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Traumpfad München – Venedig Tag 18. Pausentag auf der Roneralm



Roneralm Zimmer 503 – Frühstücksraum – Zimmer 503 – PanoramaSauna – Ruheraum – Zimmer 503 – Biergarten – Gaststube  – Zimmer 503. Entfernung: überschaubar. Unterkunft: Roneralm


Es ist der Vormittag mit dem stärksten Regen bislang. Was mir meine Liegestuhl-Pläne etwas durchkreuzt, aber laufen will man bei dem Wetter ja auch nicht! Ich frühstücke lang, erledige ein paar Telefonate, guck mal wieder in den sozialen Business-Netzwerken vorbei. Ein paar verwunderte Glückwünsche zum medial doch stark beachteten Karriere-Break. Ein Geschäftspartner schreibt, er liest mich jetzt immer VOR Gabor Steingarts Morning Briefing. (Gabor Steingart ist der, der letze Woche Tesla Gründer Elon Musk das Angehen der drei Utopien des Unternehmertums attestiert hat: Die Erschließung des Weltraums, die Untertunnelung der Erde – und die Wiederbelebung Brandenburgs.)


Mein Karrierebreak fühlt sich in diesem Moment sehr nach Karriere-Höhepunkt an. Ein bisschen schlecht bezahlt vielleicht aber wer braucht schon ein Gehalt wenn er Ruhm und Ehre haben kann? Besser kann es eigentlich nicht mehr kommen. Neulich bin ich in einem Podcast über ein Zitat von Nassim Taleb gestolpert (Das ist der mit den schwarzen Schwänen und auch der mit dem Truthahn. Wer die Geschichte nicht kennt, googeln!) Er sagte: „The three most harmful addictions are heroin, sugar and a monthly salary.”


Ich wusste sofort was er meint, auch wenn ich mit Heroin jetzt nicht so viel Erfahrung habe. Mit zu viel Zucker schon. Und auch mit der Bequemlichkeit, die sich manchmal einstellen kann (natürlich nur bei anderen!!)  wenn die sehr breite Komfortzone eines großen Arbeitgebers und das „sichere Gehalt“ einem zu selbstverständlich werden. Gibt es ein Zuviel an Sicherheit, das man möglicherweise mit Kreativität und Lebendigkeit bezahlt? Manchmal glaube ich das schon. Es war etwas, dass ich für mich zu vermeiden versuche, in diese satte Bequemlichkeit zu fallen, die ich als junger Arbeitnehmer bei Älteren immer scharf verurteilt habe. Und die ich ganz langsam angefangen habe zumindest zu verstehen. Dass man nach vielen Jahren anfängt eine gewissen Anspruchshaltung zu entwicklen und stärker mit seinem Einsatz und seinen Ideen haushaltet (also wieder, die anderen!!). Mancheiner scheint zu glauben, seinen Arbeitgeber damit zu eins „auszuwischen“, indem man auf Sparflamme läuft. Ich bin so sehr überzeugt: Menschen wollen sich einbringen, etwas können, etwas entstehen sehen. Beitragen! Und mit jedem sich zurück halten schaden wir zu allererst uns selbst.

Es ist der erste Monat seit 14 Jahren, in dem ein Automatismus nicht greift: Der automatische, pünktliche, doch recht hohe Gehaltseingang zum 20.sten. Kalter Entzug, um bei Talebs Bild zu bleiben. Ich höre in mich rein, ob mich das „stört“? Gibt es Entzugserscheinungen? Kriegt das Ego einen Riss? Vor meinem inneren Auge erscheinen Berggipfel, Almwiesen und der große Steinbock an der Benediktenwand. Bezwungene Scharten und Jöchl. Und dieses überschäumende Gefühl aktuell so selbstbestimmt zu leben wie seit Ewigkeiten nicht. Die Freiheit und Weite im Herzen und die Freude im Bauch, die mich fast durchgängig begleiten. Zeit zu haben. Ich habe mal ein Interview mit Weltumseglern gelesen, die jahrelang unterwegs waren und sich selbst als „Zeitmillionäre“ bezeichnet haben. Millionär bin ich in dieser Definition nicht, aber ich fühle mich augenblicklich schon sehr „zeitreich“, zumindest „zeitvermögend.“ Ein zweites Gefühl ist sehr stark: Sich das selbst ermöglicht zu haben, von Niemandem abhängig zu sein.


Ihr werdet von mir nicht hören, Geld sei nicht wichtig. Doch das ist es und bis zu einem bestimmten Einkommenslevel absolut „Glücks-und Zufriedenheits-steigernd“, die Forschung ist hier sehr eindeutig. Ich predige das gerade jungen Menschen sehr häufig. Ein bisschen was zur Seite legen, darauf achten dass auch das Gehalt mit den gestiegenen Fähigkeiten Schritt hält. Und an die Frauen: Ein Mann ist keine Altersvorsorge! Nehmt euch nicht das gute Gefühl auf eigenen Beinen zu stehen, selbst etwas zu gestalten und aufzubauen! Bis zu einem gewissen Punkt macht Geld freier, erlaubt mehr Handlungsoptionen.


Aber man muss es dann auch irgendwann zumindest teilweise eintauschen, in Erlebnisse, in Zeit, in Dinge die Freude bereiten. Es ist nach wie vor eine „Tauschwährung“. Um meine mir oben selbst gestellte Frage zu beantworten: Für den Moment bin ich mehr als zufrieden so wie alles ist. Fragt mich in 3 Monaten nochmal 😉 Aber bis dahin sollte ja Wirecard auch wieder bei den von Analysten in Aussicht gestellten 200 € stehen, oder? (Ich hab grad mal geguckt, letzter Stand war 1,60 €. Da ist ja noch viel Luft nach oben. Wie schön!) Der flüchtige Vorstand ist wohl immer noch flüchtig und wird jetzt in Weißrussland vermutet, lese ich in den Nachrichten. Ach Leute, ich hab euch gesagt wo das beste Versteck ist. Wenn ihr da nicht nachguckt, kann ich auch nicht helfen…Ich beantworte ein paar Mails, dann gehe ich in die Panorama-Sauna. Es wird langsam heller.


Ich hatte ja zuhause einen Stapel „Mögliche-Dinge-die-ich-vielleicht haben-wollen-werde-und-die-du-mir-ja-dann-nachbringen-kannst-wenn-du-kommst“- aufgetürmt. Der Mann hatte mir vor ein paar Tagen jedes einzelne Teil abfotografiert und geschickt, was er denn jetzt mitnehmen soll. Es war wie beim Chinesen deines Vertrauens, wo man nur auf die Bilder deutet. Ich habe die Hälfte der Bilder zurückgeschickt mit dem Kommentar „Das“. Er machte es auf die harte Tour. Per Videotelefonie (!) – ausgerechnet an dem Tag hatte ich WLAN – wiegt er vor meinen entsetzten Augen auf unserer Küchenwaage jedes von mir bestellte Teil ab. Das ist so fies. Wieso haben meine Lieblingsflipflops 277 Gramm? Stimmt, deswegen hab ich ja die anderen mitgenommen. Die gehen aber gar nicht mehr, bin vorhin fast die Treppe darin runter gefallen. Meine „Bestellung“ beläuft sich auf über 1,5 Kilo. Ich storniere alles wieder, um dann doch kurz drauf wieder ein paar Dinge zurück zu ordern. Z.B. Ein T-Shirt das mir zwei Kolleginnen gemacht haben. Da steht „Wander-Woman Katharina“ drauf und „vom Marienplatz zum Markusplatz 2020“. Ich muss das jetzt haben! Zu Beginn, als ich dachte ich komm nicht weiter als bis Bad Tölz hat sich das falsch angefühlt. Aber jetzt? Ich bin in Italien, bald die Hälfte ist geschafft. Es kann jeden Tag was passieren dass mich zum Abbrechen zwingt, aber irgendwie kann ich nicht mehr bestreiten, jetzt wirklich auf dem München-Venedig Weg zu sein, mittendrin zu sein! Ich muss das T-Shirt jetzt haben. Ja und die FlipFlops auch 🙂



Der Mann erscheint um kurz nach 16 Uhr auf der Roneralm. Er hat nicht nur die FlipFlops im Gepäck, sondern auch die Sonne. Es wird heller, die nächsten Tage sind schön angekündigt! Leider will er keine Fotos von sich hier sehen, er ist etwas Medien-scheu. Darin unterscheiden wir uns wohl. Ihr müsst mir jetzt also einfach glauben wenn ich erzähle, dass ich ab morgen einen attraktiven Mittvierziger an meiner Wander-Seite habe. Jemanden mit dem man den ganzen Tag lachen und Abends ein Glas Wein trinken kann. Jemand der mir heute freiwillig seinen geeisten Kaiserschmarren abgetreten hat Ich hatte also heute schon wieder zwei Desserts und verweise gerne nochmal auf das Taleb-Zitat…





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