Sonntag, 21.07.24
Rifugio Willy Jervis - Rifugio Barbara Lowrie / Rother-Etappe 40
Hm rauf 750, Hm runter 680, km 12,5
Unterwegs von 8 - 12:30 Uhr - reine Gehzeit ca. 4:15
Kosten Rif. Jervis: 50 € p.P. im Lager mit all-you-can-eat-HP
Heute ist er also angekündigt - der erste von max. 2 Regentagen, die mich statistisch auf jeder 5-wöchigen Tour erwischen. Eine Quote, um die ich oft beneidet werde. Der Wettergott und ich - wir sind soooo eng!
Wir haben ein bisschen hin und her überlegt, man könnte die Etappe schon verlängern bis zur übernächsten Hütte, dann wäre man genau wieder im Plan. Aber für heute Nachmittag ist Starkregen angekündigt, wir haben zwei Betten im Barbara Lowrie bekommen und machen quasi einen halben Pausentag, bei dem wir den Regen aussitzen. Wir schauen dass wir um acht loskommen, wenn wir vor 13 Uhr ankommen, ist alles gut.
Am Vormittag soll es höchstens mal ein bisschen nieseln. Und auch das ist perfekt - endlich kann ich meine neue Regenjacke testen. Und es erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass wir den schwarzen Lanza-Salamander entdecken, den es nur hier gibt, und den eine besonders tappsige Fortbewegung auszeichnet. Und manche durch einen sehr eleganten Hüftschwung, wie wir noch sehen werden.
Die beiden Italiener haben uns ja gestern schon von ihm berichtet und auch heute morgen hängen Hinweistafeln aus, die auf ihn aufmerksam machen:
Die Wege sind alte Militärwege, Waldwege und einfache Forststrassen, hier ist das Wetter wirklich egal, ein idealer Tag um die Füße ein bisschen auszulaufen ohne das man groß auf den Weg achten muss.
Ein bisschen nebelig wird es…
Hah! Und dann? Ein dreiminütiger Niesel-Schauer…
(So sieht Regen auf einer neuen Regenjacke aus… Er perlt ab! Perfekt!)
Und das treibt uns dann auch schnell die ersten schwarzen Salamander auf den Weg. Also, die sehen schon sehr besonders aus. Ganz glänzend schwarz, die schönen Finger und das lustige Geschau.
Der Mann bleibt verblüfft stehen. „Also das sieht ja wirklich aus, als hätte Jugend-forscht seinen ersten Salamander-Roboter-Prototypen gebaut… so richtig rund läuft das noch nicht…“
Ich finde ihn zauberhaft. Er ist nicht so behende und flink wie seine Salamander-Verwandten, die in irre Tempo Häuserwände hoch huschen, er ist gemütlich, bedacht, selbstbewusst und auf seine ganz eigene Art doch irre elegant.
Wie er die Füße aufsetzt. Und dann der Hüftschwung… schaut euch das an!! Das ist sehr sehr süß!
Regenjacke bleibt an, dann hört es auch gleich wieder auf. Alter Trick.
Die Wege bleiben leicht. Irgendwann kommen wir an einem botanischen Alpen-Garten vorbei, in dem aber alles viel weniger blüht als wir es die letzten Tage gesehen haben. Alpenblumen scheinen nicht im Zoo gehalten werden zu wollen.
Es klart weiter auf und bleibt dann auch den Rest des sehr leichten Weges trocken.
Wir passieren eine große Schafherde. In der sich 4 Hirtehunde verstecken, die hier oft selbst aussehen wie Schafe. Selbe Größe, weiß. Ich finde sie gerade selbst nicht mehr alle auf dem Bild, aber es waren vier. Und hier kommt es auch zu ersten „Hirtenhund-Begegnung.“ Aus der weißen Knäuel Masse löst sich plötzlich einer und läuft bellend auf uns Bzw. auf den Mann zu. Wir sind hier in Italien, territoriale Grenzgespräche klären die Männer scheins unter sich. Mich beachtet er überhaupt nicht. Ist fast wie mit den Stechmücken. Es ist immer gut, den Mann dabei zu haben…
Und - wie soll ich es erklären - die Hunde hier im Süden sind wirklich viel freundlicher.
Beruhigend ist schon mal der Zaun zwischen uns und ein von weiten den Hund zurück-rufender Mensch, der gerade aus einem Auto aussteigt. Der Hund dreht sich kurz zu ihm zurück und scheint zu sagen „jaja, ich komm gleich, muss hier nur schnell was klären!“ Und dann bellt er den Mann eine Weile an, bestimmt, klar aber nicht unfreundlich. Er möchte wohl wirklich nur klarstellen, dass wir einfach auf unserer Seite des Zaunes bleiben sollen, dass das seine Herde ist und die wird er beschützen. Aber dass er gar nicht vor hat, uns was zu tun. So verstehe ich das. Und diesem Wunsch können wir ja auch mühelos nachkommen.
Die Hütte ist mit dem Auto erreichbar und daher heute krachvoll. Große Gruppen und Familien, die hier ihren Sonntagsauflug hin geplant haben.
Dieser Herr versorgt alle mit riesigen Portionen Polenta, die in einer großen Schüssel mitten auf den Tisch gestellt wird. Der Geräuschpegel ist… IMMENS!
Wir bleiben trotz der Kälte ein bisschen draußen sitzen, trinken einen Tee. Hier treffen wir Felix und Isabell das erste Mal, ein deutsches Pärchen, die 5 Tage auf dem GTA sind, bevor sie danach noch eine Woche Urlaub im Piemont ohne Wandern machen. Sie waren auch schon öfter hier eine Woche unterwegs. Toll fanden sie genau die Tage, die der Mann letztes Jahr mitgemacht hat, zum Rifugio Rivetti, wo wir vorher im Manager-Zimmer geschlafen hatten. Und zu Kloster Oropa. Im Süden waren sie schon auf diesem höchstgelegenen Kloster (Etappe 51) da waren sie eher enttäuscht weil so Jugendherbergs-Style.
Die Gegend um die Hütte ist auch toll und scheins ist hier ein Kletterparadies. Einige zelten draußen auf der Wiese.
Ja und da ist es - unser erstes Schlaflager der Tour. Wir sind die ersten, nehmen uns die Betten am Fenster, ich nehme das unter der Dachschräge. Das noch einen weiteren Vorteil hat - der Wlan Router scheint da irgendwo am Dach befestigt zu sein, es ist der Ort im Haus mit dem besten Netz…
Ja es gab noch mehr Betten, die abends alle belegt sein werden. Eine große Gruppe Franzosen, eine weitere italienische Gruppe, ein italienisches Paar und wir.
Wir lesen, schlafen, schreiben. Um 14:15 Uhr setzt ein unglaublicher Starkregen ein. „Meteoblue hat wieder mal gewonnen“ sagt der Mann. „Auf 10 Minuten genau vorhergesagt, und das schon vor 3 Tagen.“ Ist in den österreichischen Bergen Bergfex meist die exakteste Wetterapp, ist es hier im Piemont meteoblue. Danke, in die Schweiz!
Der deutsche Mann im Lager faltet irgendwann seine Regenjacke zusammen, (natürlich, nachdem sie getrocknet ist) und packt sie ordentlich in den Rucksack zurück. Ein Italiener springt in Unterhosen durch Lager. Die dazugehörige Frau hat einen Fön dabei und frisiert sich die Haare. Ich bin neidisch. Die Franzosen legen nur kurz ihre Rucksäcke ab und trinken dann den Rest des Tages Rotwein aus großen Karaffen. So vergeht der Nachmittag und es ist echt gemütlich mit dem Regen auf dem Dach. Unten ist es doch sehr sehr laut und voll.
Aber das Team ist wahnsinnig freundlich und so sehr auf zack. Im Sinne einer journalistischen Vollständigkeit sei hier nur kurz erwähnt, dass Teile der Belegschaft durch überdurchschnittliche Attraktivität auf sich aufmerksam machen. Es sind halt alles so coole Kletterjungs ABER dabei eben nicht ausgrenzend Gang-cool sondern mega lieb und freundlich und hilfsbereit. Der junge Herr hinter der Bar ruft für mich in der nächsten Hütte an und macht sogar ein DZ dort für uns klar. Ich versuche eine Aussage vom Mann zu erhalten bzgl. Der Attraktivtät der einen Dame, die hier auch rumspringt. Er tippt sich an die Stirn und meint, er sei doch nicht lebensmüde. Ich schließe daraus, dass auch die Frauen hier überdurchschnittlich attraktiv sind.
So, Teile meiner Leser wissen, dass man am gesündesten lebt, wenn man die Frauen (und Männer) an seinem eigenen Tisch anschaut, der Berichterstattung sollte jetzt ausreichend genüge getan worden sein (hä? Ist das ein Satz??)
Daher wende ich mich jetzt wieder der eigenen Begleitung zu. Und dem Abendessen. Das - ihr erratet es nie - famos ist!
Was für ein toller Regentag. Ich bin schon auf den Zweiten gespannt!
Ich habe definitiv ein neues Lieblingstier🥰 sooooooosüüüüüüß und sooooooglänzig und sooooooschwarz
🥰😍🥰😍🥰😍🥰😍🥰😍🥰😍🥰😍🥰
Frau G aus N