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Tag 7 Brü-Bri Tour: Militär-Konvoi und Wanderbegleitungstausch

Aktualisiert: 6. Aug.


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Freitag, 18.07.25

Rietz (Hotel Rietzer Hof) - Peter Anich-Hütte

Hm rauf 1300 (exakt!), Hm runter 25, km 10,5

Unterwegs von 8:45 - 12:45 Uhr, reine Gehzeit ca. 3:45 h

Höchster Punkt: Peter Anich Hütte 1909 hm


Alle paar Tage sollte man mal die wesentlichen Dinge mal wechseln. Socken, T-Shirt, Wanderbegleitung. Das mache ich heute. Die Wanderbegleitung wird ausgetauscht, Jelena muss zurück nach Hause, dafür kommt der Mann jetzt, der im Büro noch eine ungeplante Woche aufgehalten wurde. Eigentlich hätten sie sich beim Auf-/Abstieg treffen können / sollen, haben sich aber irgendwie verpasst.


Die Nacht war ruhig und erholsam, wir haben so gut geschlafen, das Frühstück ist üppig, die Wirtin - die wir ja jetzt gerade zum ersten Mal sehen - total nett.

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Es gibt einen riesigen Laib von einem prämierten Bergkäse aus dem Tal der grad lauter Goldmedaillen gewonnen hat. Er ist ÜBERRAGEND gut!


Vergnügt und mit Käse angereichert starten wir die letzte gemeinsame Wanderetappe Rietz - Peter Annich Hütte.


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Der Wiederaufstieg aus dem Tal „nach oben“ ist nicht spektakulär, aber durchaus schön, vor allem die Blicke zurück. Am Anfang bleibt es schattig, man kommt an Eseln vorbei, die Wege sind leicht. Die Sonne scheint! Der zweite Tag in kurzen Klamotten!!!


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Jelena zieht an und ist eine Stunde früher oben, sie will noch was Essen und dann aber auch bald wieder runter, der 16 Uhr Zug ist gebucht. Das ist ihr Glück. Ich werde in der letzten Aufstiegsstunde nämlich begleitet von einem riesigen Konvoi von 2. Weltkriegs-Oldtimern, irgendein Oldtimerclub, die mit ihren alten Kisten an mir vorbeidonnern, um sich oben alle zum Schnitzel essen zu treffen.


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Es liegt eine permanente Diesel-Gestank-Wolke in der Luft, es gab im 2.Weltkrieg wohl noch keine Elektroautos. Findet man die ersten 3 vorbeifahrende Gefährte mit ihren Beiwagen noch irgendwie cool, nervt es beim 30.sten dann schon extrem.


Aber irgendwann bin auch ich oben, Hütte in Sicht!


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Die eigentlich sehr gemütliche Terrasse mit Wahnsinnsblick über das Inntal ist brechend voll, alle

essen Riesen-Schnitzel und sind sehr vergnügt. Wir trinken noch was zusammen, dann bricht Jelena auf, zurück ins Tal und zum Zug nach Hause.


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Uuund weg…


Ich suche mir eine ruhige Ecke hinterm Haus. Ich hätte jetzt perfektes Netz, Zeit und Muße euch endlich die ersten Tage online zu stellen, aber mein IPad weigert sich hartnäckig, sich mit meinem Handy-Hotspot zu verbinden.


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Das ist jetzt die 4.te „technische Störung“ hintereinander (erst Tastatur kaputt, dann Ladekabel lädt nicht / ist auch kaputt, dann ewig kein Netz). Ich soll das neue IOS draufspielen schlägt chatgpt vor. Das geht aber nur mit wlan, das es hier natürlich nicht gibt. Ich packe seufzend den Technikkram weg und schaue die nächsten 3 h in die Berge.


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Eine Woche bin ich schon unterwegs. Wechselhaftes Wetter, eine Nebel-Zugspitzbesteigung, unglaublich nette Begegnungen. Und inzwischen wieder voll drin im Weitwander-Modus. Einpacken, Auspacken, Wetter checken, Karte laden, alles geht wieder fast von selbst. Manchmal sogar das Laufen.


Walk - eat - sleep - repeat.


Gegen 15 Uhr schwingt sich die Riesen-Schnitzel-Truppe zurück in ihre Oldtimer und braust in einer letzten Dieselwolke davon. Jetzt ist Ruhe und es ist richtig schön. Ich wechsel den Platz, jetzt gilt es langsam, den Wanderweg im Blick zu halten, ich warte ja auf wen. Vorher Check ich mich noch ein, der Wirt ist fix und alle:

„Was für ein Trubel, 100 Essen, das brauchts aber echt auch nicht jeden Tag.“

„Wie kriegt man denn bitte dafür ne Genehmigung, mit solchen Stink-Karren hier hochzudonnern,“ frage ich. Und oute mich damit gleich als Deutsche.

„Was denn für eine Genehmigung? Mei hier fahrt jeder halt einfach rauf, machen die Einheimischen alle.“ Aha. Haha. Ja dann.

„Wir sind zu zweit, und die Julia kommt später auch noch, die ist cool, die soll auch zu uns ins Zimmer.“ sag ich zum Wirt. Der lehnt sofort ab. „Na, des geht se sonst nit aus!“ Aha. Ich denk mir nichts weiter, werfe meine Sachen ins mir zugeteilte Lager und beziehe Stellung auf meinem Wanderweg-Beobachtungsposten.


Der Wirt erzählt mir noch einige Male wie ausgebucht er ist, und heute und an allen anderen Tagen, dass die Leute wenn sie nicht kommen aber einfach nicht absagen, weil er ja keine Anzahlung und damit auch keine Stornogebühr erhebt. Die Geschichte erzählt er mir irgendwie ziemlich oft.


Von meinem Beobachtungsposten entdecke ich tatsächlich bald das erste bekannte Gesicht! Julia taucht auf! Welcome back.

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Ich schau auf die Uhr, ich denke der Mann läuft die 1300 hm in guten 2 h rauf. „Wann isser denn los?“ Fragt der Wirt. Ich nenne seine Ankunftszeit am Bahnhof. Der Wirt schüttelt den Kopf: „dann isser aber nicht schnell…. Schnell sind die, die eine Stunde brauche. Nicht zwei.“

Na dann erzähle ich mal nicht von meinem 3:45h Aufstieg.


Familie Sattmann ist inzwischen auch vollständig angekommen, der Sohn hatte mich irgendwann überholt und war mit weitem Abstand vor dem Rest seiner Familie oben. Er bietet mir jetzt Harry Potter Gummibärchen an. „Wo gibt es denn bitte sowas? Die habe ich noch nie irgendwo gesehen.“ „in Nordrhein-Westfahlen, da kommen wir hier, die gibts da überall.“ Wie cool. „Pass auf, manche schmecken echt komisch“ warnt er mich freundlich.


Papa Sattmann hält wieder Vorträge, z.B. dass sie als 4köpfige Familie keine Reservierungen brauchen, die Hüttenwirte müssen ja 10% für Notfälle freihalten. Na, wenn er meint.

Er geht mit seinem Hut auf jeden Fall als Notfall durch.

Wir vergleichen unsere Routen, sie fahren die nächsten Tage viel Bus und sind dann weit vor mir. Aufregen und Grundsatzdiskussionen führen lohnt also gar nicht mehr.


Und dann taucht hinter der Kurve tatsächlich der Mann auf! 😍


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Der jetzt - so der Plan - bis zum Schluss bis Brixen bleibt und mitgeht.


Wir trinken was und beziehen dann Lager. Lustige Holzschachteln, in denen wir heute schlafen.


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Wir kriegen eine Zweier-Schachtel :-)

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„Wo schläfst du denn jetzt“, frage ich Julia.

Sie ist im Zimmer nebenan, will sich gerade einrichten. Da liegen drei Matratzen nebeneinander ohne Trennwände. Ah und hier ist die Steckdosen-Leiste, da kann man Geräte laden, wichtige Info. Ich stöpsel meine Geräte ein und blicke verwundert auf die drei Matratzen: Eine ist schon belegt und zwar die mittlere. „Wer würde denn, wenn er als erstes in ein 3-er Lagerkommt und freie Auswahl hat, das MITTLERE Bett nehmen? Das macht doch kein Mensch“ frage ich verwundert.


„Und wer hat bitte Bettwäsche auf einer Alpentour dabei?“ wundert sich Julia. Das Bett ist mit Bettwäsche überzogen, nicht mit einem Hüttenschlafsack. „Wer soll da überhaupt sein? Familie Sattmann ist im 4-er Lager, der Mann, ich und zwei Frauen im 6-er Lager nebenan (wo nach Adam Riese folglich noch 2 Betten frei wären) mehr Leute sind doch heute gar nicht hier? Na, wird schon der Hüttenwirt sein.“ Zu dem Zeitpunkt denke ich noch, ich mache einen Scherz.


Der Abend ist lustig, die Szenerie so schön, es gibt Kässpatzn aus dem Pfandl mit und ohne Schinken. Wir schauen noch lange zurück in die Berge, wo man unsere letzten Tage erahnen kann.

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Wir sitzen draußen, als mich eine besorgte Nachricht der Geigerin erreicht, meine liebste Wander-Begegnung 2020 auf München - Venedig. Ob alles ok ist bei mir, fragt sie? Ich bin verwundert, wir schreiben so einmal im Jahr, daten uns gegenseitig ab und schauen ob wir zufällig gleichzeitig irgendwo in den Bergen sind. Wir haben uns einmal in Berlin im Biergarten getroffen, einmal in München. Dass man mal ein paar Monate Nix hört, ist…normal. Was soll sein? Und dann kommt die entzückendste Begründung des Tages: „Meine Tante und meine Oma machen sich Sorgen um dich, du hast auf deiner Website geschrieben du startest am 12.7., seitdem hat man nichts von dir gelesen. Sie fragen sich, ob wohl was passiert ist?“


Der Mann schüttelt den Kopf „Siehste mal, wer deine Leser sind…“ Ja genau. Das sieht man jetzt mal. Kluge, lebenserfahrene Frauen die wissen, dass man den Tag lieber mit einem Artikel von mir startet, als mit dem Blick in die „normale“ Presselandschaft. Ich grüße an dieser Stelle von Herzen die Tante und die Oma der Geigerin! Danke fürs Jahrelange mitwandern! Ich hatte viel technischen Trouble, aber jetzt sollte alles behoben sein und (fast) täglich wie gewohnt eine Etappe zu lesen sein!


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22 Uhr Hüttenruhe. Ich schicke noch eine letzte SMS zu Julia. „Wer liegt denn jetzt neben dir?“ Das Netz ist wie gesagt hervorragend. „Der Hüttenwirt“ kommt es kurz drauf zurück.


Dass man als Hüttenwirt allein reisende Damen gleich mal automatisch neben sich platziert, finde ich voll daneben. Das geht echt gar nicht.


„Des geht se sonst nit aus.“

Schon klar.

Bei uns wären ja noch zwei Betten frei gewesen…


 
 
 

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