Samstag, 24.07.21
Dom na Komni – Tolmin / Rother-Etappe 23 (ab Tolminske Ravne mit Shuttle) Unterkunft: die bezaubernde Hostel Hildegarden
550 Hm rauf, 1.150 Hm runter, 13,5 km, reine Gehzeit 5 Std.
Die Sonne lacht in unsere winzige Kammer herein, nachts hatte es geregnet und die Luft schön abgekühlt.
Es war nicht so viel Schlaf, obwohl wir nur zu zweit waren, aber es hat gereicht. Der Mann hatte nachts irgendwann seine Decke vom oberen Stockbett hinunter geworfen und auf dieser lieber auf dem Fußboden geschlafen, das Bett zu kurz und querliegen zwecks fehlender Absicherung am oberen Bett irgendwie keine gute Idee.
Mira öffnet im selben Moment ihre Zimmertür, wie wir aus unserer heraustreten. Wir laufen gemeinsam zum Frühstück, sie haben großartigen Cappuchino hier oben, eine echte italienische Maschine. Es gibt Auswahl und man bestellt was man mag. Eine Scheibe Brot 60 cent. Ich könnte mir jetzt 100 Scheiben Brot bestellen. Zum Beispiel. Ich nehme erstmal nur 2. Die zweite bleibt übrig. Wenn man weiß, es ist genug da, hat man plötzlich viel weniger Hunger. Mira drängt mich sie einzustecken. „Was sollen wir mit einer lapprigen Scheibe Weißbrot?“ „Steck sie ein!“ sagt sie nachdrücklich. Sie teilt ihre riesige Portion Müsli-Joghurt mit mir. Es ist genau DIESE Szene von der ich abends sagen werde, ich kann nicht glauben, dass das HEUTE war. Der heutige Tag war einer der schönsten, tiefsten, längsten, so viel intensiv gelebte und wahrgenommen Zeit. Eine halbe Ewigkeit in einem einzigen Tag.
Nach 24 Tagen sind die Berchtesgadener Alpen, die Salzburger Schieferalpen, die Goldberggruppe, die Kreuzeckgruppe, die Gailtailer Alpen, der Karnischen Alpenkamm und ab heute Abend auch die Julischen Alpen überquert. (Das musste ich jetzt natürlich wieder nachlesen aber so gut kennt ihr mich ja inzwischen ;-)) Es ging eigentlich immer nur rauf und runter und wieder rauf. Wirklich einfach, so im Nachhinein betrachtet 😉
Leichte knapp 600 hm stehen heute an, eine lange Etappe, genau in der MItte eine Hütte. Hätte ich mir 2 Menschen auswählen dürfen um diese aller-letzte Alpenetappe zu beschreiten, es wären genau diese beiden gewesen. Mira und der Mann. „Oh du hast deinen goldenen Stock ja noch“ sagt Mira beim Loslaufen. Es ist eine Feststellung. Wertungsfrei…das unterscheidet sie von meinem zweiten Mitwanderer 😉
Die Sonne scheint so schön durch das Blätterdach, ich dränge den Mann ein Foto zu machen. „ist gegen die Sonne, man sieht nur zwei dunkle Gestalten!“ „Dunkle Gestalten!“ schnauft Mira und rennt voran, „Pack es auf unsere Liste! Zwei komische, verrückte, alberne dunkle Gestalten, die aus der Ferne gut aussehen!“ ruft sie.
Der Weg startet so, wie der gestrige geendet hat, durch hohe Blumenwiesen in leichter, kaum spürbarer Steigung, ein bisschen Wald. Klare Luft, Vögel zwitschern. „Du weißt, wie gut es uns geht?“ fragt Mira beim Loslaufen mal wieder. „Ja.“ Ich weiß es im Kopf und ich fühle es im Herzen.
Nach ein bisschen morgendlichem Wald-und Blumenlauf wird es nochmal ein bisschen steiler, man steigt auf zum Globecko Pass. Der Weg wird als mittelschwer bezeichnet, ist aber so viel einfacher zu gehen als viele der „mittelschweren“ vorangegangenen Tage. Es ist wie Spazierengehen. Und wir machen ja auch viele Trink-und-Schau-Pausen! Zurück zum Triglav, der majestätisch herausragt, da unten am Fuße war unsere vorletzte Hütte. Verrückt.
Um halb 10 ruft Mira nochmal in der Hostel an. „Stell sicher, dass wir WIRKLICH Wäsche waschen können!“ dränge ich nochmal. Wlan, Wasser, Bett, alles nicht sooo wichtig. Aber die Wäsche geht jetzt wirklich gar nicht mehr. Keinen Tag länger. Taxi ab dem Bergdorf wo wir rauskommen wäre auch gut. Der Tag ist sonst schon echt lang, wir sind erst um halb 9 los und wir MÜSSEN noch Wäsche waschen!! Wir bekommen tatsächlich das letzte „inoffizielle“ Zimmer, das werden wir auch für uns allein haben, da darf sie keinen dazu stecken. Perfekt! Und JA sie hat immer noch eine Waschmaschine. Sie schickt uns die Nummer des örtlichen Taxifahrers, schreibt dazu, der geht meist nicht ans Telefon, wenn wir ihn nicht erreichen sollen wir uns melden, dann holt sie uns ab. Mira unterhält sich hier mit fast jedem auf kroatisch, sagt Leute über 40 sprechen das alle noch. Und betont zum 100.sten Male WIE unglaublich nett die Hostelbesitzerin sei. Mit der Aussicht auf Bett, Dusche UND Waschmaschine läuft es sich jetzt noch leichter, langsamer, bewusster, genießender.
Vom höchsten Punkt aus, dem Globecko Pass, schlängelt sich der Weg wunderschön um die Berge drumrum. Viele Blumen, Blicke in alle Richtungen. Das Herz ist so leicht, man will in einer Tour jubilieren. Die letzte Scharte wird erreicht, ein letzter Blick auf die bewältigten Alpenhöhenmeter der letzten Tage, und was ist das? „Der Alpen-Vorhang schließt sich“ sagt der Mann, „Akt Alpen ist beendet“ und tatsächlich zieht genau jetzt eine Wolken-und Nebelwand vor unsere Sicht, beendet das Berg-Schauspiel und die Sicht auf unsere vergangenen Tage. Verrückt. Wie in einer fast perfekten Inszenierung.
In einer ganz perfekten Inszenierung könnte man in die andere Richtung blickend jetzt am Horizont theoretisch zum ersten Mal das Meer sehen. Aber auch hier zieht plötzlich Nebel auf, die Temperatur sinkt schlagartig. Egal, „ich kann das Meer riechen!“ sage ich. „Wenn hier was salzig riecht sind es wohl eher unser T-Shirts.“ meint der Mann.
Im Nebel steigen wir ab, es gibt eine kleine Umleitung um ein brütendes Vogelpaar am Wegesrand nicht zu stören. Unten an der Razorhütte wieder Sonne. Wir machen lange Pause im schönen Biergarten, genießen die letzten Meter.
Den Taxifahrer haben wir nicht erreicht, die Hostelchefin schreibt sie kann uns um 15 Uhr abholen. Wir sind eh viel zu früh dran. „Können wir noch shoppen in dem Ort“ beschließen wir. Der Mann schüttelt den Kopf, er glaubt da kann man nicht shoppen…Auf leichten Waldwegen geht es weiter nach unten, hier gibt es überall „Waldkühe“ die sich versuchen, hintern den Bäumen zu verstecken. Wir überholen eine Familie mit zwei kleinen Kindern.
Plötzlich weiter oben ein erschrockener Schrei, dann Lachen. Was ist passiert?? Mira horcht nach oben, übersetzt, dass dem Mann, den wir gerade mit seiner Familie überholt haben, wohl gerade sein Stecken zerbrochen ist! In zwei Teile. Meine beiden Mit-Wanderer gucken mich erwartungsvoll an. Schweigen. Sie gucken so, als müsste ich jetzt von selbst drauf kommen. Auf irgendwas Offensichtliches wohl. Aber was? Mira setzt ihre sanfteste Psycholginnen-Stimme auf: „Guck mal, dem Mann da oben ist sein STOCK zerbrochen….“ ich schweige weiter…. „Hier auf den letzten Alpen-Metern, kurz bevor DU aus den Berge final absteigst…“ Ich weiß wirklich nicht, was das jetzt mit mir zu tun hat… „du wolltest doch deinen Stock an einen in Not geratenen Bergwanderer weitergeben… Wäre das nicht eine gute Gelegenheit einen deiner DREI Stecken abzugeben?“ „Eine ganz phantastische Gelegenheit!“ schwärmt jetzt auch noch der Mann. „Der Stock will wohl in den Alpen bleiben…“ orakelt Mira weiter. Mir fällt auf die Schnelle kein Gegenargument ein. Ich seufze, drehe mich um, laufe die paar Meter zu der Familie zurück. „Also, äh, ich hätte zufällig drei. Vielleicht würde ich einen abgeben…“ Im Nachfolgenden gehen die Beobachtungen jetzt auseinander. Ein großes Problem bei polizeilichen Zeugenaussagen übrigens. Jeder versteht und sieht einfach etwas anderes. Also der Mann behauptet, der Stock-geschädigte hätte gelacht und gesagt dass alte Ding brauche er wirklich nicht. Das stimmt aber nicht, ich war näher dran, er meinte, SEIN Stock sei ja schon so alt gewesen, um den sei es nicht schade, und er geht eigentlich eh viel lieber ohne Stecken, braucht folglich keinen neuen. So war das. Was soll man da machen. Ich drehe mich schnell um, komme zurück, zucke mit den Schultern „er will ihn nicht! Ich habs versucht.“
Der Mann ist nicht so ganz zufrieden mit mir, er findet, ich hätte die Vorteile nicht deutlich genug herausgearbeitet. „Z.B. dass das blöde Ding nicht mal mehr höhenverstellbar sei!“ „Er ist sehr wohl HöheR-verstellbar, nur nicht niedriger-verstellbar“ erkläre ich ihm bestimmt zum 100.sten Mal in dieser Woche. „Das genau macht ihn zum SICHERSTEN BERSTOCK DER WELT! Er kann nicht zusammenklappen!“ „Siehst du, das meine ich. Dieser Aspekt kam grad eben gar nicht so deutlich rüber!“ Nein, nein, da lasse ich mir nichts anhängen. Ich habe es versucht. Der Stock will wohl noch weiter. Wohin auch immer.
Ja und dann ist da plötzlich ein Weide-Tor auf einer Wiese. Am Ende der Wiese ein paar sehr sehr wenige, versprengte Bauernhäuser. Man kann nicht schöner und vor allem sanfter wieder in der Zivilisation ankommen. Oft kommt man ja an Pässen raus, wird von Rennradfahrern und Motorrädern umgefahren, schreiende Souveniershops begrüßen und preisen Murmeltierschlüsselanhänger und Gartenzwerge an. Nicht hier. Es ist der liebevollste Ausstieg den man sich wünschen kann, wie mit Weichzeichner nachbearbeitet, das Licht so schön, Wärme, Geborgenheit, Heimkommen. Obwohl wir da noch nie waren. Da wir uns ja die letzen 3 Stunden Abstieg wegmogeln, müssen wir das jetzt hier zum offiziellen Tor aus den Alpen ernennen. HIER, genau HIER ist das Ende der Alpen, beschließen wir. Der Mann verdreht die Augen, kurz drauf hat er all unsere Kameras und Handys in den Händen um den Auszug der beiden Zwillingsrucksäcke aus den Alpen angemessen für die Nachwelt festzuhalten. Stolz und leichten Herzens laufen wir auf die 3 Häuser zu!
Waren die letzten fast 4 Wochen schon extrem entschleunigend, ist es als würde nochmals eine langsamere Zeitspule, ein größeres Zeitrad aufgezogen. Ein voller Parkplatz, 3 Häuser, Kühe, Wiesen, die Berge winken im Hintergrund. Nichts zu tun. Außer auf die Hostelchefin zu warten. Wir wollten hier ja shoppen während wir warten. Und das tun wir jetzt auch. Heißt „Sir“ nicht Käse? Frage ich MIra? Ich hab ein Schild an einem der 3 Bauernhäuser gesehen. Jawoll, man kann hier Käse kaufen! Haha! Kurz drauf ist die Besitzerin gefunden, sie schlendert vom Nebenhof zu uns, führt uns in ihre kleine Käse-Schatzkammer. Wir probieren, es schmeckt natürlich köstlich! Mira spricht auf kroatisch mit ihr. Dann guckt sie mich ratlos an. „Was hat sie gesagt?“ frage ich. „Sie will für dieses riesige Stück Käse nur 4 Euro.“ „4?? Das ist viel zu wenig!“ finden wir beide. Sie hat schon so viel Zeit mit uns verbracht, wir haben ja schon mehr probiert und weggegessen! Sie will aber nicht mehr annehmen. Wir sind schlau, daher kaufen wir einfach NOCH mehr Käse. Die Hälfte schenken wir einfach der netten Frau, die uns gleich abholt, das ist doch ein guter Plan. Wir beschließen für 10 Euro Käse zu kaufen. Und halten plötzlich einen halben Laib im Arm….
Während wir am Brunnen sitzen, mit der Käse-Frau reden, auf die Hostel-Frau wartend schneidet Mira Käse auf. „Ich hab doch noch eine Scheibe Brot“ jubel ich! Sie ist ziemlich lädiert. Aber in kleine Stücke zerbrochen und mit Käse garniert – elegante Canapés. Mira hatte wieder recht, die Scheibe Brot dringend mitzunehmen. Wir picknicken jetzt. Kaltes Wasser kommt direkt aus dem Brunnen, auf dem wir sitzen. Das Leben ist schön.
Kurz drauf fährt der silberne Fiesta ein mit einer fröhlich lachenden Hostelbesitzerin. Sie war eigentlich furchtbar in Eile und wir hatten dann doch ein schlechtes Gewissen nicht gelaufen zu sein und sie aus ihrem ausgebuchten Hostel weg in Beschlag zu nehmen. Aber in dem Moment als sie aus dem Auto steigt, verlangsamt sich auch bei ihr alles, sie hat es plötzlich überhaupt nicht mehr eilig. „Ich war seit 15 Jahre nicht mehr hier oben“, sagt sie. „Ist das schön hier“. Jetzt ratscht sie mit der Käsefrau. Alle haben Zeit. Die Seele kann Schritt halten, sich in Ruhe von den Bergen verabschieden, immer mal wieder zurückblicken, verstehend, verarbeitend. Wir haben die Alpen überquert. Gesund und glücklich. Mir steigen die Tränen in die Augen. Vor Freude, Dankbarkeit, Glück, Ehrfurcht.
Gefühlte Ewigkeiten später steigen wir dann doch mit unseren Rucksäcken in das sehr kleine Auto ein. Sie mag ja Käse überhaupt nicht, erzählt die Hostelfrau. Jetzt haben wir ein Käse-Problem…Der Weg ist doch ziemlich weit, wir müssen uns später irgendwie anders revanchieren. Ob sie lieber Schokolade oder Prosecco mag, versuchen wir unauffällig herauszufinden. „Schokolade natürlich.“ sagt sie.
Die Hostel Hildegarden ist genauso entzückend wie auf den Bildern und so entschleunigt, dass man gar nicht merkt, wieder in einer Kleinstadt zu sein. Es gibt große Außenflächen, Loungemöbel, Hängematten. Ein 6-Bett-Zimmer für uns allein.
Wir werfen unsere 3 Rucksack-Inhalte in einen großen Müllsack. Der Geruch ist extrem befremdlich und wird tatsächlich durch Mischen von 3 Geruchsnoten nicht besser…
Aber dann folgt: die großartigste Dusche meines Lebens!
Es ist ein Gemeinschaftsbad mit abschließbaren Kabinen. Diese sind im Gegensatz zu ähnlichen Konstrukten so groß, dass es gar keine chinesische Artistenausbildung braucht um sich dort aus-und wieder anzuziehen! Es gibt Platz und genügend Haken für seine Sachen! Es kommt SO VIEL Wasser raus und es ist so heiß! Man kann die Temperatur in alle Richtungen regulieren. Warm, heiß, kalt, warm. Immer wieder! Schweiß, Sonnenmilch, Dreck von einer Woche verschwinden Schicht für Schicht im Abfluss. Es ist wirklich und ohne Übertreibung die beste Dusche meines Lebens! Es wären genug Kabinen für alle da, aber wir duschen hintereinander, außer uns ist im obersten Stockwerk niemand, so hat jeder dieses riesige Bad für eine Weile für sich allein. Mira kommt mit total verzücktem Gesicht nach Ewigkeiten zurück „Oh mein Gott, man kann einfach nicht aufhören!!“ Dann verzerrt sich ihr Gesicht ins Gegenteil: „Oh mein Gott wie das hier stinkt!!“ Sie wirft ihre restliche Wäsche in den Sack, dann stapfen wir zur Waschmaschine. Es passt tatsächlich alles rein und nach einer Stunde hängen wir überwiegend wieder gut riechende Sachen auf die Leine im Garten.
Wir gehen in den Supermarkt, kaufen Pralinen für die Hostelchefin und hängen ihr 30 Euro fürs Fahren dazu. Sie freut sich später total darüber. Wir kaufen auch Wein und Trauben zu unserem Käse.
Dann gehen wir ins 202 Restaurant Essen. Es schmeckt gut und die Portionen sind sehr reichlich. Es gibt u.a. Forelle aus dem Soca Fluss, die Hostelchefin wird uns später auslachen, wir sollen doch nicht alles glauben, was man uns so erzählt. Wir stoßen mit Aperol Spritz auf unsere gelungene Alpenüberquerung an!
Wir halten nach dem Therapeuten Ausschau, der könnte heute oder morgen doch auch noch hier auftauchen, sehen ihn aber nicht. Auch in der Hostel hat er sich für die nächsten Tage nicht eingebucht, sonst hätten wir ihm Käse vererbt ;-)) Lieber Tobi, wenn du das hier liest, Herzlichen Glückwunsch du hast es bestimmt bis Tolmin geschafft! Ich verleihe dir hiermit die virtuelle goldene Alpenbloggerin-Wandernadel für die Besteigung der meisten irrelevanten Nebengipfel!
Wir sitzen noch ewig draußen, mit ein bisschen Wein, Mira hat noch Reste von ihrem Tee, den sie aufbrüht und sie kredenzt eine köstliche Käse-Trauben-Platte. Der Mann wurde sicherheitsorientiert erzogen, der trinkt nicht einfach ungeprüft irgendwelche aufgebrühten Blätter, die ihm von einer komischen, dunklen Gestalt vorgesetzt werden. Er will genau wissen, was das ist, wie man das schreibt. Mira buchstabiert geduldig: OOLONG-Tee. Der Mann verliest die Ergebnisse seiner Recherche:: „Kann mehrfach aufgegossen werden. Der erste Aufguss ist der des guten Geruchs.“ „Den hätten wir vorhin bei unserer Wäsche gut gebrauchen können“, kichert Mira. „Der zweite der des guten Geschmacks. Der dritte der, der lebenslangen Freundschaft!“ Oh! Wir werden ihn morgen zum Frühstück noch zweimal aufgießen, beschließen wir.
Er liest weiter: „Gut für die Haut, das Immunsystem, macht schöne Zähne, reduziert das Risiko für Schlaganfall und Herzkreislaufkrankheiten. Unterstützt beim Abnehmen. In einer Studie mit japanischen Frauen konnte eine um bis zu 10% reduzierte Kalorienverwertung von Kohlehydraten beobachtet werden.“ WOW. Mira nickt anerkennend: „Wirklich, ein richtiger Gesundheitsminister!“ Dann hält sie mir die Käseplatte unter die Nase „Iss schneller, du verbrennst zu viele Kalorien mit der Tee-Trinkerei.“ Der Mann wiederholt sehr langsam: „Studie mit JAPANISCHEN Frauen, Kohlehydrat-Verwertung!“ Wir verstehen nicht was er uns sagen will, und essen die Käseplatte leer.
„Du könntest eine Oolong-Tee-Bar in München eröffnen,“ meint Mira plötzlich zu ihm. „und die nennst du dann „Zum Gesundheitsminister“. Was war es nochmal für ein Gesundheitsminister?“ wendet sie sich an mich. „Ein fescher“ antworte ich. „Zum feschen Gesundheitsminister! WAS für eine Name für eine Teebar.“ Mira und ich sind beide begeistert. Der Mann weniger. Bevor Mira beginnt den Münchner Immobilienmarkt für Gastroflächen zu sondieren, interveniert er: „Ich habe in meinem privaten Umfeld Coaching-Expertise. Da habe ich gelernt, man soll beruflich etwas machen wofür man BRENNT. Etwas, das einen zum LEUCHTEN bringt.“ Er sieht Mira fest in die Augen: „Siehst du mich leuchten bei der Idee, ein asiatisches Tee-Gesöff an Münchner Hipster auszuschenken?“ Ich kann sehen, dass Mira sieht, dass der Mann nicht leuchtet. Aber sie findet die Idee so schön. Sie packt die Personalerin aus: „Ich kann Talent erkennen, wenn es vor mir sitzt! Ich habe mich da noch nie geirrt! Aber vielleicht brauchst du nur noch etwas Zeit.“ seufzt sie. „Machen wir das halt nächstes Jahr, gleich wenn wir von unserer Berghütte zurückkommen!“ raune ich ihr zu. Damit ist die Tee-Bar-Diskussion fürs erste beendet.
Und auch dieser unglaublich schöne, tiefe, intensive Tag endet irgendwann. Sehr müde und sehr glücklich fallen wir in unsere Betten. Die Alpen sind überquert! Schon wieder 🙂
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