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Tag 9 GTA Süd - Über den Po zur Piraten-Hütte

Dienstag, 23.07.24

GTA Süd Pian de Melze - Rifugio Alpetto (R-Etappe 42)

Hm rauf 1022 - Hm runter 490, km 13

Unterwegs von 9 - 17 Uhr, reine Gehzeit ca. 5 h

Kosten Pian de Melze 75 Euro p.P. Im DZ inkl. HP



An ungewöhnlichen zwei Hütten / Einkehrmöglichkeiten kommt man heute untertags vorbei! Und an der Quelle des Po, Italiens längster Fluss. Der entspringt kurz oberhalb des Albergo Pian Del Re, der ersten Hütte auf unserem heutigen Weg. In einer Stunde ist man von unserer Unterkunft - in der wir großartig geschlafen haben - dort. Es bietet sich vermutlich an, diesen Tag und auch die nächsten nicht auf ein Wochenende fallen zu lassen, das ist hier alles als Ausflugsziel schon sehr beliebt, selbst heute an einem Werktag ist viel los.


(Parkplatz vor dem Spazierweg zur Po-Quelle, Hütte Pian Del Re im Hintergrund)


Beim Frühstück knirscht es - ich möchte noch einen zweiten Kaffee auf der Terrasse trinken und freue mich, dass sich der schüchterne Monviso grad durchs Frühstücksfenster zeigt, der Mann will los.



Wir diskutieren es länger, als die zweite Tasse Kaffee gedauert hätte. Ein guter Kompromiss, erklärte Bran Stark am Ende von Games of Thrones, (nachdem das Urteil gegen John Snow verlesen wurde, der ja seine Geliebte mit einem Dolch erstochen hat, bloß weil sie zur Massenmörderin geworden war), ist es ja, wenn alle Parteien mit dem Ergebnis irgendwie unzufrieden sind. Nach dieser Definition ist uns ein guter Kompromiss gelungen. Ich beschließe den ganzen Tag knatschig zu sein, halte es dann aber nur bis zur Po-Quelle durch.


Hier entspringt also Italiens längster Fluß, Lebensader, Bewässerung für Reis- und Polenta-Felder 😊 Das Wasser kommt in kleinen Bächen vom Monviso, bündelt sich hier als Quelle, wird zum Po, schlängelt sich durch Italien und fließt dann irgendwann ins Meer. Hier ist der Start seiner Reise. So wie bei mir Susa.


Ich sehe davon ab, meinen Po in den Po zu halten, wie der Mann mehrfach vorschlägt, fülle aber meine Wasserflasche mit Po-Wasser!


Wir spazieren da lange herum, ein paar italienische Rentner balancieren über die Steine rüber, um auch so ein cooles Foto wie ich hier zu ergattern - sie haben viel Spass, fotografieren sich gegenseitig. Ich biete an, ein Foto von allen zusammen zu machen, sie freuen sich total darüber.


Auch der Lanza-Salamander findet nochmals Erwähnung, mit einem besonders gelungenen Bild ❤️


Und dann steigen wir auf, erst durch Blumenwiesen und mit viel Monviso Blick.




Später geht es über Blockwerk, was ja allem immer gleich ein hochalpines Aussehen verleiht, obwohl wir SOOO hoch gar nicht sind.



Ein kleines Schneefeld dürfen wir auch queren.


Man kommt an traumhaften Seen vorbei aber es ist irgendwie einfach noch nicht Badesaison. Es ist Frühling und was beim Wandern so angenehm ist - die kühle Luft - stört doch sehr, wenn man aus eiskaltem Wasser rauskommt und sich dann nicht schön in der Sonne liegend aufwärmen kann. So gucken wir die Seen halt nur an. Ich bin ziemlich sicher, es wird in meinem (planmäßig) verbleibenden 20 Tagen noch heiß genug werden. Und dass das nicht die letzten Seen waren.




Und irgendwann ist das Rifugio Quintino Sello erreicht, benannt nach dem ersten Italiener, der auf dem Monviso war und der dort die Eingebung zur Gründung des italienischen Alpenvereins hatte.


Die Hütte ist Ausgangspunkt für die Monviso-Besteigung, dementsprechend viel Trubel ist da wohl immer. „Da will ich nicht hin“ hab ich schon vor Tagen gemeckert, „das ist so eine Neon-Kasper-Hütte wo sie dich Morgens schon mit ihren Lassos (ich meinte natürlich Kletterseilen) umrennen und dir mit Eispickeln das Auge ausstechen, wenn du nicht aufpasst! Und wo sich alle um 4 Uhr morgens im Schlaflager zusammenkruschteln.“ Ne, ne, ne, wir gehen zur beschaulicheren Alpetto Hütte, auch wenn das bedeutet, dass wir da am nächsten Tag 200 Hm wieder zurück aufsteigen müssen.


Kurz vor der Hütte nochmal ein See, der aber wieder nur als Foto- nicht als Badestop taugt.


Als wir die Hütte erreichen steht wer einem Grenposten gleich an einem der Fenster und winkt raus? Der Holländer mit den nagelneuen Prali-Stecken!



Genau die beiden hatten wir gehofft, hier nochmal, ein letztes Mal zu treffen, bevor sie dann von der GTA Route abweichen. Wir winken, treffen uns drinnen auch Felix und Isabell das deutsche Pärchen sind da, auch die verlieren wir heute.


Wir trinken ein gemeinsames Abschiedsbier, tauschen die Erlebnisse der letzten Tage aus, wünschen uns viel Freude und Erfolg beim Weiterwandern. Sie biegen hier ab und machen einen Teil der Monviso- Runde, bevor sie wieder heimfahren. Es ist schön, sie nochmal zu sehen. Die beiden waren die ersten Mitwanderer, die wir vor 9 Tagen in unserer allerersten Unterkunft getroffen hatten. Eine Ewigkeit scheint dazwischen zu liegen, seit wir uns morgens beim Klosterhotel losgemacht haben zur Alpe Toglie. Wie reich und tief die Tage bislang waren. Ich hab das Gefühl, seit Wochen unterwegs zu sein.


Wir verabschieden uns herzlich, die beiden winken, wiederholen nochmal ihre Einladung dass wir sie doch mal in Holland besuchen sollen, dann machen wir uns an den Abstieg zu unserer Hütte.

Der uns nochmal vorbei an Wasserfällen durch krachgrüne Landschaften führt. Und dann so idyllisch plötzlich vor uns liegt.





Neben der italienischen Flagge hängt?

Eine Piratenflagge! 🏴‍☠️ Nanu?


Beim Betreten der Hütte wird schnell klar warum! Der junge Hüttenwirt war auf jeden Fall früher mal Pirat. Er hat tätowierte Unterarme und guckt sehr streng. Im letzten Asterix (die weiße Iris) wurde ja ein Mentaltrainer für die römische Armee engagiert, damit alle mal lernen positiver zu denken. Was grundsätzlich ja sehr sinnvoll ist! Da gab es diese schöne Szene, wo der Oberpirat (Nunmalfix) mit dieser Theorie konfrontiert wird und schreit „Positive Piraten? Was soll das sein! Piraten sind BÖSE!“ Ich denke der Hüttenwirt und Nunmalfix waren auf derselben Schule. Vermutlich lief das Piratenbusiness nicht mehr so gut, sogar unser bayrische Ministerpräsident hat der Piraterie im Roten Meer den Kampf angesagt! Da schult man lieber um. Jetzt ist er Hüttenwirt. Mit Piratenflagge am Dach.


Außerdem rückt er das Wlan-Passwort nicht raus. Ein echter Pirat. Er sagt, oben auf dem Hügel gäbe es Netz. Das machen normal nur österreichische Hüttenwirte, dass sie behaupten auf irgendeinem Nebengipfel, DA wäre Empfang und einen da hoch jagen. Es ist natürlich trotzdem lustig zu sehen, wie alle oben stehen und ihre Handys in die Höhe strecken. Ansonsten spricht er kaum und wenn dann nur italienisch.




Diese Hütte war die allererste in den italienischen Alpen. DIe Gründerhütte. Inzwischen erneuert und modernisiert steht die ursprüngliche Mini-Hütte als Museum noch daneben. Irgendwie ist man abends dann immer zu fertig, sich da jetzt den Schlüssel zu holen und das anzuschauen.


Wir haben ein 4-Zimmer mit 2 sehr lustigen, geselligen und v.a. wanderaffinen Italienerinnen, sitzen auch beim Abendessen zusammen. Sie blättern die nächsten Tage unserers Rothers durch, kennen alle Touren, sagen „No no no!“ bei Varianten oder auch dass wir diese oder jene UNBEDINGT gehen müssen! Sie kennen echt alles! Sagen bei jeder Tour WIE „Bello“ diese sei.

Sie laufen, wie einige hier, die Monviso Runde, in 3 Tagen einmal außenrum. Dann sind noch 4 Holländer - 2 Paare - hier, die scheinen auch auf dem GTA zu sein. Der Mann meint zu hören, dass zwei andere hier sind, die die GTA anders rum laufen. So Menschen sind ja immerhin besonders hilfreich, das ist wie in die Zukunft gucken. Sie kommen daher, wo man noch hin will. Aber irgendwie werde ich sie am nächsten Morgen verpasst haben.


Einer Holländerin hab ich während sie geduscht hat aus Versehen das Licht ausgeschaltet… Tut mir leid … Sie tappst kurz drauf tropfend nach draußen und schaltet es wieder an.


Beim Abendessen fragt der Pirat jeden, wann er frühstücken will. Das ist oft so, statt eine Zeit zugerufen zu bekommen, fragen sie einen fast immer, zusammen mit der Frage, wie man seinen Kaffee mag. Toll oder? Der Pirat geht jetzt auch rum, wirre Zahlen sausen durch die Luft 6:30 // 7:15 // 7:00.


Wir haben einen kurzen Tag vor uns ohne Gewitter. Ich sage daher das aus meiner Sicht einzig Vernünftige: „Otto“ Das bedeutet 8.


Und dann passiert das nicht für möglich geglaubte. Der Pirat lacht zum ersten Mal an diesem Abend. Laut und herzlich. Als er damit fertig ist sagt er - fast freundlich - „No.“ Das bedeutet „Nein.“ Um dann mit gewohnter Strenge hinzuzufügen: „7:30 spätestens!“


Essen war glaub ich gut, aber ich hab vergessen, was es gab. Es war ein sehr lustiger Abend, der Mann schläft heute also mit 3 Vielsprecherinnen im selben Zimmer. Ich kann nicht ganz einschätzen, wie schlimm er das findet :-)

2 Kommentare

2 comentarios


Invitado
04 ago

Der Pirat ist aber gemein!!! Lässt dich nicht ausschlafen 😴

Ich hoffe das Frühstück ist es wert, früher aufzustehen. Aber das lesen wir erst

beim nächsten Tagesbericht 🤓


Frau G aus N

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Katharina Ehrhardt
Katharina Ehrhardt
07 ago
Contestando a

Voll fieser Typ!

Hier sind grundsätzlich viel zu viele Frühaufsteher unterwegs…

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