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Tag 2 Brü-Bri Tour - zum fränkischen Zugspitz-Base-Camp

Sonntag, 13.07.25


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Bayernhaus - Reintalangerhütte - Knorrhütte

Hm rauf 1.317, hm runter 530, km 19,5

Unterwegs von 9 Uhr bis 16:45, reine Gehzeit ca. 6:30 h

Kosten: Bayernhaus DZ mit (opulenter) HP 100 € p.P. + Getränke

Höchster Punkt: Knorrhütte 2051m

Nanu? Es regnet. Das war so aber weder ausgemacht noch angekündigt. Na, erstmal frühstücken. Der Mann steigt heute ab, der muss nun doch nochmal ein paar Tage ins Büro und kommt am Freitag wieder dazu. Ich hab von hier verschiedene Möglichkeiten zur Knorrhütte zu kommen, für die nächsten 2 Tage mein Basislager für die Zugspitzbesteigung. Wir entscheiden uns für die, wo ich mit dem Mann noch ein Stück zusammen gehen kann, Richtung Partnachklamm. Ab da bin ich auf dem Originalweg der Alpenüberquerung Garmisch - Brixen und steige über das Reintal auf. Ich werde abends feststellen, noch nie so viele Franken gesehen zu haben. Haben die irgendeinen Feiertag?


Der Mann blickt kopfschüttelnd auf das immer größer werdende Frühstücksbüffet des Bayernhauses. „Gewöhn dich da lieber nicht dran…“ mahnt er. Obst, Antipasti, Fleischsalat - ist das Zitronenkuchen??? Katharina, (nicht ich, die Hüttenwirtin) trägt immer noch mehr Sachen raus „Es ist schließlich Sonntag!“ sagt sie. „Ich mach’s nur so, wie ich es selbst auch haben will!“


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Katharina & Katharina
Katharina & Katharina

Die Politik-Jungs vom Nebentisch haben schlechte Laune, es wird schon wieder lautstark gemeckert. Heute morgen nicht über Politik, sondern über den Regen. Sie haben eine lange Tour vor sich und das Wetter passt ihnen gar nicht.


Aber als wir gegen 9 Uhr loslaufen, ist es plötzlich schön! Wir sind zwei Stunden früher dran als gestern. Ich bin von mir selbst sehr beeindruckt.

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Auf leichten Wegen geht es Richtung Partnachklamm. An dieser Brücke trennen sich unsere Wege… „du gehst jetzt da lang“ zeigt der Mann den Weg. Ab jetzt muss ich ihn selbst finden. „Die ersten 300 hm wirst du gar nicht merken, die sind ganz flach, da bist du bestimmt schnell“.

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Wir sind es durchaus gewöhnt, mal eine Woche ohne einander auszukommen, trotzdem ist das jetzt überraschend emotional. Ich hab ne Träne im Auge (bestimmt nur eine Fliege…). Mir wird gerade bewusst, wie unwahrscheinlich es doch eigentlich ist, jemanden zu finden, wo es dauerhaft passt. Der einen so gut kennt. Und trotzdem mag. Und bleibt. Extrem unwahrscheinlich ist das. Ich bin gerade voll Dankbarkeit. Für ihn, für das Leben, und für einen ganzen freien Sommer, der vor mir liegt. Dass ich mir das jedes Jahr wieder möglich mache. Verrückt ist das alles.


Er ist mit mir gestern noch alle potentiellen Gefahrensituationen durchgegangen, er macht sich wie immer Sorgen. Ich weiß jetzt genau, wo ich überall nicht abstürzen darf. Und dass ich gleich lange die Partnach an meiner Seite habe, was ein Verlaufen heute unwahrscheinlich(er) macht.


Ich soll mir nur überlegen ob ich an der Bockhütte oder an der Reintalangerhütte Pause mache, meint er. Das entscheide ich ganz spontan.


Die Beine fliegen von alleine, es ist der Zauber der ersten Tage. Gestern war ja quasi „Schuh-Einlauf-Tag“ auf Wegen, die man durchaus schon öfter gegangen ist. Heute bin ich auf neuen Wegen, hier war ich noch nie. Irgendwie sind nur Spaziergänger unterwegs, ich überhole alle.


Wobei, die die man nicht überholt, die sieht man ja nie… ;-) Meine berglaufende Nachbarin, die bekäme ich quasi gar nie zu Gesicht.


Vor mir spaziert eine 6-köpfige Männergruppe, in 3-er Grüppchen nebeneinander her, den ganzen Weg einnehmend... Ich setze erneut zum Überholmanöver an. „Hey! Überholt die uns etwa?“ ruft einer von ihnen mit einem klaren fränkischen Dialekt. „Du bist aber schnell!“ sagt der nächste.

„Das bin ich nur solange es so flach ist! Sobald es bergauf geht habt ihr mich wieder!“ rufe ich ihnen zu.

„Das ist aber nicht flach hier, das ist total steil! Ein steiler, hochalpiner Bergweg ist das!“ sagt der Dritte. Die anderen nicken.

Da haben sie natürlich recht. Ich hab euch mal ein Foto davon gemacht.

Steiler, hochalpiner Weg zur Knorrhütte…(Zitat eines fränkischen Mitwanderers)
Steiler, hochalpiner Weg zur Knorrhütte…(Zitat eines fränkischen Mitwanderers)

„Bis später du schnelle Frau“ ruft ein vierter. Ich habe kurz den Mann im Verdacht, ob er die alle engagiert hat. Zur Motivation. Aber wo hat er auf die schnelle sechs langsame Franken herbekommen??


An der Bockhütte gehe ich weiter, obwohl die wirklich auch nett liegt. Aber es braucht noch keine Pause. Erst an der Reintalangerhütte stoppe ich.

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Aber nicht lange, es wird schnell voll und ist laut und wuselig. Ich ziehe weiter. Und stoppe dann nochmal länger unter diesem Baum. Hier lässt sich gut sitzen, es ist ist gerade kein Mensch unterwegs. Die Sommer-Weitwanderer-Freiheit zieht langsam im Herzen ein.


Magischer Pausen-Baum
Magischer Pausen-Baum
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Die Wege bleiben erstmal leicht und schön. Viel Blick für wenig Aufwand. Noch…

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Ungefähr hier werde ich das erste Mal überholt. Vom Wirt auf einem Moped. Wir sind uns einig -das zählt nicht…

Kleiner Waldarbeiter mit Axt
Kleiner Waldarbeiter mit Axt

Ein kleiner Junge kommt mir mit einer Axt in der Hand entgegen. Baumfällarbeiten, sagt er. Ich soll kurz warten, damit ich keinen Baum auf den Kopf bekomme. Ein überzeugendes Argument.

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Irgendwann wird es dann doch ein bisschen steiler, ich biege auf den Felsensteig ein. Hier überhole ich einen dänischen Papa mit seinem jugendlichen Sohn. Sie sind beide ziemlich am kämpfen. „Ich war ja schon 6 mal am Mont Blanc“ jappst er. Aber DAS, also DAS ist ja echt eine andere Liga…


Tja, diese Brü-Bri-Tour ist halt auch kein Sonntags-Spaziergang, (auch wenn heute Sonntag ist). Mont Blanc, Mount Everst, Kilimanjaro, das bereitet dich nicht darauf vor… Sie wollen morgen auch auf die Zugspitze, das ist schon so lange ein Traum von ihm. Man merkt sehr deutlich, sein Sohn teilt diesen Traum nur bedingt.

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Die Blicke bleiben grandios. Ich kann grad nicht glauben, dass ich hier noch nie war.

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Auf den letzten Metern überholen mich noch doch ein paar Menschen. Eine riesige fränkische Gruppe junger Menschen, diese haben im Gegensatz zur ersten frauenlosen Franken-Franktion Frauen dabei. Alle sind superschnell und überholen von allen Seiten gleichzeitig.

Na gut, dass muss ich jetzt wohl als gelungenes Überholmanöver werten.

Und dann noch zwei Schweizerinnen. Die Schweizerinnen zählen aber nicht. Eine Schweizerin ist sowas wie ein Wirt auf einem Moped. Das läuft außer Konkurrenz. Die Franken-Kombo zählt als eins. Es sieht somit so als, als wäre ich heute die zweitschnellste, die im Basislager ankommt… Unglaublich 😂

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Hütte in SICHT!!!
Hütte in SICHT!!!
Tadaaa 🎉🥳 Das scheint machbar
Tadaaa 🎉🥳 Das scheint machbar
Bett unten links ist meins!
Bett unten links ist meins!

Die Hütte ist straff und professionell organisiert, wahnsinnig voll und trotz des Riesen Rummels sind alle mega freundlich. Ich frage nach einem Bett unten und einem Zimmer ohne Männer… „Das sind aber viele Wünsche“ meint er lachend. „Ein einzelnes Bett unten?“ Ja perfekt. Mein Zuhause für die nächsten 2 Tage. Zur Halbpension gibt es wohl jeden Tag dasselbe. „lauchsuppe - Spaghetti Tomatensoße oder Gulasch mit Reis - Schokopudding.“ oder bis 17:30 a la carte.


Ich entscheide mich für letzteres, dann kann ich gleich essen und noch die letzten Sonnenstrahlen auf der Terrasse mitnehmen. Und jedem applaudieren, der oben ankommt. Ich weiß selbst am besten, wie dringend man das manchmal braucht.

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Der Typ in blau wird sich später noch zu mir setzen, ein Amerikaner aus Philadelphia, der zu allem „MEGACOOL“ ruft und dabei weit die Augen aufreißt. Er ist lustig und ein bisschen hyperaktiv. Ich bestelle eine Cola „wow - megacool!“ „du gehst morgen auch auf die Zugspitze? MEGACOOL!! Ich bin drei Tage hier in den Bergen und du?“ „Drei Wochen, wenn alles gut geht.“ „WOW! MEEEEGAAAACOOOL!“ Es sind generell fast nur Männer und davon fast nur Franken auf der Hütte. Das hat den Vorteil, dass die Damenwaschräume und Duschen immer frei sind. Apropos, wo sind eigentlich „meine“ Franken von ganz zu Beginn geblieben? Ich habe sie den ganzen Abend noch nicht gesehen.


Später nieselt es leicht und es erscheint über der ganzen Hüttenterrasse ein riesiger Regenbogen. Das ist so schön!

Regenbogen 🌈 im Hintergrund
Regenbogen 🌈 im Hintergrund
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Ich werte das mal als gutes Omen…


Neben Mr. MEGACOOL saß noch ein sehr netter Berliner mit am Tisch. Der Abend verging schnell. Ein wesentliches Thema war das neue zweite barrierefreie Selfie-Gipfelkreuz auf der Zugspitze. Das spaltet doch sehr, die Meinungen hierzu sind eher ablehenend. Nun wird es aber Zeit ins Bett zu huschen, gleich 22 Uhr. Ich weiß noch gar nicht, wer mit mir im Zimmer ist, vorhin war noch gar niemand da. Ich öffne die Tür, 6 Männer gucken mich aus den unterschiedlichen Bett-Stockwerken an, der erste ruft „Ah schau amol da! Die kenn‘mer doch!“ eine zweiter fragt verdutzt „a woher denn?“ und der dritte erklärt ihm: „des ist doch die schnelle Frau!“😂


Ich bin mir sehr sicher, dass ich in meinem ganzen Leben noch nie so genannt worden bin. MEGAACOOL.


Besser kann der Tag nicht enden. Die schnelle Frau schläft trotz mehrstimmigen fränkischen Schnarchkonzert sehr schnell ein.

 
 
 

4 Kommentare


Ursi
24. Juli

Hab auch schon wieder viel gelacht... Doch der schönste Satz von Tag 2 ist für mich: "Die Sommer-Weitwanderer-Freiheit zieht langsam im Herzen ein." 🤎💚🩶

Wie schön! Schönstes Bild für mich:

"Das mit dem Regenbogen 🌈🔅🌦️!" 😁Danke dafür...

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🩷🩵💜

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Johanna
24. Juli

Schöööööön. Hab sehr gelacht :D. Gut dass du so lange unterwegs bist, dann gibt’s viel zu lesen. Bitte das Ende aber nicht erst in einem Jahr schreiben.

Grüße auch an den Mann

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Das glaube ich dir gern, dass du bei unseren Zeiten lachen musst! 😂 Liebe Grüße ins schönste Haus!

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