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Traumpfad München – Venedig Tag 19. Über blühende Almwiesen zum Rand der Dolomiten



Roneralm – Maurerberg, 770 Hm rauf, 480 Hm runter, 18 km. Unterkunft Maurerberghütte. Sonne, Sonne, später leicht bewölkt. Unterwegs von 09:15 Uhr – 15:30 Uhr, damit inkl. 1 Std. Pause unter der Rother-Gehzeit von 6,5 Std. (Man merkt, dass ich nicht mehr alleine schlendere…)


Grüße von der traumhaft schönen Maurerberghütte. Diese Hütte hat für mich eine besondere Bedeutung: Es war die ERSTE Unterkunft, die ich in der Planungsphase angefragt hatte. Die Erste, wo eine „Zusage“ kam, ein „Ja“ irgendwo mittendrin auf dem Weg von München nach Venedig. Die schlimmsten Corona-Monate lagen hinter uns und mir ist völlig klar, daß ein „Übernachtungsbetrieb“ wohl immer „ja“ sagen wird, wenn er Kapazitäten frei hat, im Idealfalle freundlich. Das ist deren Job! Erst recht nach dieser Corona-Katastrophe wo lange nicht klar war, ob die Saison nicht komplett ausfällt.

Nichtsdestotrotz war ich wie elektrisiert, als die positive Antwortmail von „Claudio und Claudia“ kam. Ich hatte das Gefühl im Lotto gewonnen zu haben. „Der Traumpfad hat JA zu mir gesagt!“ Es war Ende Mai, ich hatte meinen offiziell „letzten“ Arbeitstag bevor es dann noch bis 30.06. hieß Urlaub und Überstunden abbauen. Ich hatte an genau diesem Tag Nachmittags meinen Firmenlaptop im Homeoffice zugeklappt, und mir gedacht „Jetzt ist also mal für eine Weile Schluss mit Excel & Co.“


Stunden später war auf meinem privaten Laptop Excel dann schon wieder auf. Und ich habe angefangen jetzt mal „Nägel mit Köpfen“ zu machen. Wenige Tage vorher war das Corona-Konzept des Alpenvereins in Kraft getreten und die online-Buchungssysteme wieder eröffnet – angepasst an die reduzierten Kapazitäten. Ich hatte die ZUSAGE der Maurerberg-Hütte, eine Unterkunft, die nicht mal offizielles Etappenziel ist. In einem Blogeintrag zu der eigentlichen Etappe „Kreuzwiesenalm bis Schlüterhütte“ ein * hinter dem in dünner Schrift ergänzt war, dass diese sehr lange, höhenmeterreiche (über 1400) Etappe beim Maurerberg ideal halbiert werden könne. „Halbiert?“ Was für ein wunderschönes Wort!


Und von diesem ebenen geschaffenen Fixpunkt Maurerberghütte habe ich mich dann nach vorne bis an den Anfang „durchgebucht“. Das war eine Corona-Bedingung, niemand darf mehr ohne Reservierung auf einer Hütte erscheinen um dort zu schlafen. Der ursprünglich angedachten Startpunkt 3.7.20 wurde somit „gesetzt“ von der Maurerberghütte. Macht dieses Vorgehen Sinn? Nein, wirklich gar nicht 🙂 Jeder normale Mensch würde „vorne“ beginnen. Aber ich wollte mitten rein springen und um 4 Uhr morgens hatte ich ein gut befülltes neues Excelsheet in dem neben den Unterkünften auch die Tages-KM und Höhenmeter ersichtlich waren. Ich klappte euphorisch den Computer zu.


Um 5 Uhr morgens war ich immer noch wach. Es wird… konkret. Die Alpenvereinshütten konnte man inzwischen wieder alle online buchen und die Kapazitäten sofort sehen und sichern. Die Termine wurden dann kurz drauf nur noch EINMAL geändert, als der Mann dann doch Ende Juli Urlaub nehmen konnte und gerne eine Woche in Südtirol mitlaufen wollte. Neuer Fixpunkt, von dem aus zurück ergab sich Mittwoch,  8.7. als Startdatum in München. Ich beschloss dass 7.7. doch viel cooler klingt und ich dann halt „leider“ nochmal irgendwo einen Tag vertrödeln muss. Es gibt ja jedes Jahr einen Starttermin am 8.8. um 8 Uhr am Marienplatz, an dem Leute diese Tour gemeinsam losgehen, früher begleitet von Ludwig Grassler, als er dann älter war kam er immer noch um zu begrüßen und eine gute, sichere Wanderschaft zu wünschen. Mein einziges sportliches Ziel wird sein, dass mich niemand von diesen am 8.8. Losgehern überholt! Um das zu erreichen galt es den freien Juni mit Training zu verbringen. Damit die Excelsheet-Kilometer irgendwie in die Beine kommen, so in echt! Was bislang ja überraschend gut funktioniert hat. Stand heute sind 280 km und 12.600 Hm Excel-Daten in „echt“ gelaufen.


Heute sind wir also erstmals zu zweit los, um 9:15 Uhr nach einem so schönen Roneralm-Frühstück. Der Mann hat sich eine Filet-Etappe rausgesucht, die heute bei bestem Wetter startet. Ein kurzer wehmütiger Blick auf „meinen“ Liegestuhl, der jetzt wieder einladend in der Sonne steht und dann geht es los.



Durch wunderschöne Almwiesen auf leichten Wegen, Samstags-Ausflügler mit Kinderwägen kommen uns entgegen. An einer Wiese hackt ein Bauer Holz. Wir kommen ins Gespräch, er erzählt wie gerne er auch mal sowas machen würde, einfach ein paar Tage immer den Bergen entlang. Aber 10 Tage frei machen, das geht einfach nie. Er fragt ob wir mit ihm einen selbstgebrannten Zirbenschnaps trinken wollen. Es ist 9:35 Uhr. Wir lehnen dann doch ab, ausnahmsweise die alte Backpackerregel „Never argue with the Lokals“ missachtend.




Nach 1,5 Stunden ist die Kreuzwiesenalm erreicht, die eigentlich offizielles Etappenendziel der vorherigen Etappe gewesen wäre. Und auch wunderschön liegt. Wir trinken was und kaufen Käse, die Medaillen sind an der Bar aufgereiht für deren selbst gemachten Bergkäse. Der Blick ist idyllisch und die Stube so gemütlich.




Als wir aufbrechen sehen wir Muc-Venedig Wanderer Nr. 7, der uns gestern auf der Roneralm schon mit RIESIGEM Gepäck aufgefallen war, wir dachten es sei ein Gleitschirmflieger. Beim Frühstück erzählte er aber er hat Zelt und Essen und alles dabei, in Summe 23 (!!!) Kilo. Um dann doch in den „Luxus-Unterkünften“ zu übernachten und zu speisen. Das ist schon … schräg…:-) Wir werden ihn den ganzen Tag immer wieder treffen, in wachsender Verzweiflung, weil alle Almen die er sich als Jause-Station auserkoren hatte nicht bewirtschaftet sind (der Rother hätte ihm das vorher sagen können, aber er hat irgendein anderen komischen Führer, den keiner kennt…)

Es geht mit durchgängig grandiosen Ausblicken in leichtem auf und ab über die blühenden Almwiesen entlang. Bald sieht man auch den „Maurerberg“, dort irgendwo liegt unser heutiges Tagesziel (die grüne Kuppe in dem Bild)





Das leichte auf und ab wird sich am Tagesende auch auf fast 800 hm summiert haben. Wir passieren den „Schöpfungspfad“ wo wir plötzlich an einem über uns schwebenden Delphin vorbei kommen, kurz drauf wurde „der Mensch“ erschaffen. Bei der „Vollendung“ am 7. Schöpfungstag machen wir kurzen Fotostop.



Wir passieren Kühe, Kälbchen, Auerochsen.





Auf dem Monte  Campiglio machen wir eine kleine Rast und haben einen unglaublichen Rundumblick. Wir sehen am Gipfel gegenüber das Mountain Museum von Reinhold Messner.


Was auffällt, dass an den schönsten Flecken überall Picknick-Bänke und Liegestühe aufgereiht sind. Der eindrucksvolle „Peitlerkofel“ ist bis zum Schluss unser Begleiter. Kurz vor halb vier ist die Maurerberghütte dann schon erreicht, die Terrasse ist mal wieder spektakulär. Wir bekommen das schönste Zimmer unterm Dach, mit Balkon und eigenen Bad.







Claudia ist heute nicht da, Claudio erzählt abends ein bisschen was, schlägt einen alternativen Weg morgen zur Schlüterhütte vor. Der Mann überlegt, den Peitlerkofel besteigen zu wollen. Die Speisekarte ist ein wahrgewordener Südtiroler Traum. Wir essen Speckknödel-und Graupensuppe zur Vorspeise und dann Polenta, einmal mit Gulasch einmal mit Käse.



Es ist sooooooo gut, leider nur mächtig, dass der unglaublich lecker riechende Kaiserschmarren keine Chance mehr hat, nicht mal zu zweit geteilt. Habe ich am Vormittag noch die Empfehlung des Einheimischen jetzt einen Schnaps zu trinken in den Wind geschlagen, so höre ich jetzt darauf, als Claudio mir vom abendlichen Espresso abrät und stattdessen ein weiteres Glas Wein vorschlägt. Wir trinken noch eins, ratschen mit ihm, planen den morgigen Tag. Der nochmal ein sehr leichter und kurzer wird, bevor es dann „ernst“ und steil wird. Im Hüttenwirt-Ranking schafft es Claudio mühelos auf einen der vorderen Plätze. Ich würde hier am liebsten eine Woche bleiben, so schön finde ich es.




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