final zu reinigen sie uns einen Gartenschlauch durch die Tür gelegt haben mit einer Gardena Spritze vorne dran.

Auch der Wartebereich war eher minimalistisch gestaltet.

Also was ich sagen will: zu zweit war das jetzt schon sehr lustig, wäre ich da jetzt alleine gehockt in einer heißen Garage mit einem Gartenschlauch, hätte ich das glaub doch etwas seltsam gefunden. Und mit 65 Euro dann auch ein bisschen teuer.

Ich finde noch ein Werbeplakat aus den 80gern. Hier liege ich gerade!

So ein entspannt schöner fauler und trotzdem auch sehr nachdenklicher Tag.

Das Abendessen war dramatisch schlechter als gestern, (trotzdem nicht minder lustig) vielleicht weil heute kaum mehr jemand da war? Ich lasse mir heute Abend schon die Rechnung geben, und werde morgen früh 190 Euro pro Nacht mit HP zahlen, fast das vierfache wie gegenüber im Rifugio. Die Aussage, dass man wenn man im Hotel ist umsonst in die Therme kann stimmt nicht, sie haben halt einen eigenen Thermalpool am Dach, der schon sehr cool ist. Aber jeder der ein bisschen aufs Budget achten will, sollte ins Rifugio gehen und dann lieber die 22 Euro Eintritt für die Therme bezahlen.

Morgen gehts weiter. Die Beine sind tiefenentspannt durchmassiert.