Tag 6 Brü-Bri Tour: Durch die Grünsteinscharte in den Sommer
- Katharina Ehrhardt

- 29. Juli
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. Aug.
Donnerstag, 17.7.25

Coburger Hütte - Grünsteinscharte - Lehnberghaus - Obsteig - Mötz - Kloster Stams - Rietz (im Inntal) / Hotel Rietzer Hof
Hm rauf 640, Hm runter 1.830, km 24,5
Unterwegs von 8:30 Uhr - 20 Uhr, reine Gehzeit ca. 7 h
Höchster Punkt Grünsteinscharte 2.263 m
Die Nacht war ohrstöpselfrei ruhig da oben im Lager, wir wachen erholt auf.
Und ich habe ja noch die zwei zusätzlichen Frühstücksmarken der Wellnes-Ladys!
Jele und frühstücken also sehr ausgiebig. Der Vorteil, wir bekommen somit noch mehr Kaffee - die Kaffeeausgabe ist hier sehr strickt. Zweiter Kaffee koscht extra. Dritter auch. Nicht für uns!
Das indische Fotografen-Pärchen geistert herum, das T-Shirt ist inzwischen wieder trocken. Sie haben sich wie viele hier für mehrere Tage einquartiert. Ein Kletterer, der für ein paar Tage hier Touren klettern wollte bricht ab, das Wetter ist zu schlecht für Klettersteig. Er ist enttäuscht, weil der Wirt ihm die eben stornierten Übernachtungen nicht zurück erstattet.
Julia taucht auf. „Laufen wir zusammen?“ fragt sie uns. Ja, voll gerne.
Und dann schwirrt da noch eine Familie mit zwei Jugendlichen rum, die laufen wohl auch bis Brixen. Sie erinnern mich ein bisschen an die Familie Sattmann aus der Piefke Saga, der Eindruck wird sich in den nächsten Tagen noch verfestigen (ich hänge ja ein bisschen hinterher, es gab 7 (!!!) Tage kein Netz!) daher erlaube ich mir, sie heute schon so zu nennen. Die Frau ist sehr nett. Die Kinder auch. Der Vater trägt einen Seppelhut mit Metall-Wandernadel-Ansteckern dran.

Während Jele und Julia noch Schafe fotografieren, stehe ich schon wieder kopfschüttelnd vorm Thermometer und friere. Wo ist nur der Sommer hin?

Es hat 5 Grad heute morgen. Ich telefoniere nochmal kurz mit dem Mann, der ja morgen nachkommt, am Fahnenmast ist bisschen Netz: „Ich glaube, ich brauche mein Thermo-Wanderleggins“ jammere ich. Die muss er noch suchen und einpacken.
Halb 9, wir laufen jetzt los! Der Wirt fragt ehrlich interessiert wo es heute hingeht und meint „Ab Obststeig könnts ja dann den Bus nehmen.“ Das macht Familie Sattmann auch, der Rother empfiehlt selbiges, wir planen aber zu laufen. Sind halt viele Km heute, aber wir haben doch Zeit.


Wir müssen 100 mal anhalten um den Blick zurück zu fotografieren, also die Hütte hat schon wirklich eine Premium-Lage. Ist das da hinten blauer Himmel?


Es gibt drei Wege zu der Scharte: Es ist ein nagelneuer gut sichtbar markiert, der leitet nach einem kurzen Anstieg wieder nach unten, d.h. man verliert Höhenmeter, die man dann wieder unsinnigerweise doppelt gehen muss, entweder a) in schön neu gespurten Serpentinen oder b) steil direkt die Rinne hoch. Und es gibt c) eine Querung durchs Schuttkar, da verlaufen unsere GPS-Daten, man verliert keine Höhenmeter.

Wir beratschlagen uns kurz und beschließen der neuen Markierung zu folgen und erstmal wieder abzusteigen. Es sieht tatsächlich so aus, als hätte sich da jemand was dabei gedacht. Julia und ich bleiben auf den Serpentinen, Jele nimmt den Diretissima Weg die Rinne rauf. In der Ferne sehen wir Familie Sattmann Variante c wählen. Da sie sehr langsam voran kommen, vermuten wir dass der Weg doch nicht so einfach zu gehen ist.






Ja und was sehen wir auf der anderen Seite plötzlich??
Gutes WETTER! Wie toll! Da braucht es gleich mal Käppi und Sonnenbrille. Dann machen wir uns mal an den Abstieg.


Es ist so abenteuerschön, mit viel Freude steigen wir ab! Und es wird immer wärmer. Und dann wird es wieder grüner und Alpenrosen blühen links und rechts. Es ist so Kitsch-idyllisch schön.

Irgendwann kommt ein Schild „Lehnberghaus“, wir beschließen dort einen Stop einzulegen. Julia fällt plötzlich auf, dass sie falsch ist. „Wieso bist du falsch, wir sind auch nicht falsch!“ wundere ich mich. „Ja ich will aber wo anders hin!“ Ach ja richtig, sie ist ja in diesem Mieming (Obermieming?) abgestiegen, wo auch irgendwo dieses tolle Wellnesshotel sein muss. Sie hätte weiter oben schon abzweigen können, geht jetzt aber mit uns zur Einkehr. Man muss da ein bisschen flexibel bleiben…


Und da wartet nicht nur eine tolle Sonnenterrasse auf uns, sondern mein kulinarisches Highlight der Woche! Es ist 11 Uhr, eigentlich zu früh um Mittag zu essen, aber was kleines ginge ja schon. Und was steht da auf der Tageskarte: „Minigermknödel mit Vanillesoße und Mohn.“ „UND“ ist hier schon mal ein ganz wichtiges Wort, meist muss man sich ja entscheiden. Der Germknödel ist Mini, genau richtig, und schwimmt in flüssigem Vanillepudding. Ein Berg Mohn oben drauf, der wirklich perfekt vollkommene 11 Uhr Snack zum Kaffee!

Wir suchen mit Julia einen neuen Weg, sie kann auch von hier abbiegen.
An der Peter Annich Hütte werden wir uns wohl wieder sehen.
Wir haben jetzt einen langen aber durchaus abwechslungsreichen Spaziergang durch diverse kleine Dörfer vor uns. Ihr solltet das auf keinen Fall mit dem Bus abkürzen.


In Obsteig gibt es einen Spar, da gibt es neben einem WC auch einen Kaffeeautomaten. Da holen wir uns was. Hinter der Kirche pausieren wir und machen WAS?? Wir ziehen uns um! Zum ersten Mal auf dieser Tour geht es jetzt in die GANZ kurzen Sachen… Das fühlt sich sehr nach Sommerurlaub an.
Diese Klamm und den Wasserfall verpassen alle Busfahrer. Es ist ein wirklich schöner und total abwechslungsreicher Weg.


Wir kommen durch den kleinen Ort Mötz durch. Die Infrastruktur in diesem Ort ist bemerkenswert. Es gibt einen Tabakladen, ein Jagdwaffengeschäft und einen Tierpräperator. Einen Tierarzt - für mich wäre das irgendwie so eine sinnvolle Zwischenstufe - scheint es nicht zu geben 😂
Und dann nähern wir uns dem Stift Stams. Jele hat auf dem Weg dorthin schon die Gastronomischen Möglichkeiten an unserem Ziel-und Endort gecheckt. In unserem Hotel gibt es seit Corona kein Abendessen mehr, das hatte man uns am Telefon gesagt. Das empfohlene (und wohl einzige) Restaurant in Rietz hat heute wegen Krankheit geschlossen. Wir könnten mit dem Zug nach Telfes oder - es ist zwar noch etwas früh - wir kehren im Stift Stams ein. Wir landen erst in einem schönen Biergarten davor, der aber nur Fritösen-Schnitzel zu haben scheint. Wir trinken dort was und gehen in Richtung dem Kloster.
Das sieht schon sehr schön aus! Und sehr angemessen!

Ja und genau hier werden wir essen! Wie schön. Außer uns ist fast niemand da, wir haben die Terrasse für uns. Von hier ist es noch eine Stunde ins Hotel, genau richtig für einen Verdauungsspaziergang anschließend. Hier sitzen wir ewig, es ist ein traumhaft schöner Platz!! Wer käme auf die Idee, hier mit dem Bus einfach dran vorbei zu fahren???


Bisschen was zu trinken gabs auch. Es ist echtes Aperol Spritz-Wetter!

Die Leute dort sind so hammerfreundlich, wir essen Kürbiskernkrusten-Schnitzel und Trüffelburger, und es gibt „Heiße Liebe“ zum Nachtisch. So so so gut!

Wir sitzen noch lange - dann machen wir uns auf die letzte Stunde nach Rietz, vorbei an Sommerfelder, es riecht nach Heu, Berge links und rechts, die Bergschuhe am Rucksack baumelnd, wir sind in die Flippies umgestiegen.


Ein richtig, echter Sommer-Wandertag. Es fühlt sich so leicht und heiter an.

Ziel erreicht!! Jetzt nur noch das Hotel finden!
Und hoffen, dass der Zugangscode passt - die Rezeption ist nur Vormittags besetzt.


In Rietz downtown nochmal ein kurzer Schock… DA wollte ich ja eigentlich nicht mehr hin…
Aber wir finden einen Weg drumrum 😉
TaDaaa! Rietzer Hof gefunden! Wir kommen zur Tür rein, haben ein Zimmer, alles perfekt.


In den Hotelbewertungen hieß es, dass es direkt an der Autobahn liegt, die LKWs vorbeidonnern und es sehr laut ist. Wir haben aber ein Zimmer nach hinten raus und hören echt gar nichts. Es ist so ruhig und still und sogar einen Balkon gibt es.
Was für ein leichter, heiterer, schöner Tag!





Der Kletterer stieg (am Mittwoch ;-)) über den recht nassen Hohen Gang nach Ehrwald ab. Es waren wenig Leute unterwegs, so dass ich doch tatsächlich zwei schwarze Salamander mitten auf dem Weg sah.
Auf der Rückfahrt war ich dann ganz glücklich über das belegte Brot und den Apfel, die ich als Entschädigung für das nicht in Anspruch genommene Frühstück und Abendessen von der Wirtin bekommen hatte. Zu Essen hatte ich somit genug, aber der "Wassertrick" war an dem Tag nicht schlau. Es gab erst am Freiburger Bahnhof die Möglichkeit was zu trinken zu kaufen.
Die lange Fahrzeit hat mir dein Blog verkürzt, besonders der GTA Süd. Davon hattest du ja am Frühstück begeistert erzählt.
Ich hab auch bisschen über PP…