top of page

Tag 10 Brü-Bri Tour: Geheimagenten im Nebel

Montag, 21.07.25

Schweinfurter Hütte - Gleirschjöchl - Pforzheimer Hütte

Hm rauf 720, Hm runter 440, km 5,8

Unterwegs von 8:15 - 11:15 Uhr, reine Gehzeit 3 h

Höchster Punkt Gleirschjöchl 2.751 m


ree

„Also so eine Anfrage hatten wir ja noch nie, aber wir machen doch alles möglich!“ strahlt mich der Typ aus dem ultranetten Hüttenteam der Pforzheimer Hütte an.

Echt jetzt?

Es wollte hier noch nie jemand Kuchen / Strudel zum Frühstück? Treue Leser wissen das, nach mehreren Tagen und Wochen Hütten-Marmeladenbrot-Frühstück ist irgendwann Kuchen einfach die bessere Alternative. Und der Mann hatte nachmittags den Kirsch-Mohn-Schoko-Strudel schwimmend in Vanillesoße gegessen und der war Wahnsinn! Mit Blumen oben drauf!


ree

Mir war heute aus dem kalten Regen kommend aber eher nach einer warmen Suppe. Und danach war kein Platz mehr im Magen und es gab schon bald Abendessen. Jetzt gibt es ihn morgen zum Frühstück. Phantastisch. Wir sind folglich angekommen und nach einem sehr kurzen Tag dem Regen davon laufend. Er hat uns nur in der letzten Stunde erwischt.


Auf den letzten Metern hat uns dann doch der Regen erwischt.
Auf den letzten Metern hat uns dann doch der Regen erwischt.

Da war das Wetter heute morgen gar nicht SOOO schlimm wie angekündigt.

Aus dem angekündigten Starkregen ist heute morgen Nebel geworden, man sieht nix aber es ist noch trocken.


Schweinfurter Hütte im Morgennebel
Schweinfurter Hütte im Morgennebel
Und los gehts wieder. Heute ist kein Sonnenschutz nötig…
Und los gehts wieder. Heute ist kein Sonnenschutz nötig…

Wir verabschieden uns von Julia, die gestern außerplanmäßig mit uns zur Schweinfurter Hütte gekommen war, heute zieht sie aber in einer langen Etappe bis Lüsens durch, um wieder in ihren Buchungsplan zu kommen. Dann ist sie sehr schnell zwei Tage vor uns, wir gehen noch einen anderen Abstecher, und sie bleibt nur einen Tag in Brixen, also vermutlich sehen wir uns auf dieser Tour nicht mehr. Aber so genau weiß man das ja nie, irgendwie tauchen dann doch viele unerwartet nochmal irgendwo auf. Das war eine wirklich schöne Begegnung.


Wir haben eine kurze Etappe, ursprünglich so gebucht, weil es mit den Hüttenverfügbarkeiten nicht anders ging, jetzt sind wir froh, dass wir mit der angekündigten Schlechtwetterfront jetzt zwei kurze Tage haben. Wenn man dann wetterbedingt doppelt so lange braucht, geht es trotzdem noch. Und bei gutem Wetter kann man die Tage mit Zusatzgipfeln „aufwerten“, der Mann hat viele davon auf seiner Möglichkeiten-Agenda. Ich nicht. Für alle, die mit dem GAP-Brixen Rother gehen, wir biegen heute auf Variante 5.1 ein, sind immer noch auf der Sellrainer Runde, ein bekannter Höhenweg.


ree

Gleich zu Beginn kommen uns einige Leute von der Pforzheimer Hütte entgegen, unser heutiges Tagesziel. Der Wirt scheint sie früh rausgescheucht zu haben, damit sie es noch im trockenen schaffen, sie sind gleich da, Glückwunsch. Wir tauschen uns kurz über Wege aus, alles easy und unproblematisch. Wir steigen auf zum Gleirschjöchl, kommen an Gespenster-Nebelkühen vorbei, manchmal hört man nur das Klingeln und dann stehen sie plötzlich da. „Wie bei Fluch der Karibik“ sagt der Mann. Ja, genau so ist das.


Herausragende Sicht!
Herausragende Sicht!

Wir haben lange einen Bach mit kleinen Wasserfällen an unserer Seite, es wäre wohl schon schön, wenn man was sehen würde. Nachdem wir über den höchsten Punkt drüber sind, fängt es an zu regnen, es nieselt nur leicht, nicht so schlimm, die Wege sind trotzdem gut zu gehen.


ree

Heute ziehen wir aber durch, kurz nach 11 Uhr kommen wir an.

Hütte in Sicht! Oder?


ree

Fatamorgana oder Hütte?


ree

Doch, das sieht gut aus.

ree

Sehr gut sieht das aus!


Wir sehen sogar Julia nochmal kurz, die hier Pause gemacht hat. Sie sitzt mit Lisa aus dem Team zusammen und hat sich einen Speed-Weg ins Tal erklären lassen. Sie sollte gut durch kommen.


Ich sitze schon in der Stube und höre den Mann in einer Tour am Gang laut lachen. Was ist so lustig? Ich schau um die Ecke, er studiert ein Plakat, das auf humoristische Weise versucht ein gutes Hütten-Miteinander zu transportieren. Das ist wirklich nett, schaut es euch mal genauer an…


ree

Wir beziehen unsern Lagerplatz, ich glaub ich muss jetzt erstmal schlafen. Diese frühe Aufsteherei, nur um irgendwelche Regenlöcher zu nutzen, schlaucht ja schon.


ree

ree

Hinten auf dem Regal stehen schwarze Boxen. Es sind genau diese, die ein Nachmittagsschläfchen fast unmöglich machen werden. Diverse Pärchen checken nach und nach ein und zwischen allen spielt sich so oder ähnlich das nachfolgende Gespräch ab:

Er: „Du musst alle deine Essenssachen in so eine Box packen.“

Sie: „Wieso das denn?“

Er: „Es hat hier scheins Mäuse.“

Sie: „Waaaas??? Kreisch!!! Wie ätzend!“

Er: „Auch deine Müsliriegel“

Sie: „Quatsch, die sind doch schon verpackt.“

Er: „steht da aber!“


Beim dritten Mal Aufwachen aufgrund anhaltender Mäuse-Müsli-muss-das-wirklich-sein-Diskussionen stehe ich dann seufzend auf. Man kann ja Leuten schlecht verbieten, sich nachmittags um 14 Uhr im Lager zu unterhalten.


ree

Das Wetter hat aufgeklart, der Mann beschließt noch einen ING zu besteigen. Er hat tatsächlich Blick!


Blick von einem irrelevanten Nebengipfel. Unten sieht man die Pforzheimer Hütte.
Blick von einem irrelevanten Nebengipfel. Unten sieht man die Pforzheimer Hütte.

ree

Ich lerne derweil eine sehr nette - aber SEHR mysteriöse Frau kennen. Der Mann bestätigt später meinen Eindruck, wir sind uns bald sicher - sie ist eine britische Geheimagentin!


Wir passen uns beide nahtlos unserer Umgebung an - bei mir zufällig, bei ihr sicher absichtlich. Camouflage! Guckt mal wie unsere Jacken zu den Hütteneinrichtungs-Kissen passen! Der Hammer oder? Leider darf ich keine Bilder von ihr zeigen - ich musste sie somit wegschneiden. Ein weiterer Verdachtsmoment! Ich soll schreiben, sie sei eine Dame aus London. Das stimmt aber gar nicht! Dritter Verdachtsmoment. Aber sie ist wahnsinnig schlau, gebildet, (auch verdächtig…) lustig, wir unterhalten uns den ganzen Abend großartig.


ree

Es sei ja politisch sehr spannend, was gerade bei uns passiert, so mit dem Regierungswechsel, lenkt sie das Thema auf Politik. Ob ich glaube, dass Herr Söder noch Bundeskanzler wird, fragt sie mich dann. Die kennt sich aber gut aus. Ob Herr Söder sie auf mich angesetzt hat? Weil er noch sauer ist, dass ich ihm auf der Zugspitze entwischt bin? Der ist ja hartnäckig.


Im Gespräch mit einer britischen Geheimagentin (die ich aber wegschneiden musste….)
Im Gespräch mit einer britischen Geheimagentin (die ich aber wegschneiden musste….)

Wir stehen draußen, sie deutet auf die Kühe. Sie wandert viel, aber vor Kühen hat sie immer Angst. „Warum isst du sie dann nicht?“ frage ich. Sie ist Vegetarierin. Sie lacht, „ja das würde eigentlich Sinn machen.,“ Ob ich schon mal Bären beim weitwandern getroffen habe? Will sie dann wissen.

Äh nein.


Der Abend ist lustig, das Essen gut (ich weiss schon wieder nicht mehr was es gab…). Meine Beine waren heute immer noch „nicht in Höchstform“ aber man kann mal bemerken, dass nix weh tut, der Rucksack nicht schwer ist (kein Wunder, wenn man ALLES an hat und kaum Wassser braucht) und wir so gut schlafen. Auch diese Nacht wieder. Niemand ist krankt, nichtmal ein bisschen Husten, auch nicht selbstverständlich bei dieser morgens-5-Grad-Dauerkälte. Morgen steigen wir ab nach Lüsens und sind dann das letzte Mal planmäßig „unten“ bevor wir bis Brixen durchgängig „oben“ und auf Hütte sind. Heute ist so ungefähr Halbzeit.

 
 
 

Kommentare


Vorheriger Beitrag: Tag 9 Brü-Bri-Tour: Kaugummi-B…

Nächster Beitrag: Tag 11 Brü-Bri Tour: Vom Schwa…

bottom of page