Samstag, 05.08.23
GTA Alpe della Colma - (Höllen)-Abstieg nach Piedemulera, von da mit Zug an den Orta See / Omegna
Km 8,5 (inkl. Bummel in Omegna 12,7) - Hm rauf 150 - Hm runter 1.503 (!!!)
Draußen von 7:45 - 23:30 :-)) - reine Gehzeit 5h
Ich hatte heute Nacht in der Zimmerverteilungs-Lotterie gewonnen. Es gibt nur zwei Zimmer in der Alpe della Colma mit je 6 Betten, dazwischen ein Bad für alle. Ich hatte heute Nacht das ruhige Zimmer. Paula und David nicht. Ich war mit der schwäbischen Familie im Zimmer, die wir schon mehrfach trafen, (wo er so gut rechnen kann….) die aber erwiesenermaßen sehr ruhige Schläfer sind. Und es gibt eine neue Protagonistin, die hier plötzlich auf dem GTA aufgetaucht ist: Eine Quantenphysikerin aus Konstanz. Auch eine ruhige Schläferin. Und die zweite Person die ich treffe, die schon mal aus einem oberen Stockbett gefallen ist und damit meine oberes-Stockbett-Paranoia schürt. Es gibt ja die These, sowas könne nicht passieren, man fällt nicht aus dem Bett. Sie ist widerlegt!
Ich bin schon wieder superfrüh wach, schleiche mich um 6 in die Stube, Frühstück gibt es ab 7:15 - ausnahmsweise für uns drei, weil ich gedrängelt hatte, dass wir früh los sollten. Wir wollen den Zug an den Ortasee erwischen. Eigentlich 4h Gehzeit aber etwas Puffer auf unbekannten Wegen kann ja nicht schaden.
Außer der kleinen süssen Katze ist niemand da, sie kommt aber gleich zum Kuscheln rüber. Sie ist echt zauberhaft süß, Luna, ganz schwarz mit weißem Fleck, 4 Monate alt. Sie guckt mich mit sooo großen Augen an. Leider gibt es keine Bilder, mein Handy schlummert noch ausgeschaltet unter einer Alu-Decke.
Als die Wirtin um kurz nach 7 in dicken Jacken vermummt die Stube betritt, frage ich verwundert, wo sie denn jetzt herkommt? Sie schlafen draußen im Zelt, antwortet sie, hier im Haus sind zu viele Telefone. Jetzt finde ich es doch auch kurz schräg. Wir schalten alles aus, wickeln es in Aludecken ein, fassen unsere Geräte 15h nicht ein einziges Mal an und sie muss immer noch einen Kilometer entfernt vom Haus entfernt draußen schlafen?
Es gibt Marmeladenbrote und Kaffee, ich dränge bald zum Aufbruch. Und dann beginnt eine der schönsten Strecken bisher, wir laufen in der frühmorgendlich klaren Luft ca. eine Stunde auf einem bezaubernden Höhenrücken mit Blick bis weit zum Lago Maggiore. Es ist ein traumhafter Morgen, man kann sich kaum sattsehen.
Hier der Blick von der Terrasse der Hütte.
Und hier in die andere Richtung, wenn man die 3 Minuten zum Höhenrücken „aufgestiegen“ ist:
Da zu den Seen am Horizont, da zieht es uns jetzt hin. Wir wollen ja eigentlich nur zum Baden. Von dem her nehme ich die heutige Etappe auch gar nicht so als Wanderetappe wahr, eher als „zum See gehen“ und vorher „noch kurz zum Bahnhof.“ Vielleicht ganz gut so, dass ich noch nicht weiß, was da heute noch auf uns zukommt ;-))
Während alle anderen in der Hütte heute entweder einen 2h Miniabstieg in ein kleines Dorf machen um dann morgen entweder zum Waldbiwak zu gehen und dann nach Campello Monti ODER beide Etappen zusammen zu laufen ist unser Plan in (angeblich) 4 h nach Piedemulera zu gehen und von dort den 12:58 Uhr Zug an den Orta See nach Omegna zu nehmen. Dort ein (oder zwei - so genau wissen wir das zu diesem Zeitpunkt noch nicht) Tage zu bleiben und von Omegna kommt man in 30 Minuten mit Bus oder Taxi nach Forno. Von dort steigen wir dann auf der V12 Variante wieder ein dann ebenfalls nach Campello Monti.
Noch ein letzter Blick zurück, schön liegt auch diese Hütte schon.
David und ich hatten ja mehr „zum Spaß“ die GPS Daten reingezogen, nur so zur Sicherheit. Einen Abstieg ins Tal wird mal wohl finden. Die Wirtin meinte auch nur „jaja, ihr geht links, die anderen rechts.“ Es klang einfach. Auch der Rother erwähnt diese Möglichkeit mit dem Hinweis, wie schön es sei, diesem Höhenrücken nach Osten zu folgen. Irgendwann käme ein gepflasteter Weg. Dazwischen? Orientierungsloses Nichts, steilste 1500 HM bergab auf unmarkierten Waldwegen und über Felsen hinab. Das sagt einem nur wieder niemand.
Wir werden uns trotz dieses „Höllenabstiegs“ immer wieder abends daran erinnern, dass aber doch diese erste Stunde des Tages so unglaublich schön war, dass man das nicht vergessen darf:
Und dann wird es echt ein bisschen heikel.
Plötzlich zweigt GPS nach rechts ins „nichts“ ab, kein Weg, keine Markierung, die einem anzeigt, dass man hier abbiegen müsse.
Aber ein Blick auf die Karte, doch da geht es runter. Wir klettern um ein Felsband, dann steilst einen Wald hinunter mit vielen Gottseidank trockenen Wurzeln und Laub, dann wird es felsig, wir rutschen auf unseren Hinterteilen vorsichtig runter. So GANZ ideal ist das nicht, vor allem weil es einfach nicht aufhört - 1500 hm sind viel.
Irgendwann kommt der Ort in Sichtweite, aber von da wird es nochmal richtig happig.
aber - wir schaffen es alle. Ich halte noch einen Kurzvortrag, dass wir jetzt aber auch gegen Ende gut aufpassen müssen, zum Schluss passiert immer am meisten! Kurz drauf vertrete ich mir das Knie. Paula gibt mir erst einen, dann ihren zweiten Stecken. Ich humpele irgendwie die letzten Meter runter. Das tut schon echt weh. War’s das jetzt für mich?
Und iiiiirgendwann sind wir unten, laufen noch 20 Minuten die heiße Strasse entlang, in der Ebene renkt sich auch mein Knie wieder ein und alles ist wieder gut. Wir erreichen mit 15 Minuten Puffer den Bahnhof. Hier dann wirklich der Schock, er ist total verfallen, in der abgesperrten Bahnhofshalle stapelt sich Müll und Bauschutt, wie man durch die zerbrochenen Fenster sehen kann. Das ist jetzt nicht wahr, ist der Bahnhof etwa nicht mehr in Betrieb???
Wir gehen außenrum, kein Automat, nichts, aber 2 Jungs scheinen dort auch auf den Zug zu warten. Und kurz drauf die Durchsage, er käme gleich. Der Schaffner will uns dann noch 45 Euro für Schwarzfahren abnehmen und meint, er habe ein pdf-Dokument auf seinem Handy, da könne er nachsehen, ob es in Piedemulera wirklich keinen Automaten gäbe! Als ich ihn bitte das zu tun, entschuldigt er sich kurz drauf und verkauft uns 3 reguläre Karten für je 4 Euro.
Deutsche Schwarzfahrer unter sich..
In 30 Minuten sind wir da. Und dann ist plötzlich alles wieder schlagartig gut.
Im Hotel stellt sich raus, dass das von mir gebuchte letzte frei ZImmer quasi die „Präsidentensuite“ ist - eines von lediglich 2 Zimmern im ganzen Hotel, die einen Dachterassengroßen Balkon mit genialstem Blick über den See bieten. Und ausreichend Stühle für uns drei UND für unsere Wäsche, die jetzt mal wieder dringend gewaschen werden muss…
Die bayrische Flagge fehlt aber sonst ist alles großartig!
Sie haben es tatsächlich für 3 Personen bezogen und Paula und David ziehen für diese Nacht mit ein. Ich nächtige auf einem Diwanähnlichen Sofateil, das so bequem ist und in royalem Blau mit Gold überzogen ist. Sehr angemessen, möchte ich anmerken.
Wir kommen unabhängig voneinander schnell zu der Erkenntnis: Morgen weiterlaufen geht gar nicht. Wir bleiben 2 Nächte. Zwar ist DIESES geniale Zimmer nur diese Nacht frei aber für morgen gibt es (mit einigem Hin und Her, der Rezeptionist behaupt „Fully Booked“, Booking.com halt etwas anderes….) dann doch noch 2 DZ für uns, zwar nur mit Stadtblick aber egal. Das Hotel ist sonst echt perfekt. Nachdem das alles organisiert ist dürfen sich die Beine jetzt abkühlen…
Ein kleiner Strand ist gleich ums Eck, ein größerer 20 Fußminuten entfernt. Der kleine reicht mir gaaaanz eindeutig. Ich mache keinen Schritt mehr heute!
Das Wasser ist herrlich, klar, warm und tut so so gut. Schwimmen ist die beste Gegenbewegung zum Wandern. Endlich bin ich auch mal im Wasser! Nach 10 durchgängigen Wandertagen tut das so gut! Und auch die Pause morgen wird so gut tun!
Am Nachmittag kommt Elisa mit Ihrer Family vorbei, wir sitzen in der zu diesem Strand gehörenden Strandbar, trinken ein bisschen Spritz, essen und reden.
Später treffe ich tatsächlich NOCH eine Freundin, die grad Workation am Ortasee macht, Lucia. Sie ist aus Berlin, ich bin da so regelmäßig und nie schaffen wir es uns dort zu treffen. Dann halt am Ortasee. Sie hat angeboten, dass ich bei ihr wohnen kann, aber sie wohnt auf der falschen Seite des Sees, von dort komme ich niemals mehr auf meinen Einstieg nach Forno. Ich habe das Gefühl, das wird von hier noch “complicato“
Wir sind in einem so tollen Restaurant beim Essen, mit einem so schönen Innenhof. Es wird spät. Als ich gegen Mitternacht heimkomme, schlafe die andern beiden schon tief und fest. Ich sitze noch eine Stunde auf der unglaublichen Dachterrasse und schaue aufs Wasser. Das Leben ist schön!
Die Tour der seltsamen Hüttenwirtinnen. 😅
Ich hoffe deinem Knie geht es wieder gut und es muckt nicht immer wieder
einen tollen Pausentag der Principessa ind der Präsidenten Suite