Samstag, 12.08.23 - Etappe 17b + die erste Stunde von E18
Alagna - Peccia, Unterkunft Baita Prato della Croche (ZAUBERHAFT ❤️)
Km 12 - Hm rauf 590 - Hm runter 200
Unterwegs (auf der eigentlichen Etappe) von 13:30 - 17 Uhr, Gehzeit 3h plus morgens 2h diverse Bummel zu Wasserfällen, Talschlüssen etc.
Grüße aus dem Paradies. Peccia.
Der Tag startet bereits paradiesisch, tief ausgeschlafen mit dem opulentesten Frühstück dieser Reise. Es gibt sogar ein Frühstücksei, das erste meiner Tour. Zum Selberkochen in so einem Heißbottich mit Eierwecker. 3 verschiedene Kuchen, Käse und Schinken, viele Müslis, Nüsse, Obst, alles was es bislang halt kaum oder gar nicht gab.
Das großartigste daran? Die Gesellschaft. Es war gestern überraschend schwer in diesem Mini-Dorf die Bushaltestelle zu finden. 4 Einheimische gefragt, 4 Meinungen bekommen. Gegenüber der Kirche ist das Cafe Centro, da muss man links runter. Da ist ein großer Parkplatz und Busse kommen da auch an. Um 19:45 Uhr aus Vercelli, Buslinie 50 kam da z.B. einer.
Diese Lieferung habe ich mir mal angesehen. Ausgestiegen ist nur einer, den hab ich dann gleich mitgenommen. Der Mann ❤️. Oder, wie er hier auch schon genannt wurde, der Schlafsacklieferant. Viele fieberten ja Alagna entgegen, weil es da einen Sportladen gibt. Socken, Sohlen, der GTA fordert viel. Ich hab diesmal auch schon das erste Paar Socken und ein T-Shirt durch. Ich bekomme Nachschub, ganz ohne Sportladen. Und inkl. Bestens informierter Wanderbegleitung für 8 Tage.
Er hatte einen unglaublichen Panoramaflug, ist dann von Mailand mit dem Schnellzug nach Vercelli und von da gehen Busse nach Alagna. Nach über 2 Wochen weitestgehend allein on tour ist das jetzt so schön und ich freu mich total, dass das spontan klappt - es war diesmal gar nicht geplant. Wir hatten Anfang Juli schon 2 Wochen gemeinsam Urlaub, aber jetzt hat sich was bei seinem Projekt verschoben und diese Woche frei nehmen hat genau gepasst. Und wir sind immer noch flexibel genug nicht durchrennen zu müssen, er kann sowohl von Quinicinetto, Fondo oder Piamprato zurückkommen. Es dauert alles ein bisschen länger hier hin und weg zu kommen, für 2,3 Tage lohnt das nicht, aber für eine Woche dann grad so.
Gestern Abend waren wir dann noch so schön Essen, in einem Walserhaus. Schlafen und Essen wie ein Walser kann ich jetzt schon, das mit dem Gehen ist nach wie vor ausbaufähig.
Kleine Vorspeisenplatte für EINE (!) Person. Danach gab es Pilzrisotto 😍
Heute ist schon mal alle Zeit der Welt, eine Mini-Etappe ins Val Vogna steht an, 2 h, 240 hm. Wir haben sie um eine Stunde verlängert um den morgigen sehr langen und schweren Tag etwas zu entschärfen. Bis Peccia kann man dann noch weiterlaufen, da gibt es EINE Unterkunft mit 9 Betten. Die heute alle mit einer italienischen Reisegruppe belegt sind. Ich bin die einzige auf dem GTA, die dort heute trotzdem etwas bekommen hat. Und als wir dort ankommen bin ich so dankbar dafür. Ich bin schockverliebt in diesen Mini-Ort, das sanfte Licht und das unglaublich tolle Haus. DAS ist jetzt mal ein wahrlich magischer Ort.
Der Weg dahin war dann doch anstrengender als gedacht. Wir hatten heute alle Klimazonen. Sind wir bei entspannten Frühlingstemperaturen morgens ein bisschen spazieren gegangen, wurde es später so so so so heiß. Um sich dann mit Gewitter und Regen schlagartig wieder abzukühlen.
Und irgendwie haben sich die geplant wenigen Hm dann doch zu mehr aufsummiert. Der Mann wollte Pedemonte gerne noch sehen, also sind wir da nach dem Frühstück hin spaziert, zurück von wo ich gestern gekommen bin.
Er ist nun ohne Zweifel der am beste vorbereitete Mensch auf dem GTA, daher wusste er, dass von da Shuttlebusse gibt, die bis zum Talschluss fahren. Sie gehen tatsächlich alle 10 Minuten, kosten 3 Euro hin und zurück. Na da fahren wir doch mal hinter. Dann kann man kurz zu dem Wasserfall laufen, und dann noch zur Kapelle.
Und ein Stück höher, ob man nicht doch noch Monte Rosa Blick hat? Aber das Massiv hält sich mit Wolken bedeckt. Wir fahren zurück, trinken noch was auf dem Markplatz, in der Bar, in der sie gestern Abend für die kommende Apres-Ski Saison geübt haben. Ein paar Junge, die auf den Stühlen zu Cotton Eye Joe getanzt haben. Alagna ist ja auch Wintersportort. Der Rest - 60-jährige GTA-ler die eigentlich nur gemütlich ein Bier trinken wollten. Jetzt ist es auch ruhig.
Hinter der Kirche erzählt ein - ja ich weiß auch nicht was - die Geschichte der Walser, leider nur auf italienisch. Er wackelt beim Erzählen lustig mit dem Kopf.
13 Uhr, langsam könne man sich ja doch los machen auf die heutige Etappe.. Der Mann will noch Wasser kaufen, wir shoppen im kleinen Dorfladen. Danach passieren wir eine Unterkunft, das Indra Hus, IRGENDWER hat doch gesagt er wohnt dort? Da winken schon die beiden Damen vom Balkon. Sie haben nichts mehr bekommen die nächsten Tage und fahren jetzt sehr umständlich mit dem Bus 3 Tage durch diverse Dörfer. Und steigen dann irgendwo wieder ein, wo sie VOR uns sind. Also, wieder zwei weg, mit denen ich gerne gelaufen, auf Gratrücken pausiert und abends zusammen gesessen bin.
Mich erreichen ja viele Zuschriften. Frau Sabine G. aus Nürnberg beschwerte sich schon zu Beginn, ich hatte die Farbwahl des diesjährigen Bergkleides nicht öffentlich stattfinden lassen. Das tut mir leid - es war vor Abfahrt alles ein bisschen SEHR knapp. Es ist das Türkise geworden, wie ihr vielleicht schon aufgrund der Fotos geschlussfolgert habt. Das hatte ich zwar letztes Jahr schon auf Tegernsee - Sterzing an, aber das war ja nur eine sehr kurze Tour, über die ich - Beschwerde 2 von Frau G. - noch überhaupt nicht berichtet habe. Eine der wichtigsten Erkenntnisse dieser kleinen Tour im letzten Jahr: Man muss gleich schreiben, später “im Herbst“ macht man das irgendwie nicht mehr. Aus meinem von Leser Michael T. aus München gespendeten Wandelei-FlipFlop-Lager dürfen diesmal die dunkelbraunen mit. Alpenpremiere für dieses Paar, die anderen sind schon sehr dünn geworden.
Frau Katharina M. aus LB schreibt, das die von mir in Gattascosa als „irgendwelche Klettermeisterschaften“ beschriebene Sportevent möglicherweise nicht ganz die Bedeutsamkeit widerspiegelte. Es würde sich um DAS Event des Jahres handeln, WM und Olympiaqualfikation.“ Mein Fehler.
Und nun kritisiert auch noch der Mann, kurz nachdem wir von unserem kleinen Ausflug zum Talschluss zurückkehren, einen meiner ersten Artikel. Als ich dieses olle GTA-Computerspiel erwähnte. „Das ist überhaupt kein Autorennen-Spiel“, wie fehlerhaft von mir berichtet, erklärt er, „T steht für THEFT, es ist ein Autodiebstal-Spiel.“ Seinen von mir beschriebenen grünen Sportwagen habe er natürlich geklaut. Und - ergänzt er - ob mir aufgefallen sei, dass der Shuttle-Busfahrer eben beim Aussteigen den Autoschlüssel hätte stecken lassen…? Ob wir nicht GTA auf dem GTA spielen wollen? Ähm nein. Also nicht mit einem Kleinbus… Thelma und Louse haben auch keinen Bus geklaut… Falls uns ein grüner Sportwagen mit steckendem Schlüssel begegnet, können wir das aber gerne nochmal diskutieren…
Gegen halb 2 beschließen wir dann doch mal loszugehen. Im ersten Ort Riva Valdobbia sind wir schnell auf Kieswegen entlang eines Flusses.
Der Mann sagt ich soll schreiben, wir haben eine Gruppe radfahrender Italiener bergab überholt. Weil die so sehr ins Gespräch vertieft waren…
Bis zu diesem Ort zu laufen lohnt sich schon. Hier gilt es, die Kirchenbemalung des jüngsten Gerichtes zu bewundern. Bitte schön.
Das stellt wohl den heilige Christophorus dar. Das sei der, der mich auf meinen Reisen immer beschützt. Sagt Mama. Wenn das so ist, dann macht er einen irre guten Job! An dieser Stelle mal ein großes Dankeschön von mir.
Und so sah sie von innen aus:
Neben der Kirche ist eine kleine Bar, ein richtig typischer italienischer kleiner Ort. Ja und von da könnte sich der kluge Nach-mir-Geher vielleicht überlegen, den Bus zu nehmen, der Val Vogna Bus geht wohl recht regelmäßig. Denn jetzt geht es echt sehr sehr heiß fast ausschließlich auf noch heißerem Asphalt entlang. Auf der wegen des Wochenendes auch viel los ist, viele Parken links und rechts. Der Mann findet ein paar Waldabstecher, die sind dann zwar schattiger aber umso steiler. Als wir das offizielle Etappenende San Antonio erreichen, liegt die Terrasse des dortigen Rifugios schön in der Sonne. Vielleicht fast zu sonnig. Eine Kurve weiter kommt ein Agriturismo, sie züchten schottische Hochlandrinder, verrät das Schild.
DORT kehren wir ein. Kaum sitzen wir da, geht ein Gewitter los, wir gut geschützt unter einem Dach. Und als wir losgehen wollen, hört er wieder auf.
Na das klappt ja großartig. Die Temperatur ist gefühlte 20 Grad gefallen, so lässt sich der Rest gut bewältigen. Plötzlich hält ein Jeep neben mir, ein vollgepackter Wanderer sitzt auf der Rückbank, der Fahrer lässt das Fenster runter und fragt „Katharina?“
Ihr seht - man kennt mich hier ;-) Ich erkenne ihn auch sofort, er sieht wirklich exakt so aus wie auf dem Profilbild des whatsapp-Kontaktes namens Paola, die Chefin, die mir angeboten hat, dass wir bei ihnen schlafen können. Das ist dann wohl der Mann dazu.
Ich springe ins Auto, „hinter der nächsten Kurve müssen wir den Mann noch aufsammeln“, sage ich. Der Mann will dann aber gar nicht ins Auto einsteigen, er läuft lieber. Sehr schnell sind wir eh nicht auf dieser Holperstrasse und nach ein paar Kurven kommt schon der Parkplatz, in den Ort kann man nicht reinfahren. „Ich warte hier auf den Mann“, sage ich. „Ist es da gleich das erste Haus links?“ „nein, das letzte“ sagt der Wirt. Er hätte auch sagen können „Das zweite.“ Das wäre auch richtig gewesen. Der Mann biegt gleich darauf um die Ecke, meint er wollte das unbedingt laufen, jetzt als es endlich schön wurde, ein Fluss zur Seite mit Blick in dieses schöne Tal!
Paola begrüsst uns so herzlich, wir beziehen die Manager-Suite, kaum sind wir angekommen regnet es wieder. Seit 10 Jahren sind sie hier, erzählt Paola.
Geschützt auf einem Sofa unterm Dach auf einer großen Veranda schauen wir in diese friedliche Landschaft. Man sieht vereinzelt ein paar Wanderer absteigen. Den einen kenn ich doch? Es ist der Felsen-Italiener von gestern. Wobei ich ihn mehr an seinem grauen Wuschel-Hund erkenne. „Das waren Teile meine gestrigen Bade-Gesellschaft“ erzähle ich dem Mann. „Und du kennst hier schon wieder jeden, oder?“ schüttelt der Mann den Kopf.
Bald gibt es Essen, dass natürlich großartig und alles Gemüse aus dem eigenen Garten ist. Zucchini mit Parmesan und Olivenöl, köstlicher Schinken, Schnitzel mit Salat, ein bisschen Rotwein. Wieder ist es ein deutscher Mann, der warnt, morgen könne das Wetter sich ändern, diesmal ist es meiner. Auch Paola meint, früh los wäre sicher nicht falsch, vielleicht Gewitter um 11 oder um 14 oder um 17 Uhr. Aber jetzt schlafen wir erstmal da unterm Dach in der Manager-Suite. Manager:innen-Suite, um ganz genau zu sein. Ein Chef, eine Chefin. Sehr gut ist das.
Nein, das sollte natürlich unbedingt noch erwähnt werden…. Auch dass ich im kleinen Familienrat schon eine Quickabstimmung abgehalten hatte und es bei 4 Stimmen und 4 Farben je 4 Meinungen gab…🙄 Dann ging alles zurück. Basta. Nächstes Jahr braucht es dann aber natürlich ein Neues! Wir gehen das rechtzeitig an diesmal!
Wunderschöne Bilder! Das ist ja wirklich herrlich dort. Geniess die Zeit mit „dem Mann“ der sooo gut vorbereitet ist. Da kann ja praktisch nichts schief laufen. Kleid steck ich gut weg und bin mit Türkis völlig fein 😂 die fehlenden Berichte von letztem Jahr treffen mich deutlich härter! Aber immerhin ist dieser Sommer gerettet - es ist herrlich jeden Morgen lachen zu können und deine Geschichten zu lesen, wir machen das zu Hause im Familienclub und freuen uns jeden Morgen! 💛
. . . . Wollen wir bitte nicht unerwähnt lassen, dass du uns in Aussicht stelltest, die Farbe, des diesjährigen Bergkleides mitzubestimmen! Dass du aus Nachhaltigkeitsgründen, und weil du es vorallem vergessen hattest uns zu fragen, einfach das Türkise gewählt hast, war in sofern zu verstehen, dass du im letzten Jahr inkognito gewandert bist……quasi unter Ausschuss der Öffentlichkeit….deines Fanclubs…aber nun gut….langsam wächst auch die Wunde zu….
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