Dienstag, 06.07.21
Ingolstädter Haus – Maria Alm. Unterkunft Hotel Niederreiter
Hm rauf 350, hm runter 1450 und 12 km. Reine Gehzeit 6h (die 7.te mit einem Taxi weggezaubert…)
Wir kommen tatsächlich um 7 Uhr los. Es ist bereits…heiß?? Wir werden erst im Laufe des Tages verstehen, wieviel Glück wir hatten mit dem Wetter die letzten Tage. Wie der nächtliche Regen abgekühlt hat und die Wolken gestern uns den Weg durchs Steinerne Meer deutlich leichter gemacht haben.
Es geht über ein paar kleine Schneefelder, in munterem auf und ab. Der Blick ist nach allen Richtungen toll, wir machen tausende von Fotos. Es ist kein Mensch unterwegs. Das ist uns die ganzen Tage schon aufgefallen, obwohl die Hütten alle voll sind, verteilt es sich, man trifft unterwegs kaum wen. 3,5 Stunden sind zum Riemannhaus angegeben, da wollen wir früh Mittag essen oder spät frühstücken. Je nachdem…
Es gilt ein paar kleine Schneefelder zu passieren, die sind aber harmlos. Nach 2 Stunden machen wir eine kleine Apfelpause. Plötzlich ruft es von oben: „Wir haben euch schon angekündigt am Riemannhaus! Alles ordentlich halten, der Herr Gesundheitsminister schaut heute noch vorbei!“ haha, wie schön, die zwei älteren Damen winken uns vergnügt von oben zu. Wir plaudern eine ganze Weile, sie sind total gut drauf, genießen die Tage auch so sehr. Wir verabschieden uns, jetzt werden wir uns wohl nicht mehr über den Weg laufen.
Ca. Eine Stunde vorm Riemannhaus beginnt dann ein längeres Schneefeld dass sich fast bis zum Schluss durchzieht. Man muss nur am Anfang und Ende immer ein bisschen aufpassen, da wo die „Haxenbrecher-Löcher“ sind aber es geht gut. Das traumhaft gelegene Haus kommt in Sichtweite, ein letztes Schneefeld steil bergab, dann hinter einer Kurve plötzlich wieder Frühling, Blumen, grüne Wiesen. Was für ein Kontrast. Drüber ein Hubschrauber, der unsere Brotzeit anliefert.
Jetzt aber Mittagessen! Es sind alle so freundlich, obwohl wir später erfahren dass es ein Chaostag war, die Materialseilbahn fiel aus, der Hubschrauber musste außerplanmäßig alles liefern und ein Unglück gab es wohl auch, ein Bauarbeiter ist 8 Meter abgestürzt und mit 23 Knochenbrüchen ins Krankenhaus geflogen worden. Man merkt hiervon nichts, alle sind so freundlich, haben sogar noch Zeit für ein „Wo wollt ihr denn hin?“ Der Weg nach Maria Alm runter, die letzten beiden Stunden seien „sehr greislig“ auf einer staubigen Fahrstrasse. „Da ist die Nummer vom Taxi, der kann euch beim Wanderparkplatz holen“, sagt sie, und deutet auf einen Werbekugelschreiber am Tisch. Der Mann guckt auf die Karte, meint da kommen wir gar nicht vorbei, der Rother geht gleich einen schöneren Weg. Ich fotografier den Kugelschreiber trotzdem mal ab. Nur so…
Jetzt beginnt der Teil, der erstmals als „schwerer Bergweg“ gekennzeichnet ist. Es ist nirgends unmöglich zu gehen, selbst der nicht ganz schwindelfreie Teil von uns hat keinerlei Probleme. In Summe ist es aber schon heftig. Riesige Stufen, steil Bergab, teilweise seilversichert, Geröll, noch steiler. Der Blick ist gigantisch, aber man muss bei jedem Schritt aufpassen, sich nichts zu brechen. Ich erzähle mir immer wieder, dass hier ja zur Walfahrt Musiker mit Trommeln und Tubas aufsteigen!! Dann werde ich wohl ohne Tuba im Arm jetzt hier runtergehen können. Aber es hilft nichts. Hat mir bislang GAR nichts weh getan, schmerzt jetzt plötzlich alles. Die Sohlen, die Knie, die Oberschenkel brennen. Der Nacken, die Schultern. Die Sonne brennt weiter erbarmungslos auf uns und die umliegenden Felsen. Ich werde knatschig. Nach ca. 2 Stunden haben wir die Talstation der heute kaputten Materialseilbahn erreicht. Davor steht ein Auto… Ach DAS wärs jetzt… (David wird später erzählen, mit der Tochter des Wirtes in genau diesem Auto ins Tal gefahren worden zu sein…)
Ab jetzt ist es nur noch heiß, heiß, heiß, aber nicht mehr schwierig. Es geht eine staubige Baustellenstrasse runter, bis zu dem Abzweig wo es in den „Rother-Weg“ geht, der durch Waldwege nach Maria Alm führt. Wo KEIN Taxi fahren kann. Ich bin ja inzwischen der Meinung, dass mir ein halber hässlicher Weg grad lieber wäre als ein schöner ganzer. Was ist das? Am Abzweig ein Schild: Wegen Erdrutsch ist Weg 413 gesperrt? In mir jubiliert es. „Ja sowas blödes! Da haben wir aber ein Pech heute, was?“ sage ich zum Mann. Und wähle die Nummer von dem Kugelschreiber. Er darf nicht ganz hochfahren sagt er, er wartet am Wanderparkplatz, in einer halben Stunde müssten wir da sein. Wir sind nach einer Viertelstunde da. Ich rufe wieder an und quengel „wir sind aber jetzt schon da!!“ Der Taxifahrer hat ein feines Gespür für echte Notfälle: „Ich hol euch sofort!“ 5 Minuten später biegt der wichtigste Mann des Tages auf den Parkplatz und fährt uns direkt vor das Hotel Niederreiter.
Das hatte ich gebucht, weil es einen Schwimmteich im Garten hat. Es ist 14 Uhr und ich freue mich so über einen freien Nachmittag. Nur Wäsche waschen lassen klappt leider nicht, also muss doch noch schnell das Hotelwaschbecken herhalten. Es ist aber so heiß, dass nach 2 Stunden alles am Balkon getrocknet ist.
Wir essen ein Eis mit Erdbeeren auf der Terrasse, die Lebensgeister kehren langsam zurück. Ein paar Dinge im Wlan erledigen und dann ab in den Garten. BADEN!!! Es ist herrlich, wir dösen im Liegestuhl ein bisschen. Die Schwester des Mannes bietet an, ihn mit nach München zu nehmen, er muss ja morgen wieder ins Büro. Wir essen draußen, sie kommt zum Nachtisch dazu. Gegen 21 Uhr steigt der Herr Gesundheitsminister dann standesgemäß in einen roten BMW ein. Er überlegt noch kurz hinten Platz zu nehmen, steigt dann aber doch vorne bei seiner Schwester ein. Und ich darf mich jetzt aber morgen wieder alleine zurechtfinden. Ich geh jetzt vorsorglich mal alle Akkus laden. Die von den Geräten. Und meine auch.
p.s. Fotos folgen später. Oder auf Facebook da sind gleich schon welche.
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