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Tag 28 Salzburg – Triest: Weingut statt Kloster



Dienstag, 27.07.21

Tribil Superiore – Albana / Mernicco. Unterkunft: Agritoursimo Casa Degli Ospiti (Ein Weingut :-)) HM rauf 710., runter 1230, km 26, reine Gehzeit 6,5 Std.


Die heutige Etappe wäre die kürzeste der ganzen Salzburg – Triest Tour, nur 4 Stunden bis zum Kloster Castelmonte. Der Rother-Autor scheint ein Faible für dieses Kloster zu haben und für die Ruhe die einkehrt, wenn abends die Pilgerscharen und Busse weg sind. Nur, als wir mittags dort ankommen ist da halt einfach gar niemand, alles wie tot und ausgestorben. Corona PLUS Ruhetag. Wir hatten eh geplant weiterzugehen und somit die sehr lange Etappe am nächsten Tag zu kürzen, beide Tage sind jetzt viel ausgewogener. Bei der Hitze machen 5 KM mehr so einen riesen Unterschied.

Wir beschließen also 3 Stunden weiter zu gehen bis Albana. Ich habe 3 Jahre meines Lebens in einer Klosterschule zugebracht, ich habe mein Kloster-Soll übererfüllt. Und bei Albana sind einige Weingüter, die Wanderer beherbergen. Weingut statt Kloster, lautet also das heutige Motto.


Nach dem Frühstück bei Elisabetta geht es kurz nach 9 Uhr los. Sie bittet uns noch, unsere Namen in eine Liste einzutragen. Außer Mira, die gestern hier war, steht da noch niemand, Jetzt noch unsere beiden Namen. „Wenig los gerade?“ frage ich. Sie meint, ja, wegen Corona kommen gerade kaum Leute vorbei. Aber ihr sei das gar nicht so unrecht, mal ein bisschen weniger zu tun.




Der Himmel ist angenehm bewölkt, kurz drauf fängt es sogar leicht zu nieseln an. Das hält die Luft schön kühl Der Tag heute ist ein stillerer, aber nicht minder schön. Es geht auf leichten Wegen durch Wälder, über Wiesen, vorbei an Pferden und Schafen.




Der Regen stört gar nicht. Der Rucksack ist immer noch so leicht, die Füße mit den leichten Turnschuhen auch. Die Markierungen sind weitestgehend gut, man bleibt heute fast den ganzen Tag auf dem Alpe Adria Trail. Wir begegnen keinem Menschen. Das Kloster ist von weitem zu sehen. Warum müssen die eigentlich immer auf Hügeln OBEN liegen?? Nun gut, dann halt mal wieder „nauf“ – inzwischen meine leichteste Übung 🙂 Der Regen hat aufgehört, die letzen Meter berghoch wird es richtig dampfig.



Wir kommen patschnass oben an. Schnell VOR dem Kloster in trockene Klamotten wechseln – dann besichtigen wir das Gelände.





Außer uns ist wirklich kein Mensch zu sehen. Wir debattieren daher lautstark über die nachträglich angebrachte Krone der Madonnenfigur – das sei unter Kunsthistorikern SEHR umstritten – wie wir lesen. Na dann finden wir das halt auch doof, wir alte Kunsthistoriker. Das geht ja mal gar nicht, eine Krone nachträglich anbringen!! Sieht doch ein Blinder, dass die da gar nicht hingehört!!





Der Mann hatte für die Besichtigung des Klosters 1,5 Stunden eingeplant. Damit kommen wir ziemlich gut hin: 5 Minuten für das Kloster, 1 Std 25 für den Besuch der Osteria, die unten am Parkplatz liegt….Der Himmel wird blau, ich habe Hunger, man sitzt da ganz hervorragend mit Blick ins Grüne. Wir teilen uns ein Viertel Wein und eine köstliche Pasta. Sie machen Nuss-Cantuccini Eis selbst, erklärt mir die Kellnerin. Na man will nicht unhöflich sein, das muss man dann wohl probieren.



Gegen 15 Uhr ziehen wir weiter, die ersten 10 KM der nächsten Tagesetappe bis Albana, bzw. Einen Ort dahinter. Das Agritourismo, wo wir eigentlich hin wollten, hat Montag / Dienstag Ruhetag und nimmt da auch keine Übernachtungs-Gäste. Aber das andere sieht auch schön aus. Es geht weiter auf leichten Waldwegen, aber es wird wärmer. Wir hatten ganz schön Glück, den halben Tag im Kühlen gehen zu können. Bald kommen die ersten Weinberge in Sicht. Hach, sowas ist ja schon auch immer sehr schön…





Durch diese geht es den Rest der Strecke durch, es kommt immer mal wieder Schatten, aber es ist schon sehr warm. Trotzdem kann man die Punkte für die schönere „Flach-Schluss-Etappe“ wohl heute schon an Salzburg-Triest vergeben. Wobei „flach“ es nicht ganz trifft, man hat schon jeden Tag noch 400-700 Höhenmeter, aber es gibt immer mal wieder Schatten, man geht fast kaum an der Straße. Sondern, wie heute eben durch Wälder und die Weinberge des Friaul.





Gegen halb 6 sind wir da, bekommen ein entzückendes Zimmer und ein Glas Begrüßungswein.





Das Restaurant hat heute Ruhetag, aber natürlich bekommen wir später was zu essen, sagt die Chefin. Ob ein Salat aus dem Garten, eine Lamm-Lasagne mit Auberginen ok wäre?  Es klingt himmlisch, und wird später auch genau so schmecken. Der Salat ist komplett aus dem eigenen Garten, der Wein ja sowieso. Die Tomaten sind ein Traum, wie überhaupt alles. Ein sehr sehr schöner Ort. Nachtisch gibt es dann auch noch, eine Baiser-Beerentorte und ein Nusskuchen, den sie zur Huldigung der nahe verlaufenden slowenischen Grenze und ihrer slowenischen Nachbarn mit Sliwowitz übergießen. Kann man machen.







Mit uns ist noch eine weitere Fernwanderin da, sie läuft große Teile des Alpe Adria Weges. Der ja mit über 40 Etappen deutlich länger, aber pro Tag mit weniger Höhenmetern auskommt und auch öfter zwischen Italien und Slowenien hin und her wechselt. Sie spricht perfekt italienisch, erzählt dass sie ein Italien-Reisen-Reisebüro hat, das immer geliebt hat, nun aber auch überlegt, ob nicht was Neues dran ist. Corona hat auch hier, etwas das schon in ihr gearbeitet hat, beschleunigt. Witzigerweise hatte sie sich auf der Alm von meinem Bruder beworben für diesen Sommer. Als das nicht geklappt hat hat sie beschlossen den Alpe Adria Trail zu gehen. Man braucht immer einen Plan B! Und sollte ab und an mal darüber nachdenken, was einem beruflich gut tut. Ich staune, wie viele das inzwischen offensichtlich beim Wandern tun!


Ein stiller Tag, der mit einem unglaublichen Gewitter endet, damit die Mücken und die Hitze vertreibt und uns so eine ruhige Nacht beschert. Passend zu diesem ruhigen Tag.


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