Mittwoch, 16.08.23 // Etappe 21 (bzw. Teile davon)
Kloster Oropa - Rifugio Coda
Km 10,5 - Hm Rauf 1.305 (inkl. Klitzekleinem Abstecher auf einen Aussichtshügel) - Hm runter 150
Unterwegs von 10:00 - 16:15 Uhr, reine Gehzeit 5,5h
Ich bin so so so kaputt, es war heute so anstrengend und als wir das erste Pausen-Rifugio Rosazza erreicht hatten zog Nebel auf. Nicht ganz schlimm, die Felsen und Wege blieben trocken, es gibt ja auch so fiesen Felsen-Nass-Mach-Nebel, aber das ging mir so sehr auf die Stimmung. Ab dem ersten Rifugio, wo wir eine kleine Pause eingelegt haben und schon 2 Stunden bergauf in den Beinen hatten, ab da wäre die Tour eigentlich erst losgegangen. Eigentlich wollten wir hier ein zweites Frühstück nehmen, draußen war es aber so kalt, drinnen fanden wir es irgendwie megaungemütlich. (Die Bonner Damen werden heute hier übernachten und morgen erzählen, dass sie es total toll fanden, herzlich, lecker Essen. Unser Rifugio Coda, bei dem SIE nur kurz eingekehrt sind unterwegs fanden sie hingegen gar nicht schön. Was mal wieder zeigt, wie unterschiedlich die Wahrnehmung ist. Und - jeder von uns dachte sich abends „das haben wir genau richtig gemacht“)
Der Normalweg sieht vor bis hierher mit der Seilbahn zu fahren. Die wird aber auf Jahre renoviert. Also haben wir die dann viel zu lange Etappe 21 geteilt und ich dachte, fälschlicherweise, das wären dann zwei entspannte Tage. Also der heutige war es schon mal nicht.
Am Morgen haben wir dem Kloster beim Aufwachen zugesehen, der ganze Ferragosta Trubel war abgereist, wenige Menschen sind, füllen sich heiliges Wasser aus dem Brunnen in ihre Flaschen. Oder trinken aus den großen Schöpfkellen.
Offizielles Frühstück gibt es hier nicht, also sitzen wir in einem Cafe auf dem Gelände, mit Cappuccino und Brioche.
Wir wollen noch die schwarze Madonna besuchen, die nach der Prozession gestern den Weg wieder zurück in ihre kleine Kirche gefunden hat. Die vielleicht die schönste hier auf dem Gelände ist. Wir wollen noch ein Foto von ihr machen, aber es ist Messe um 9 Uhr und danach gleich wieder. „Während der Messe fotografiert man nicht“ ermahnt mich der Mann. Also sitzen wir nach unserem Frühstück im sonnigen Klosterhof, bestaunen erneut die unglaubliche Größe dieser Anlage und warten auf das Ende des Gottesdienstes. Danach sind wir allein mit ihr in der kleinen Kirche. Angeblich legt sich auf ihrem Antlitz niemals Staub ab! Wenn man aus diesem Material Möbel herstellen könnte wäre das … schon praktisch.
Ja und dann starten wir gegen 10 Uhr entspannt sonnig diesen vermeintlichen 2x2 Stunden Tag, zwei bis zu Seilbahnstation, dort ein zweites Frühstück, dann nochmal zwei Stunden laut Beschilderung, 2,5 h lt. Rother. Wir werden über drei brauchen!
Ich kann gar nicht so genau sagen, was es so anstrengend macht. Ich schwitze sonst nie besonders, heute läuft mir das Wasser in Bächen runter, in bin klatschnass. Obwohl es gar nicht heiß ist. Ich fühle mich, als hätte man mich untrainiert auf 3.000 m Höhe abgeworfen, ich bekomme gefühlt einfach keinen Sauerstoff in die Lungen, dabei sind wir viel niedriger als sonst. Von den tollen Blicken ist wegen dem Nebel nichts zu sehen, ich finde keinen Rhythmus, nach dem Grat kommen plötzlich sehr ausgesetzte Stellen. Es nimmt kein Ende.
(Mann im Nebel)
(Olle Schafe im Nebel)
(Badesee im Nebel)
(Blöde, neblige Blocksteine zum rüberklettern)
Der letzte Anstieg zur Hütte so so steil. Ich kann einfach überhaupt nicht mehr gehen, meine Beine sind leergesaugt, jeder Schritt kostest soviel Kraft.
Die Quantenphysikerin ist nicht auf der Hütte, sie meinte, wenn das Wetter hält geht sie durch. Offensichtlich hat sie das durchgezogen. Der von-Wien-nach-Nizza-Mann hat das gestern auch gemacht. Chapeau! Ich ziehe mein Käppi vor euch tief. Hätte man mir heute Nachmittag, als ich hyperventilierend auf den Stufen dieses Rifugios saß gesagt, ich muss jetzt noch 4 h weitergehen, ich hätte zu weinen angefangen. Niemals hätte ich das heute geschafft.
Die Hütte ist auf den ersten Blick sehr einfach, die erste Dusche meiner Tour die wegen Wassermangels geschlossen ist, keine richtigen WCs, das Wasser soll man bitte wirklich nicht trinken, weil schlechte Qualität. Aber dann bekommen wir eines der winzigen 4-Bett Zimmer zu zweit. Das Essen ist phänomenal - es gibt hausgemachte gefüllte Ricotta-Spinat Ravioli mit Butter, panierte Hähnchenschnitzel mit Fenchelgemüse und Creme Caramel zum Nachtisch. Der Mann gibt mir von seinem Essen jeweils noch was ab, ich stehe kurz vorm Verhungern. Wirklich! Aber die Portionen sind reichlich und sie haben wirklich toll gekocht. Aber den Tag mag ich jetzt wirklich nicht mehr sehen, ich gehe früh ins Bett.
Ich hoffe das war er - der blödste Tag 2023 auf dem GTA. Der ja trotz allem so schön begann. Danke fürs Zuhören, das jetzt in einem Rutsch runterzuschreiben, hat tatsächlich gut getan. Trotzdem überlege ich, ob ich nicht einfach mit dem Mann übermorgen heimfahre. Vielleicht isses nach 3 Wochen Wandern auch einfach mal gut.
Sah sie tatsächlich! Woher WUSSTEST du das?? ☺️
Von mir eine olle😉 Umarmung!🤗🥰
Bei mir gibt es diese Tage auch schon wenn ich nicht über ausgesetzte stellen, fiese Steine und den Berg hochlaufen muss nach 3(!!!) Wochen wandern! Das darf auch mal sein.
Hör was dein Bauch dir sagt ob‚s weitergehen soll oder eben nicht! ganz bestimmt kommen wieder die Tage voller Energie, Sonne und Freude! ☀️💪🫶
SIE IST EIN MENSCH! EIN GAAAANZ NORMALER MENSCH!
Weißt du, Katharina, ich bewundere dich und deine immerwährende Positivität! Ich kenne wirklich niemanden, der/die so viel ansteckende Freude versprüht.
Dass du auch so knatschig, motzig sein kannst, und ein gesundes Maß an Selbstmitleid vor dir her tragen kannst, macht dich nur umso liebenswerter!
Solche Tage kennen wir auch alle. Und dazu müssen wir nicht so lange und schwer über die Alpen laufen.
und weißt du, was das Beste ist? Den doofen Tag kannst du abhaken ✅ den hast du hinter dir. Quasi vom Nebel verschluckt…
Ab jetzt wieder wunderbar ☀️
ich drück dich 🐻
Hallo Katharina,
Es gibt halt so Tage, wo man nicht weiss warum es einem alles so schwer fällt!
Sicher sieht die Welt am Morgen schon wieder besser aus!
Gruss Beate