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Tag 29 GTA-Süd - Fröhliche Pilze und ein Schweinshaxn-Drama



Montag, 12.08.24

GTA Süd Carnino - Monesi di Triora (Rest von Etappe 60 + 61)

Unterkunft Albergo la Veccia Partenza

Hm rauf 560, Hm runter 550, km 14,5

Unterwegs von 9:30 - 14:30, reine Gehzeit 3:30h

Kosten Foresteria: 65 Euro mit HP und Kuchen/ Getränke im MBZ, dass ich aber für mich alleine hatte


Um 8:35 Uhr hämmert es an meine Tür. Meine Güte, ich hab doch gesagt ich bin gegen halb 9 beim Frühstück. Seit wann sind denn Italiener so zeit-sensibel? Claudia hatte einen Luftsprung gemacht vor Freude, dass ich so spät frühstücken will, dann könne sie ja ausschlafen. Und jetzt macht sie echt Stress? Weil ich 5 Minuten "zu spät" bin?


Ich muss mir erstmal schnell was anziehen, ich bin heute noch so gar nicht organisiert und "ausgehbereit" Dann öffne ich die Tür. Draußen steht gar nicht Claudia, sondern der Schiffsmechaniker, der sich verabschieden will. Er muss jetzt los, ein langer Motorrad-Tag steht an. Er wünscht mir alles Gute und ein gesundes Ankommen. Das ist ja jetzt echt nett.


Claudia hat ein tolles Frühstück gezaubert, der Bananen-Schokokuchen ist auch dabei. "Freunde von uns bauen Bio-Bananen in Frankreich an, die bringen uns immer ganz viele, die sind da drin!" Er ist mir ein bisschen zu viel, ich nehme den Rest mit. Gut, dass mich Paula vorgestern mehrfach abends ermahnt hatte, meine Tomaten-Mozzarella-Tupperdose auszuspülen! Jetzt ist sie bereit für neues Picknick. Das es heute gar nicht brauchen wird - kurzer Tag UND eine Bar in Upega. Na der wird schon bis morgen halten. Oder bis Übermorgen.


Wir plaudern ewig, wie gern sie diese Bar hier führt, wie schön es ist, einen Treffpunkt für alle im Dorf zu haben. Was sie im Winter macht? Da ist sie Tänzerin, das ist ja eigentlich ihr Beruf, aber jetzt hat sie im Sommer die Bar und tanzt im Winter. Nur nächstes Jahr im Juli, da hat sie ausnahmsweise im Sommer einen riesigen Auftritt angenommen, da braucht es eine Vertretung hier für eine Woche. Ich überlege spontan anzubieten, zu kommen. Eine Woche? Voll gerne. Den Weg hierher kenne ich ja jetzt. Aber mein italienisch ist vermutlich doch zu schlecht dafür DIE Bar im Ort plus Unterkunft zu managen...


Nach einer Stunde frühstücken und plaudern mache ich mich langsam los. Claudia meint noch, es geht jetzt schon sehr steil bergauf, das Stück was mir von gestern noch fehlt, dann wirds leicht.


Etappe 60 beenden und dann stehe ich auf Etappe 61 des GTA. Von 65... Das möchte ich nur nochmal betonen...Und alle davor bin ich schon GELAUFEN. Das finde ich gerade... ungeheuerlich.

Ich kann mich ja eher so mittelgut orientieren. Aber inzwischen merke ich manchmal, wenn was "komisch ist"...


Wie man auf dem oberen Höhenprofil ab Carnino ja gut sehen kann, dass es kurz gerade und dann bald steil bergauf geht. Wenn ich nun aber schon seit bald einer halben Stunde vergnügt BergAB laufe, ja dann merke ich, hm, das ist aber komisch.


Aber solange der blaue Punkt (ich) auf der blauen Linie (GPS) steht ist doch alles gut... Dann laufe ich halt weiter bergab. Ist eh viel leichter...


Ich komme an einer gemütlichen Picknick-Area vorbei, es geht weiter bergab...

Ein Verdacht beschleicht mich, er verfestigt sich als ich hier ankomme:

Das sieht ein bisschen nach ...

...einer Straße aus?


Ich glaube, der GPS-Track-Aufzeichner, der das ja nach einem langen Tag noch zusätzlich gehen musste, damals, als es noch KEINE Unterkunft in Carnino gab, der hatte einfach keine Lust mehr auf weitere Steigungen und Zusatz-Gipfel. Er hat den kurzen Weg die Straße entlang genommen. Und genau den nehme ich jetzt auch... Wat willste machen... so ein PECH aber auch 😊😊


Der Rother schreibt, wenn man nicht die Strasse nimmt, die kaum befahren ist, dann verpasst man die eindrucksvolle Schlucht, an der sich diese entlangschlängelt.


Ich verpasse das alles folglich nicht. Es fährt tatsächlich kein Auto, ich habe die Strasse für mich alleine. Mich überrascht, wie tief es an manchen Stellen steil bergab geht und dass die Straße nicht besser gesichert ist. Mit dem Motorrad oder Rennrad stürzen sollte man hier nicht.





Ich bin sehr vergnügt und zufrieden ob dieser von mir gänzlich ungeplanten Abkürzung. Nach 45 Minuten (anstelle von 2 h) erreiche ich Upega. Es gibt sogar mehrere Bars, ich nehme die, die mir Claudia empfohlen hat. Da gibt es Wlan, Wasser, Espresso und ein Eis.


Am Ortseingang springt ein Hund immer wieder weit hoch in die Luft, scheins um seinen Freund, den grauen Hund zu begrüßen. Das ist sehr süß.


Es ist richtig viel los, alle scheinen Urlaub zu haben oder in Rente zu sein. Eine sehr gelöste, heitere Atmosphäre.


Stunden später mache ich mich weiter, es geht auf sehr leichten Wegen nun in guten 2 Stunden nach Monesi di Triori. Von Upega spaziert man an einem Campingplatz vorbei, begleitet von einem Bach.


Fröhliche Pilze am Wegesrand lachen mir zu.

Ein Wald spendet Schatten.

Pferde begleiten mich ein Stück.






Und trotz spät losgehen und lange in Upega in der Bar sitzen erreiche ich am sehr frühen Nachmittag Piaggia, das tatsächlich noch ausgestorbener wirkt als das 15 min weiter entfernte Monesi, wo ich heute bin.


Heute war sogar ein bisschen markiert!

(Piaggia)

Endziel Monesi in Sicht. Hier sieht man auch den Murenabgang, der 2016 viel zerstört hatte. Auch das ist hier wohl im Winter ein Skigebiet, im Ort gibt es diverse Ski-Rentals und Snowboardschulen.


Hier wohne ich heute. Es gibt einen Garten mit Liegestühlen.


Das Einchecken gestaltet sich lustig.

Ich frage, ob ich denn auch ein Einzelzimmer haben könnte. Der stark tätowierte Mann am Empfang blickt auf sein Reservierungs-Buch, fragt, warum ich das denn nicht gleich so reserviert hätte?? Ja, weil der Walter halt damals für mich angerufen hatte, da wollte ich es nicht noch komplizierter machen. Ist kein Problem wenns nicht geht, nur falls, dann sehr gerne. Viele wollen ja explizit ins Mehrbettzimmer, weil es günstiger ist. Der Wien-Nizza Mann hatte immer nach dem billigsten Bett im größten Lager gerfragt, weil er gesagt hat bei 90 Tagen unterwegs macht es halt einen Unterschied, ob man 30 oder 60 Euro bezahlt. Ich gehe gerne ins EZ und zahle auch gern ein bisschen mehr, dann wäre es ja win-win. Sofern was frei ist.


Er grübelt über seinem Buch, dann muss er telefonieren. Das Telefonat geht sehr lange. Er sagt immer wieder "Camera 5!" Zimmer 5, das müsste doch gehen. Die Frau am anderen Ende erwidert irgendwas, so geht das ewig hin und her. Dem Mann (also meinem) wär das jetzt wieder voll peinlich. Ich deute zwischenzeitlich auch an, ist nicht so wichtig, kein Problem, ich geh ins MBZ! Aber er bedeutet mir zu schweigen, er regelt das schon für mich. Ich verstehe wenig in dem italienischen Redeschwall, aber die Frau scheint immer wieder zu fragen, warum das jetzt geändernt werden muss und er antwortet jedesmal: "Die Signorina (!!) MÖCHTE nunmal lieber ein Einzelzimmer!"


Haha, das ist doch ein gutes Argument und echte Kundenorientierung. Er zeigt wirklich vollen Einsatz. Nach einer Weile hängt er plötzlich den Hörer auf, strahlt mich an und sagt "Na also, Zimmer 5!" Er begleitet mich hinauf und - das ist dann immer das Zeichen das wirklich niemand sonst mehr kommt - überreicht mir den Zimmerschlüssel. Ich könnte jetzt von innen zusperren! Ein Bad ist auch dabei. "Alles deins - kannst dir aussuchen wo du heute schläfst!"

Großartig!


Ich springe kurz in die Dusche und bummel durch den Ort, der aber so viel nicht hergibt. Es gibt ein zweites Restaurant / Bar mit schöner Terrasse, der einzige "Laden" ist in meinem Hotel, sie verkaufen Käse und Wurst und Joghurt aus der Frische-Theke. Den Rest des Tages verbringe ich lesend und schreibend im Garten, erst im Liegestuhl, und dann mit einem kleinen Bier und ein paar Häppchen im Biergarten. Das geht heute fast schon als weiterer Pausentag durch...



Abendessen gibt es um 19 Uhr, richtig früh für italienische Verhältnisse

Der Speisesaal ist fast leer, ein Mutter-Tochter-Duo und zwei italienische Renterpaare sind dort. Ein sehr elegantes, sie sieht ein bisschen aus wie Sophie Loren, er trägt einen Anzug. Als ihr Messer runterfällt und durchs Lokal klimpert, winkt sie den Kellner energisch heran. Der solls aufheben. Und ihr ein neues bringen.

Das zweite Paar ist das genaue Gegenteil, sie trägt eine Tigerleggins und ein Mickey Maus T-Shirt, ihm fällt immer wieder sein Essen von der Gabel.

Eine lustige Mischung ist das hier. Irgendwie fragt man sich bei allen, was sie hier machen. Wahrscheinlich fragen sie sich das (bei mir) auch.


Das Essen selbst stellt mich aber vor echte Herausforderungen:

Es kommen leckere Vorspeisen. Dann bekomme ich Tomaten mit Mozzarella, weil ich nach einem Salat gefragt hatte.

Dann der übliche Teller Pasta. Dazu ein Brotkorb. Es verwundert ja, dass man BROT zum Nudelteller reicht. Jeden Tag wieder. Aber ich mag das inzwischen. Es wirkt immer wie so eine Protestaktion, wie ein großer ausgestreckter Mittelfinger in Richtung der ganzen Low Carb Industrie. BROT zur Pasta! Jeden Tag frage ich mich, was das soll. Und fast jeden Tag hab ich dann so Hunger, dass ich es doch (in Teilen) aufesse...😂

Der Kellner hatte gefragt, ob ich Salsiccia oder Schweinefleisch zum Hauptgang haben will. In der Annahme, wieder so ein kleines, dünngeklopftes Schweineschnitzel zu bekommen, habe ich das gewählt. Und jetzt stell dir vor, du bekommst nach diversen mächtigen Vorspeisen, nach einem Teller Pasta und einem aufgegessenen Brotkorb plötzlich noch...


...eine SCHWEINSHAXE mit Bratkartoffeln hingestellt??? Mein Magen macht augenblicklich zu, das geht jetzt wirklich gar nicht. Draußen hat es immer noch 30 Grad. "Oh - Bein vom Schwein?" wird der Mann später fragen, anlehnend an die holprige Übersetzung in unserer ersten Foresteria.


Mir tut das jetzt echt leid. Man kann viel über Fleischkonsum diskutieren und ich kann da unterschiedliche Meinungen nebeneinander stehen lassen. Aber einen Berg Fleisch bestellen (ich habs gar nicht bestellt!!) und dann nicht, also GAR nicht aufessen, das ist das zweifelsfrei allerblödeste. Ein kleines Schweinshaxn-Drama. Ein guter Titel für den nächsten Eberhofer-Krimi, wie ich finde. Ich hab auch echt ein schlechtes Gewissen. Ich hoffe, einer der vielen Hunde freut sich hier wenigstens drüber und es wandert nicht sofort in den Müll. Aber das kann ich nicht essen. Ich picke noch ein paar Bratkartoffeln und warte dann auf den Nachtisch.


Aber sonst war das heute ein SEHR vergnügt entspannter Tag!

2 Kommentare

2 Comments


Guest
Aug 26

Nun, der Hund am Ortseingang ist definitiv so hochgesprungen, weil er als erster entdeckte und sofort weiterbellte: "Hey Cane grigio, heute gibt's Schweinshaxn!"....

Von daher, Drama oder nicht Drama. Eine Sache der Perspektive. 😉🤗

U aus CH

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sabine
Aug 25

Dein Zoo Hat nun auch Pferde 🐎 mit im Repertoire! Das wird immer größer…..Du wirst die Alpen noch erwas anbauen müssen, wenn da noch mehr Getier dazu kommt.


An die Rita Falk musste ich bei deiner Überschrift auch sofort denken, und dass das ein toller neuer Titel wäre……schreibs ihr doch mal!


Schlaf gut und bis morgen, deine Frau G aus N

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