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Tag 29 GTA - Bonjour, bonjour - Pausentag im Gran Paradiso


Donnerstag, 24.08.23

Pausentag in Noasca bzw. Im Gran Paradiso Nationalpark

Km 7 - Hm rauf 290 - Hm runter 290

Unterkunft Albergo Gran Paradiso in Noasca


Plötzlich reden alle französisch. Das fing vor ein paar Tagen schon vereinzelt an, heute spricht es von überall französisch. “Bonjour, bonjour, ob ich auch aus Frankreich käme?“


Also bitte. Ich sehe aus wie ein Landstreicher. Der Mann hatte mir ja neue Klamotten mitgebracht, meine kurze Hose war viel zu groß geworden, die neue ist leichter und besser für die aktuellen Temperaturen. Aber sie hat schon kleine Löcher. Ob ich doch zuviel auf Felsen herumsitze und rutsche? Mein Lieblings-Wandershirt hat ebenfalls ein Loch und ist total ausgeleiert, der Rücken vom Rucksacktragen deutlich sichtbar abgewetzt. Das wird die nächste 2 Tage entsorgt. Dann hab ich nur noch eins. Also nein, ich bin keine Französin. Die würden niemals so rumlaufen.


Noasca, wo ich an diesem Tag geschlafen habe, war vor ein paar Tagen (im Juli 2024) plötzlich in den 20 Uhr Nachrichten, die dortige Attraktion - ein gut erreichbarer und vom Ort aus sichtbarer Wasserfall - trug riesigen Mengen Wasser mit sich und durch den Ort, Überschwemmungen, Menschen mussten evakuiert werden.


So sah das vor einem Jahr aus…



Wir sitzen bei einem frühen aber umfangreichen Frühstück. Es gibt so ungewöhnliche Dinge wie Obst, Paprika, Joghurt und Käse.


Die Wirtin lädt uns in ihr Auto und setzt uns an der Bushaltestelle ab. Die beiden waren schon sehr sehr nett, auch als ich gegen 23 Uhr nochmal kurz meine Kellertreppe hoch in die Trattorie gestiegen bin um höflich nachzufragen, ob der 15 jährige Sohn, vielleicht ein bisschen leiser rumschreien kann? Sein Zimmer lag direkt über meinem, die Treppe die da hochsteigt (siehe vorheriger Eintrag) geht wohl da hoch. Er hat mit einem Kumpel Computer gespielt, irgendein Kriegs-Anschrei-Spiel oder was diese jungen Menschen halt heute so tun. Den ganzen Nachmittag / Abend und da die ja Ferien haben wäre das bestimmt die ganze Nacht so gegangen. Ja ich weiss, ich bin kompliziert, erst will sie ein anderes Zimmer und dann ist das auch wieder nicht recht. Die Mama hat sofort einen hochroten Kopf bekommen und ist aus der Trattorie gestürzt, der Papa hat noch irgendwas erzählt wie schlimm das mit den Kindern ist und rannte seiner Frau hinterher. Ich weiß nicht genau, was dann geschah, aber bis ich durch mein Scheunentor wieder die Betontreppe runtergestiegen war zu meinem Zimmer war es … totenstill.


Der Rother empfiehlt unbedingt einen Pausentag im Gran Paradiso Nationalpark, und er hat recht! Ich empfehle das jetzt auch!! Selten so viel hochalpines Panorama für so wenig Aufwand erhalten! Schon die Busfahrt dahin ist ein Highlight.


Es gibt wohl einen Bus 3-4 mal am Tag direkt dort hochfährt, lese ich. Die jüngere Lehrerin reist heute Abend ab, die beiden wollen sich noch einen netten Tag in Noasca machen am Fluss und beim Wasserfall. Ich will in Noasca aussteigen, den Infopoint suchen um herauszufinden, mit welchem Bus man denn nun zu diesem Colle Nievelet hochkommt. Und dann? Stelle ich auf der Fahrt fest, genau in diesem Bus eh schon drin zu sitzen!


Die Fahrt über eine sehr aussichtsreiche Serpentinenstraße ist schon ein Highlight für sich.


Meine Sachen sind ja eh dabei, egal ob baden oder ob es regnet, also kann ich jetzt einfach entspannen und hab einen langen Tag frei da oben. Bis es um 17 Uhr spätestens mit dem letzten Bus zurück geht.


Oben ist ein großer Parkplatz und man kann in alle Richtungen loslaufen. Ich trinke noch einen Café im dortigen Rifugio, plane die nächsten Tage und lasse die ganze Busmeute sich mal verteilen.

Nach einer Stunde ist fast niemand mehr da und ich laufe in Richtung der Seen. Und hab das ganze gigantische Panorama im 360 Grad View.


Das man wieder überhaupt nicht in Bildern angemessen abbilden kann.

Blick zurück

Und nach vorne

Und wieder zurück

Und wieder nach vorne







Ich spaziere eine Weile herum und liege dann lange an einem der drei Seen und lese, plane die letzten Tage und schaue in die Luft.


Ein paar Italiener baden schreiend, stellen dann beim rauskommen fest, dass niemand ein Handtuch dabei hat. Steig ich jetzt von meinem Hügel runter und biete ihnen meins an? Aber sie haben schon eine Lösung - einer kommt auf die Idee, am See auf und ab zu rennen, bis man trocken sei. Und rennt dann wirklich 30 Minuten am Ufer auf und ab. Ideen, auf die ich nie kommen würde…


Und es ist faszinierend, es wird jetzt wirklich Herbst und bin ich vor ein paar Tagen noch in jede Mini-Pfütze zum „baden“ nur um ein bisschen Kühle und Wasser an den Körper zu bekommen, liegen jetzt traumhafte Seen vor mir und ich habe kein bisschen Lust, in das eiskalte Nass zu steigen.


Ein Gewitter kündigt sich an und ich mache mich auf den Rückweg, nehme einen Bus früher zurück und steige in Ceresole aus, wo ich seit 2 Wochen versucht habe einen Unterkunft zu bekommen. Und es zeigt sich, dass es doch immer irgendwie richtig läuft und die wenigen Male wenn was nicht klappt es genauso gut war. Zwar liegt es traumhaft an einem See, und bietet sich als klassischer Ferienort an und verlockend für einen Pausentag, aber es ist irgendwie was die Jachenau für mich auf München-Venedig war. Satt, unfreundlich, abweisend. Ich trinke einen Kaffee auf einer viel zu heißen Hotel-Terasse und fahre dann zurück nach Noasca, der Ort mit dem Wasserfall, wo ich eingebucht habe und nachträglich das Zimmer auf zwei Einzelzimmer geändert hatte.


Alles hat mehr als perfekt geklappt, ich habe nicht nur ein eigenes Zimmer, die Lehrerin ist auf der anderen Seite des Flusses in einem separaten Gebäudekomplex untergebracht. Eine Wand zwischen uns hätte mir doch genügt, nur also noch ein Fluss, eine Brücke und zwei Hauswände extra.


Als ich zum Abendessen runterkomme winkt sie mir aus einer Ecke zu, ihre vorhin abgefahrene Lehrer-Kollegin hat sie schon durch zwei Neue ersetzt, also hier ist echt irgendwo ein Lehrer-Nest. Aber diese hier sind besonders spannend, ein australisches Pärchen, das jetzt in England lebt und in ihrem Ruhestand durch die Welt wandern und außerhalb der Wandersaison ein bisschen nebenher arbeiten. Sie wollen die Verkehrswende in England mitgestalten und beraten die Regierung. Aber viel spannender: Sie laufen den GTA umgekehrt, kommen also daher, wo ich noch hin will. „Und, ist die Gourmetvilla wirklich so toll??“ frage ich.


Die beiden fangen an zu klatschen und zu stöhnen und meinen, es sei das beste Essen ihres Lebens gewesen. Und die sind echt schon …älter… Ein langer Vergleichszeitraum also. Jetzt freu ich mich noch mehr! Noch 2 Tage.


Auch das Essen hier ist gut und vor allem reichlich, Zimmer neu renoviert, es gibt sogar einen kleinen Pool und Sauna.

Das war ein so unerwartet großartiger Tag! Der Abstecher lohnt wirklich.


2 Kommentare

2 Comments


Guest
Jul 16

.....mit mir würdest du auch kein Zimmer teilen.....😴


Fr. G. aus N.

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Katharina Ehrhardt
Katharina Ehrhardt
Jul 16
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Wir schlafen ja eh nicht wenn wir beinand sind ☺️

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